Jena (UKJ) Normalerweise erholen sich Patientinnen und Patienten nach operativen Eingriffen rasch wieder. Unerwünschte Nebenwirkungen können diesen Erholungsprozess stören und die Heilung beeinträchtigen, wenn die Betroffenen sie als besonders belastend empfinden. Das Qualitätverbesserungssprojekt QUIPS am Universitätsklinikum Jena erfasst solche Nebenwirkungen, dazu gehören neben den von Patienten berichteten Schmerzen aber auch weitere Beschwerden wie Übelkeit. Die Teilnahme am QUIPS-Register gibt Kliniken die Möglichkeit, ihre Behandlungsqualität zu bewerten und weiter zu verbessern.
In einer aktuellen Studie wertete ein Autorenteam aus Jena und Würzburg die Angaben zur Übelkeit als eine Nebenwirkung aus, an der Operierte nach einem Eingriff mitunter leiden. In die Auswertung gingen die Rückmeldungen von über 78.000 Patientinnen und Patienten ein, die von 2013 bis 2022 in 152 Kliniken in Deutschland oder Österreich operiert wurden. Das Ergebnis: Knapp 20% der Operierten klagte am ersten Tag nach Operation über Übelkeit. Frauen waren davon mehr betroffen als Männer und Jüngere mehr als Alte. Ein weiterer Risikofaktor war die Verwendung von Opioiden als Schmerzmittel während und nach der Operation.
Risiko für 72 Eingriffe verglichen
„Die umfassende Datenlage und die standardisierte Erhebung erlaubte es uns erstmals, das Übelkeits-Risiko von 72 unterschiedlichen Operationen miteinander zu vergleichen. Dabei wurden nur Eingriffe berücksichtigt, für die mehr als 100 Datensätze vorlagen“, erläutert Dr. Marcus Komann, der Erstautor der Studie. Das geringste Risiko für Übelkeit besteht nach Zeh-Amputationen oder der Entfernung der Ohrspeicheldrüse, nicht einmal jeder 15. Operierte ist betroffen. Auch klagen nur sieben Prozent der Kaiserschnittpatientinnen über Übelkeit. Bei Bauchoperationen ist das Risiko für Übelkeit zum Teil deutlich größer. Nach offener Entfernung der Gebärmutter oder der Prostata liegt es bei etwa 30%, nach Magenverkleinerungen ist sogar mehr als jeder dritte betroffen.
Die Ärztinnen und Ärzte sind sich der Problematik durchaus bewusst und verordnen Medikamente, die der Übelkeit vorbeugen können. Etwa ein Drittel der Patientinnen und Patienten in der Studie erhielten eine solche Prophylaxe allerdings nicht. „Die perioperative Versorgung hat sich in der Vergangenheit bereits deutlich verbessert“, so der Leiter des QUIPS-Registers, Prof. Dr. Winfried Meißner. „Aber es ist noch Luft nach oben. Unsere Studie wird helfen, Patientinnen und Patienten mit besonderem Risiko zu identifizieren und eine auf sie zugeschnittene Prophylaxe und Behandlung einzuleiten.“
Originalpublikation:
Komann M, Rabe Y, Lehmann T, et al. Operation-specific risk of postoperative nausea: a cross-sectional study comparing 72 procedures. BMJ Open 2024;14:e077508. doi: 10.1136/bmjopen-2023-077508
Weitere Informationen:
Kontakt:
Dr. Marcus Komann
Sektion Schmerztherapie, Universitätsklinikum Jena
E-Mail:
Tel.: +49 3641 9323298