Jena (KB/UKJ) Die Bilder von überfüllten Intensivstationen mit schwerstkranken Patientinnen und Patienten zu Hochzeiten der Corona-Pandemie haben viele Menschen noch vor Augen. Auch für Thüringen war das eine herausfordernde Zeit – die jedoch Thüringens Krankenhäuser zusammen gemeistert haben. Ein wichtiger Baustein: das teleintensivmedizinische Netzwerk „SAT4COV“. Das vom Universitätsklinikum Jena (UKJ) koordinierte Netz ermöglichte über Live-Schaltungen zu den Expertinnen und Experten nach Jena die spezialisierte Behandlung von COVID-19-Patientinnen und Patienten auf Intensivstationen in ganz Thüringen. Das klappte so gut, dass das stetig wachsende Netzwerk über die Pandemie hinaus bestehen bleibt: Unter dem Projektnamen „InTeliNeT“ –Interdisziplinäres Teleintensiv-Netzwerk in Thüringen – soll es künftig thüringenweit die Behandlung von Patientinnen und Patienten auf Intensivstationen verbessern.
Das Thüringer Gesundheitsministerium unterstützt das Teleintensivmedizin-Netzwerk für die kommenden zwei Jahre mit 1,3 Millionen Euro. Gefördert wird sowohl die gerätetechnische Ausstattung des Netzwerks als auch der personelle Aufwand zur Durchführung der Telekonsile, darüber hinaus die Fort- und Weiterbildung sowie die Qualitätssicherung für die teilnehmenden Netzwerkkliniken.
„Die Telemedizin gewinnt immer mehr an Bedeutung, um eine spezialisierte medizinische Versorgung möglichst wohnortnah zu realisieren. InTeliNeT demonstriert eindrucksvoll, wie gut das auch im stationären Sektor in einem so hoch technisierten und kritischen Bereich wie der Intensivmedizin funktionieren kann. Daher unterstützen wir dieses Netzwerk, das die Zusammenarbeit der Thüringer Kliniken zum Wohle der Patientinnen und Patienten noch weiter verbessert“, sagt Thüringens Gesundheitsministerin Heike Werner.
Bei der Koordination des Teleintensivmedizin-Netzwerks profitieren die Intensivmedizinerinnen und -mediziner des UKJ von den Erfahrungen, die sie in über zehn Jahren bei der Etablierung des Schlaganfallnetzwerkes sammeln konnten. „Mit einem Telekonsil zu den uns angeschlossenen Kliniken können wir innerhalb von wenigen Minuten die fachärztliche Beurteilung von Patienten mit Verdacht auf Schlaganfall sicherstellen, und das rund um die Uhr“, so Neurointensivmediziner Dr. Albrecht Günther. In der Pandemie wurde dieses Konzept für SAT4COV in der Intensivmedizin übernommen. „Schon als wir uns vor drei Jahren mit den Intensivstationen in zehn Thüringer Kliniken vernetzt haben, hatten wir den Gedanken, das hier entstandene Netzwerk, die Technik, die Logistik und das Know-how für die Zukunft zu nutzen und ein Netzwerk für alle intensivmedizinischen Fragestellungen zu etablieren“, erklärt Professor Michael Bauer, Direktor der Klinik für Intensivmedizin und Anästhesiologie am UKJ. Die Förderung ermöglicht jetzt die Anbindung weiterer neun Kliniken.
So funktioniert das interdisziplinäre Teleintensivmedizin-Netzwerk: Viele intensivmedizinische Therapien erfordern besondere Erfahrung. Bei Sepsis, Organersatzverfahren wie der ECMO oder der Feststellung des Hirntods beispielsweise ist die Expertise von spezialisierten Intensivmedizinerinnen und -medizinern oder interdisziplinären Behandlungsteams gefragt. Die Ärztinnen und Ärzte der kooperierenden Kliniken können ihre Kolleginnen und Kollegen am UKJ in Online-Videoschaltungen kontaktieren und ihnen über eine mobile Teleintensivmedizinstation ihre Intensivpatientinnen und -patienten vorstellen und den Zugriff auf Daten wie Vitalparameter, Bildgebung oder Krankheitsverlauf ermöglichen. Als seien sie selbst vor Ort, können die UKJ-Expertinnen und Experten in einem solchen telemedizinischen Konsil ihre Einschätzung mit ihren Kolleginnen und Kollegen besprechen sowie das weitere Vorgehen festlegen.
Fakten zu InTeliNeT:
- Zentral gesteuert wird das Netzwerk vom Universitätsklinikum Jena.
- Bislang sind zehn Kliniken an InTeliNet angeschlossen. Damit können Patientinnen und Patienten aus Altenburg, Arnstadt, Greiz, Hildburghausen, Rudolstadt, Saalfeld, Schleiz, Schmalkalden, Sondershausen und Sonneberg von der Expertise der Intensivmedizinerinnen und -mediziner des UKJ profitieren.
- Weitere Intensivstationen und auch Kinderkliniken werden angebunden.
- Jährlich werden bisher etwa 120 Patienten behandelt, Tendenz steigend.
- Technischer Partner ist das Medizintechnikunternehmen MEYTEC GmbH.