Jena (UKJ/tw). Ein Patient, viele Blickwinkel, ausgiebiger Austausch und gemeinsame Behandlung – das ist gelebter Alltag auf der neuen Lehrstation der Schlaganfallstation, die sogenannte Stroke Unit, der Klinik für Neurologie am Universitätsklinikum Jena (UKJ). Denn im Zuge der nun etablierten interprofessionellen Schlaganfall-Ausbildung (InSta) betreuen Medizinstudierende im Praktischen Jahr (PJ), Auszubildende und Studierende aus Pflege sowie den therapeutischen Berufen Ergotherapie, Logopädie und Physiotherapie zusammen Patientinnen und Patienten. Die InSta ist auf universitärem Niveau einmalig im mitteldeutschen Raum und deutschlandweit eine der wenigen, bei der neben Nachwuchs aus Medizin und Pflege zusätzlich auch Therapeutinnen und Therapeuten eingebunden werden.
Zwischen einer und mehreren Wochen dauert der Einsatz auf der Lehrstation am UKJ, der ganz im Zeichen von miteinander und voneinander lernen steht – ob bei Vorträgen, bei praktischen Schulungen oder beim Arbeiten an sich. Unter anderem gibt es täglich eine Lehrvisite, bei der jede Profession eine Einschätzung zur Patientin oder zum Patienten gibt. Was wurde beobachtet, was folgt daraus? Wie sollte aus ärztlicher, aus pflegerischer und therapeutischer Sicht behandelt werden?
Zu den ersten Teilnehmern der InSta gehören PJler Jonas Mücke, Pflege-Azubi Paul Potrafke und Tim Kabelitz, angehender Physiotherapeut. Sie alle ziehen nach ihrem Einsatz auf der Lehrstation ein positives Fazit. „Für mich war das der krönende Abschluss des PJ. Die Zusammenarbeit hat sehr viel Spaß gemacht. Ich habe Einblicke in den Tagesablauf von Pflege und Therapeuten bekommen. Das hat man sonst in der Form nicht. Auch für das Verständnis, wie die anderen arbeiten, hat es viel gebracht, unter anderem, welche Möglichkeiten die Therapeuten haben und wie der Patient davon profitiert“, sagt Jonas Mücke. Das Resümee von Tim Kabelitz: „Ich habe mich gut aufgehoben gefühlt. Wir sind alle mehr in den Austausch gegangen und haben gemeinsam Ziele aufgestellt, was dem Patienten guttut. Gemeinsam einen Therapieplan aufzustellen, war toll.“ Ähnlich sieht es auch Paul Potrafke. „Ich finde das Projekt richtig gut. Mich hat es sehr weitergebracht. Den Alltag hat man so auf Normalstation nicht, auf der Lehrstation hat man mehr Freiheiten. Die Zusammenarbeit ist sehr angenehm, es gibt viel mehr Kommunikation untereinander. Es ist eine Begegnung auf Augenhöhe“, sagt der Pflege-Azubi. Und genau das ist auch Anliegen der InSta. Denn durch die frühe interprofessionelle Zusammenarbeit soll das gegenseitige Verständnis der unterschiedlichen Berufsgruppen gestärkt und damit langfristig eine bessere Betreuung und Versorgung der Patientinnen und Patienten ermöglicht werden.
Bewusst wurde die Lehrstation auf der Stroke Unit angesiedelt, da das Krankheitsbild des Schlaganfalls ohnehin interprofessionell behandelt wird und damit eine ideale Lernumgebung gegeben ist. Ziel ist außerdem, insgesamt die Sichtbarkeit und Attraktivität der Gesundheitsberufe am UKJ zu erhöhen. Unterstützt werden die PJler sowie Studierenden und Auszubildenden in der Pflege und den therapeutischen Berufen durch die Supervision von Betreuerinnen der verschiedenen Fachbereiche. „Man hat gemerkt, dass sich alle mehr über ihre eigene Rolle Gedanken machen und auch viel besser wahrnehmen, was der andere für Aufgaben bei den Patienten hat“, so der Eindruck von Dr. Ylberta Kajtazi, Assistenzärztin in der Klinik für Neurologie und eine der Betreuerinnen. Amelie Metzner, welche von ergotherapeutischer Seite das Projekt begleitet, sieht den Auftakt der InSta ebenfalls als gelungen an und merkt Lerneffekte auf allen Seiten. „Das ist auf jeden Fall ein Projekt mit Zukunft. Für mich ist es spannend zu sehen, was die Studierenden und Auszubildenden für Fragen haben, was sie für Dinge wahrnehmen. Dadurch bekommt man selbst noch einmal einen ganz anderen Blick. Im Allgemeinen ist der Austausch sehr spannend“, sagt sie. Der erfolgreiche Start der InSta soll nun fortgesetzt werden, im weiteren Verlauf bestimmte Prozesse noch angepasst oder weiterentwickelt werden. Das Projekt wird zunächst für zwei Jahre vom Innovations- und Strukturfonds des Landes Thüringen gefördert. Ziel ist es, in diesem Zeitraum die InSta umfassend zu etablieren und perspektivisch in die Regelversorgung zu überführen.