Direktoren prägen das Fachgebiet
Mit den Methoden zur Verringerung von Keimen erlebte die Chirurgie einen enormen Aufschwung. Auch die Direktoren der Chirurgischen Klinik Jena prägten das Fachgebiet: Franz Jordan von Ried (1810-1895) wurde im März 1848 als ordentlicher Professor für Chirurgie an die Universität Jena berufen. Spätere Berufungen an die Universitäten Greifswald, Marburg, Würzburg und Kiel lehnte er alle ab. In Jena führte er unter anderem die Narkose mit Äther und Chloroform ein. Bernhard Riedel, von 1888 bis 1910 Direktor, gilt als Koryphäe der modernen Bauch-Chirurgie. Der künstlerisch begabte Erich Lexer, von 1910 bis 1919 Klinikdirektor, gilt als Begründer der plastischen Chirurgie. Seine Methode der Gesichtsstraffung ähnelt noch heute der Schnittführung des klassischen Facelifts. Nicolai Guleke, überragender Operateur in der Neuro-, Hand- und Viszeralchirurgie, leitete von 1919 bis
1951 die Chirurgie. Ihm lag die Ausbildung zukünftiger Chirurgen am Herzen. Noch heute verleiht die Thüringische Gesellschaft für Chirurgie den Nicolai-Guleke-Preis zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses.
Klinikneubau in Kreuzform
In den Jahren 1912 bis 1914, unter der Ägide Erich Lexers, entsteht die neue Chirurgische Klinik in der Bachstraße. Sie ist eine der modernsten, größten und schönsten Kliniken Deutschlands und bietet Platz für 360 Betten. Ihre kreuzförmige Anordnung – eine Idee Lexers – erlaubt es, die Operationsabteilung vom klinischen Betrieb räumlich zu trennen, und doch beides unter einem Dach zu vereinen.
Patienten genesen an frischer Luft
Allein im Jahr 1925 behandelt die Klinik 10.713 Kranke, davon 4.715 stationär. Die großen Krankenabteilungen verteilen sich je Flügel über vier Stockwerke und sind separiert nach Männern, Frauen und Kindern. Jede Etage hat eine Liegehalle – von Anfang März bis Ende November halten sich dort die Patienten bei Wind und Wetter auf. Noch mehr Frischluft erhalten die Patienten mit chirurgischer Tuberkulose. Eine
medikamentöse Behandlung gibt es noch nicht. Sonnenbestrahlung- und Freiluftkuren sind das Mittel der Wahl. Dafür existieren Freiluftstationen am sonnigen Abhang des Landgrafen. Tag und Nacht liegen die Patienten draußen und übernachten selbst bei Minusgraden im Freien.