Für die Gesundheit von Mutter und Kind ist der Verzicht auf Suchtmittel dringend notwendig. Nicht immer fällt es Betroffenen leicht, auf den Konsum von gefährdenden Stoffen zu verzichten. Mit dem Thüringer Versorgungsmodell für Suchtmittel gebrauchende Schwangere und junge Mütter »clean4us« haben das Universitätsklinikum Jena (UKJ) und die Stadt Jena bereits 2018 ein Angebot geschaffen, um Frauen individuelle Hilfen für den Weg aus der Sucht zu bieten. Seit 2020 wurden so weit über 50 Frauen unterstützt. In der Klinik für Geburtsmedizin des UKJ koordiniert Liane Menke das Projekt und bildet die Brücke zwischen den Betroffenen und gezielten Lösungsansätzen für jeden einzelnen Fall. “Trotz unserer sehr gut ausgebauten, auch niederschwellig ausgerichteten Hilfen für Suchtkranke in Jena ist es erst mit Hilfe dieses Projekts gelungen, die großen Ängste der Frauen abzubauen und gemeinsam mit vielen Akteurinnen und Akteuren für den Einzelfall tragfähige Lösungen zu entwickeln. Jede Frau bringt ihre ganz individuellen Probleme und Bedürfnisse mit, ein Patentrezept gibt es nicht”, sagt sie. Die Jenaer Fachdienste Jugendhilfe und Gesundheit haben Entstehung und Umsetzung des Projektes mit begleitet.
Im Vordergrund steht immer das Kindeswohl, der Verbleib des Kindes bei der Mutter wird angestrebt. Sollte dies in Einzelfällen nicht möglich sein, wird ein tragfähiger Kontakt zwischen Mutter und Kind sichergestellt. Durch die vertrauensvolle Zusammenarbeit mit der Projektkoordinatorin erleben die Mütter das Jugendamt als nützliche Hilfe und nicht als Bedrohung. Die enge Kooperation zu den Bereichen Neonatologie und Psychiatrie am Universitätsklinikum sorgt für eine optimale medizinische Versorgung von Mutter und Kind. Auch zu den vielfältigen ambulanten und psychosozialen Angeboten besteht ein kurzer Draht.
Das Projekt beendet zum 31. Dezember 2023 seine Modellphase. Das UKJ hat für 2024 eine eigenständige Fortführung und Finanzierung bestätigt. Die Thüringer Landesstelle für Suchtfragen e.V. ist währenddessen dafür zuständig, über die gewonnenen Erkenntnisse aus dem Pilotprojekt thüringenweit zu informieren und ggf. themenspezifische Fachvorträge zu halten.
Um das Konzept gemeinsam weiterzuentwickeln, unterzeichnen die Stadt Jena, das Universitätsklinikum Jena und weitere Akteurinnen und Akteure eine Kooperationsvereinbarung. Diese setzt sich zum Ziel, das entstandene Netzwerk weiter auszubauen und Informationen zu spezifischen Aspekten von Sucht und Schwangerschaft breiter in die Öffentlichkeit zu streuen.
Dezernent Eberhard Hertzsch dazu: »Wichtig ist uns der familienerhaltende Ansatz des Konzeptes. Die direkte Zusammenarbeit mit dem Universitätsklinikum Jena hat sich dabei bewährt. Aus unserer Sicht ist der Fortbestand dieses sinnvollen Projektes unbedingt notwendig. Mit dem Abschluss der Kooperationsvereinbarung haben wir nun eine formelle Grundlage, die diesen gewährleistet und eine gemeinsame Fortführung sicherstellt.«
Als Projektleiter ergänzt Prof. Dr. Ekkehard Schleußner: »Die Risiken für Kind und Mutter durch Suchtmittelgebrauch werden viel zu sehr unterschätzt. Leider wird mit den Betroffenen nur selten über ihre Probleme gesprochen. Mit dem Projekt clean4us wollen wir individuelle Hilfen anbieten und mehr Akteurinnen und Akteure ermutigen, sich offen mit Suchtproblematiken zu beschäftigen. Besonderer Dank gilt der betreuenden Projektkoordinatorin Liane Menke. Ohne ihr sensibles Engagement in jedem einzelnem Fall wären die erfolgreichen Ansätze des Projektes undenkbar.«
Die Kooperationsvereinbarung haben heute unterzeichnet:
Für die Stadt Jena
- Eberhard Hertzsch, Sozialdezernent
Für das Universitätsklinikum Jena
- Prof. Dr. Ekkehard Schleußner, Projektleiter, Direktor Klinik für Geburtsmedizin Prof. Dr. Hans Proquitté, Kommissarischer Direktor Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Sektionsleiter Neonatologie / Päd. Intensivmedizin Prof. Dr. Martin Walter, Direktor Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie
sowie eine Vertretung der Thüringer Landesstelle für Suchtfragen, die Hilfe zur Selbsthilfe – Begegnung Jena e.V. und die SiT - Suchthilfe in Thüringen.