Die koordinierende Rolle des Universitätsklinikum Jena (UKJ) in der Gesundheitsversorgung Thüringens soll künftig noch weiter ausgebaut werden. Das sagte der Verwaltungsratsvorsitzende des UKJ, Wissenschaftsstaatssekretär Carsten Feller, heute in Erfurt. „Das UKJ ist der Supramaximalversorger im Freistaat und eine Wissenschaftseinrichtung mit nationaler Sichtbarkeit“, so Feller. Bereits in der Corona-Pandemie habe die Einrichtung eine thüringenweit koordinierende Funktion bei der Versorgung von COVID-Intensivpatienten übernommen, ebenso erfülle das Klinikum bereits übergreifende konzeptionelle Aufgaben in der Krebsbehandlung, Traumatologie, bei seltenen Erkrankungen oder in der Telemedizin. Eine ähnliche Rolle soll das UKJ innerhalb der Thüringer Krankenhauslandschaft aus Sicht Fellers künftig beispielsweise auch bei Themen wie neurovaskuläre Erkrankungen, Rheumatologie und Herzerkrankungen übernehmen.
Der Staatssekretär zog zugleich eine Bilanz der bisherigen Arbeit des Jenaer Uniklinikums. Während die Zahl der stationären Behandlungen in den letzten Jahren weitgehend stabil geblieben seien, habe sich die Zahl der ambulanten Behandlungen erhöht. Zusätzliche Aufgaben, der Entlastungstarifvertrag sowie neue gesetzliche Bestimmungen zögen einen höheren Personalbedarf nach sich. Hier sei es erfreulicherweise gelungen, zusätzliches Personal und Fachkräfte zu gewinnen – die Zahl der Beschäftigten stieg von 5.585 im Jahr 2016 auf aktuell 6.999 (Jahresdurchschnitt 2023) deutlich an. Bis 2027 seien Investitionsmaßnahmen in Ersatzbeschaffungen von knapp 100 Millionen Euro und weitere Bauinvestitionen im gleichen Umfang vorgesehen. Das Land unterstützt das UKJ u.a. mit einem jährlich steigenden Zuschuss für Forschung und Lehre – in diesem Jahr beläuft sich dieser auf 100,8 Millionen Euro. Hinzu kommen weitere jährliche Zuweisungen zur Unterstützung von Investitionen.
Allerdings stehe das UKJ – wie alle Universitätskliniken – vor einer Vielzahl alter und neuer Herausforderungen, so der Verwaltungsratsvorsitzende weiter. „Eine zentrale Aufgabe bleibt ganz sicher die Fachkräftegewinnung“, sagte Feller. Aktuell fehle Personal vor allem im Bereich der OP-Säle und der Intensivpflege. Im Bereich der Lehre sei aufgrund gesetzlicher Änderungen künftig eine engere Verzahnung von klinischen und vorklinischen Studien-anteilen notwendig, weshalb in Lobeda zusätzliche Räume für Studium und Lehre erforderlich würden. Daneben müsse auch die „Ambulantisierung“ – also der Ausbau der ambulanten Behandlungen – weiter vorangetrieben werden: „Die Zahl der Krankenhaustage pro Einwohner liegt in Deutschland nach wie vor deutlich höher als in anderen Ländern Europas, was die Kosten des deutschen Gesundheitswesens insgesamt nach oben treibt.“
Als Antwort auf diese Herausforderungen habe das UKJ einen Strategieprozess aufgelegt, aus dem sich konkrete Maßnahmen und Aktivitäten ableiteten, sagte Feller weiter. Dies betreffe die Fachkräftegewinnung ebenso wie den Ausbau der Infrastruktur, Digitalisierung und Telemedizin. Besonders wichtig sei ihm darüber hinaus die weitere Profilierung des UKJ, so der Staatssekretär: „Bestehende Forschungsschwerpunkte etwa in Sepsis und Infektionsmedizin, beim Thema Altern und altersassoziierte Erkrankungen oder im Bereich der medizinischen Optik und Photonik wollen wir in den kommenden Jahren gezielt stärken.“ Die Beteiligung des UKJ an thüringenübergreifenden Forschungszentren wie dem Mitteldeutschen Krebszentrum (CCCG) oder dem Deutschen Zentrum für Psychische Gesundheit (DZPG) solle ausgebaut werden. Dazu müsse auch die notwendige Gebäudeinfrastruktur entwickelt werden – von Gerätezentren über ein Datenintegrationszentrum bis hin zu einem „Haus der Lehre“ mit zusätzlichen SkillsLabs am Campus Lobeda.
„Die Stellung des UKJ als einziges Thüringer Universitätsklinikum ist eine zentrale Stärke und Chance“, sagte Feller. „Diese Funktion innerhalb der Thüringer Krankenhauslandschaft künftig noch besser nutzbar zu machen und dafür die notwendigen baulichen, personellen, forschungs- und versorgungsseitigen Voraussetzungen zu schaffen, ist die zentrale Herausforderung und Aufgabe bis zum Ende dieses Jahrzehnts.“