Jena (UKJ | kh) - Allein in Thüringen sind nach Zahlen der Barmer-Krankenkasse rund 180 000 Menschen von chronischen Schmerzen betroffen. In der Schmerztagesklinik am UKJ, die von apl. Prof. Winfried Meißner, Direktor der Klinik für Anästhesiologie und Intensivtherapie, und Dr. Christina Lemhöfer, Kommissarische Direktorin des Institutes für Physikalische und Rehabilitative Medizin, geleitet wird, finden Patienten mit sehr lange bestehenden Schmerzen eine Anlaufstelle.
09.01.2023
Unterstützung von Patienten mit chronischen Schmerzen
100. Kurs der Schmerztagesklinik des UKJ demonstriert das erfolgreiche Konzept
Im Jenaer Konzept – der interdisziplinären multimodalen Schmerztherapie – durchlaufen die Patienten zunächst ein eintägiges multidisziplinäres Assessment, in dem geprüft wird, ob sie an dem multimodalen Schmerztherapieprogramm teilnehmen können. Danach schließt sich die teilstationäre Behandlung in der Schmerztagesklinik am UKJ an. Das Programm dauert vier Wochen und wird durch zwei Auffrischungstage ergänzt. In kleinen Gruppen absolvieren die Patienten gemeinsam mit anderen chronischen Schmerzpatienten ein komplexes Therapieprogramm, bestehend aus schmerztherapeutischer und psychologischer Edukation, Physio- und Bewegungstherapie, Ergotherapie, Entspannungstraining, sowie psychologischer Schmerzbewältigungstherapie. Sie erhalten zahlreiche Informationen, wie sie mit chronischen Schmerzen besser umgehen können und werden bei der Optimierung ihrer Schmerzmedikation unterstützt.
Die Behandlung eignet sich zum einen für motivierte Patienten mit chronischen Schmerzen, die mehrere Monate andauern und die Patienten in ihrem Alltag deutlich einschränken. Zum anderen kommt sie für Patienten in Frage, bei denen die Behandlungsversuche des Haus- oder Facharztes bisher ohne Erfolg blieben. Manuela Zinke, eine der Psychotherapeutinnen, die das Programm begleiten, erklärt: „Den Patienten, die durch ihren chronischen Schmerz zunehmend in ihrem Alltag, im Beruf und in Freizeitaktivitäten eingeschränkt sind, sodass sie nicht mehr zur Arbeit gehen oder nur erschwert Tätigkeiten im Haushalt erledigen können, die also erhöhte Einschränkungen, gesteigerten Leidensdruck und emotionale Belastung erleben, soll durch das Programm wieder eine gebesserte Teilhabe am gesellschaftlichen Leben, eine Verbesserung ihres Wohlbefindens und ihrer Lebensqualität ermöglicht werden.“
Dass das Programm funktioniert, zeigen Befragungen der Patienten rund ein Jahr nach der Teilnahme. Bei einer Mehrzahl sind die Beeinträchtigungen deutlich zurückgegangen und sogar die Schmerzmedikation konnte im Durchschnitt halbiert werden. Daten die zeigen, dass das Programm ein Erfolg ist – auch, weil es im Dezember 2022 schon zum 100. Mal stattfand. In enger Zusammenarbeit mit der Deutschen Schmerzgesellschaft e.V. gibt es für Versicherte der BARMER ein zusätzliches Angebot, das über das reguläre Angebot der Schmerztagesklinik am Klinikum hinausgeht. Und zwar ein ambulantes interdisziplinäres Assessment für Patienten mit noch nicht chronifizierten Schmerzen. Winfried Meißner erklärt: „Es ist wichtig, rechtzeitig Maßnahmen zu ergreifen, bevor der Schmerz chronisch wird. Gerade im Rahmen der Prävention gibt es viele Möglichkeiten, die niedergelassenen Ärzte in der Behandlung und die Patienten in der Bewältigung von Schmerzen zu unterstützen.“ In diesem Assessment können Behandlungsempfehlungen ausgesprochen werden, in die auch immer die neusten Erkenntnisse aus Forschung und Wissenschaft einfließen. Apl. Prof. Meißner: „Wir hoffen, dieses Angebot im kommenden Jahr auch auf die Versicherten weiterer Krankenkassen ausweiten zu können, so dass deutlich mehr Patienten davon profitieren und wir im besten Fall den Leidensweg der Betroffenen deutlich verkürzen.“
Weitere Informationen
Weitere Informationen finden Ärzte und Patienten hier » Schmerztagesklinik. Informationen zum Assessmentangebot für Versicherte der BARMER mit noch nicht chronifizierten Schmerzen finden sich hier » Ambulantes Interdisziplinär-Multimodales Assessment | Barmer.