Jena (UKJ/kbo). Es ist gar nicht mal so selten: Etwa jede dritte Schwangere berichtet von Harninkontinenz nach der Geburt. Zehn bis 40 Prozent der Frauen entwickeln in den Folgejahren nach der Schwangerschaft eine Blasenschwäche oder Senkungen des sognannten Inneren Genitale – das sind Gebärmutter, Eierstöcke und Scheide. Das alles können Folgen der Belastung des Beckenbodens während Schwangerschaft und Geburt sein. Und sie schränken die Lebensqualität der betroffenen Frauen ein. Gesprochen wird darüber leider immer noch viel zu selten. Das ändern und vor allem Betroffenen helfen möchten Dr. Alexandra Köhler und Dr. Anna Kolterer, Oberärztinnen in der Klinik für Geburtsmedizin des Uniklinikums Jena (UKJ). Die beiden Ärztinnen haben am UKJ eine Sprechstunde etabliert, die sich mit Beckenbodenfunktionsstörungen vor und nach der Entbindung befasst. Es ist die einzige Anlaufstelle dieser Art in einer Klinik in Thüringen. Am Mittwoch, 10. April, haben Betroffene die Gelegenheit, bei einer Informationsveranstaltung die Ärztinnen und ihr Angebot kennenzulernen und Fragen zu stellen.
Was sind Beckenbodenfunktionsstörungen?
„Der Beckenboden wird während der Geburt sehr stark gedehnt. Dabei kann es zu sichtbaren und unsichtbaren Verletzungen kommen“, erklärt Alexandra Köhler. Der Beckenboden schließt die Bauchhöhle nach unten ab und hält die Organe – Blase, Scheide, Gebärmutter und Darm – in der Körperhöhle. Ein funktionierender Beckenboden ermöglicht Wasserlassen, Stuhlgang und Geschlechtsverkehr. Beckenbodenfunktionsstörungen können sich entsprechend vielfältig äußern: „Möglich sind neben Blasenschwäche oder Stuhlinkontinenz auch Probleme beim Geschlechtsverkehr und ein unangenehmes Gefühl, dass sich das innere Genitale abgesenkt hat“, beschreibt sie es. „Diese Beschwerden betreffen eben nicht nur ältere Frauen, die ihre Familienplanung schon abgeschlossen haben, sondern auch jüngere Patientinnen, die gerade ihr erstes Kind bekommen haben. Sie treten also mitunter in der produktivsten Phase ihres Lebens auf und schränken die Lebensqualität und die Sexualität der Frauen ein“, weiß Anna Kolterer. „Dabei gibt es Möglichkeiten, ihnen zu helfen.“
Individuelle Behandlungsmöglichkeiten
In der Beckenbodensprechstunde am UKJ beraten und betreuen die Oberärztinnen Alexandra Köhler und Anna Kolterer betroffene Frauen. Je nach Diagnose richtet sich dann die individuelle Behandlung: von konservativen hin zu operativen Möglichkeiten. „Mit Physiotherapie lässt sich oft schon viel erreichen“, weiß Anna Kolterer. „Vor allem möchten wir gemeinsam mit den Patientinnen Vorbeugemaßnahmen entwickeln, die sich gut in deren Alltag integrieren lassen.“ Auch über die Planung einer weiteren Schwangerschaft sprechen die Ärztinnen in der Sprechstunde. Die Beckenbodensprechstunde findet montags und donnerstags in der Klinik für Geburtsmedizin statt. Termine können über die geburtshilfliche Ambulanz vereinbart werden unter Telefon 03641 9329250.
Informationsveranstaltung rund um Beckenboden und Schwangerschaft
Die Ärztinnen und ihr Angebot kennenlernen können Interessierte und Betroffene bei einer Informationsveranstaltung, die Alexandra Köhler und Anna Kolterer am kommenden Mittwoch, 10. April, von 17 bis 19 Uhr am UKJ anbieten. Die Veranstaltung, bei der auch Physiotherapeutinnen anwesend sein werden und Übungen zeigen, findet in Haus E im Seminarraum 9 statt. Am Empfang weisen die Mitarbeiterinnen gerne den Weg. „Wir können die Frauen nur ermutigen, zu kommen und uns kennenzulernen. Sprechen Sie mit uns, wir haben für alle Ihre Fragen und Sorgen ein offenes Ohr“, versichern die beiden Ärztinnen.
Veranstaltung im Überblick
Beckenboden: Infoveranstaltung für Schwangere und Frauen vor und nach der Geburt
Wann: Mittwoch, 10. April, 17 bis 19 Uhr
Wo: Im Seminarraum 9 in Haus E des Uniklinikums Jena, Am Klinikum 1, Lobeda.
Was: Infos rund um den Beckenboden: Was passiert in der Schwangerschaft und unter der Geburt mit dem Beckenboden? Welche Beschwerden können auftreten? Was kann ich bei Beschwerden tun?
Die Veranstaltung ist kostenlos, eine Anmeldung ist nicht erforderlich.