Jena (UKJ/kbo). Lange Haare, Bart, schwarzes Metalband-Shirt: Dass Christian Haack Heavy Metal liebt und lebt, erkennt man sofort – davon lässt er sich auch nicht abbringen, obwohl er gerade als Patient im Universitätsklinikum Jena (UKJ) liegt. Nach acht Jahren des Wartens wurde ihm am 9. Oktober 2024 im Nierentransplantationszentrum des UKJ, dem einzigen in Thüringen, ein neues Organ transplantiert. Der Eingriff war aufgrund seiner besonderen Krankengeschichte sehr komplex, aber erfolgreich. Für den Iceman, wie sich Christian Haack, Frontmann der Thüringer Band Demondriver, nennt, wieder ein Grund zum Optimismus. Der 48-Jährige macht aus seiner Krankengeschichte keinen Hehl, im Gegenteil. Er will Betroffenen Mut machen. Auch jetzt.
Unglaubliche Krankengeschichte
Als Jugendlicher gab es bei Christian Haack schwere Komplikationen nach einem eigentlichen Routineeingriff am Blinddarm. Seither hat er Diabetes mellitus Typ 1. Schließlich kam er ans UKJ und erhielt 2011 am Transplantationszentrum eine Doppelorgantransplantation, Niere und Bauchspeicheldrüse. Während die Bauchspeicheldrüse weiterhin arbeitet, kam es 2016 zur Abstoßung der Niere. Die Folge: Dialysepflichtigkeit. Und Warten auf ein neues Organ. Nach acht Jahren und weiteren komplizierten Eingriffen am UKJ, unter anderem an der Herzklappe, kam am 8. Oktober nachts um 2.15 Uhr endlich der ersehnte Anruf: „Herr Haack, wir haben eine Niere für Sie!“ Eilig machte er sich mit seiner Frau auf den Weg nach Jena, um dort für die Transplantation vorbereitet zu werden.
Nach acht Jahren endlich wieder eine funktionierende Niere
Bei Nierentransplantationen am Nierentransplantationszentrum arbeiten die Nephrologen der Klinik für Innere Medizin III und die Urologen der Klinik für Urologie eng zusammen. „Eine zweite Transplantation ist immer eine besondere Herausforderung“, sagt Dr. Rustam Galimov, Oberarzt der Urologie und Operateur bei Christian Haack. „Wir können die neue Niere eben nicht einfach wieder dort einsetzen, wo die alte war“, erklärt er. Etwa vier Stunden dauerte der komplexe Eingriff. Die Nephrologen hatten währenddessen einen besonderen Blick auf den Flüssigkeitshaushalt ihres Patienten. „Für uns ist dann immer der entscheidende Moment, wann die neue Niere wieder anspringt, also ihre Funktion aufnimmt: Urin produzieren und damit Giftstoffe aus dem Körper ausscheiden“, berichtet Prof. Martin Busch, Leitender Oberarzt der KIM III. Und in der Tat: Der Urin läuft wieder bei Christian Haack, der die Operation gut überstanden hat. „Das war ein komisches, aber auch ein schönes Gefühl, zum ersten Mal seit acht Jahren wieder pinkeln zu können“, erzählt der Iceman mit einem Lächeln. „Das kann man sich als gesunder Mensch gar nicht vorstellen.“
Gut zwei Wochen verbringen frisch Transplantierte nach dem Eingriff in der Klinik, so auch Christian Haack. Die Nephrologen checken regelmäßig seine Werte und stellen ihn medikamentös ein. Denn auch nach der Transplantation ist er auf Medikamente angewiesen, die unter anderem eine Abstoßungsreaktion des Spenderorgans verhindern sollen. Auch wenn als nächstes eine Reha für ihn ansteht, ist der Iceman schon wieder voller Tatendrang: Mitte November feiert er mit einer Konzertshow zehnjähriges Jubiläum seiner Band Demondriver – und steht dann seit Langem endlich mit funktionierender Niere auf der Bühne.