Jena (UKJ/kbo). Die große deutschlandweite Hebammenstudie „Be-Up – Geburt aktiv“, an der sich die Klinik für Geburtsmedizin des Uniklinikums Jena (UKJ) beteiligte und die die Auswirkungen von Raumgestaltung und verschiedenen Körperhaltungen auf den Geburtsverlauf untersuchte, ist beendet. Über 300 Frauen rekrutierte das Jenaer Kreißsaalteam für die seit 2018 laufende Studie. Erste Ergebnisse werden Anfang 2022 erwartet. Für die Hebammen selber fällt das Fazit positiv aus, sodass auch die verschiedenen Möbelstücke, die während des Studienverlaufs dem alternativen Be-Up-Gebärraum vorbehalten waren, auf alle Entbindungsräume verteilt wurden.
„Die meisten Frauen haben den umgestalteten Raum als sehr positiv empfunden. Manch eine Frau war schon fast enttäuscht, wenn sie in den normalen Kreißsaal als Vergleichsgruppe randomisiert wurde“, erklärt Hebamme Lisa Kullmann, die die Hebammenstudie am UKJ verantwortete. Allerdings sind auch die normalen Kreißsäle am UKJ mit allerlei Hilfsmitteln für viel Bewegung und eine schöne Atmosphäre während der Geburt ausgestattet wie mit Seilen, Pezzibällen und buntem dimmbaren Licht. Im Gegensatz zum alternativen Be-Up-Gebärraum steht aber immer auch ein Bett in den Kreißsälen. Im alternativen Be-Up-Entbindungsraum gehörte dies nicht eben zum Standard, um freie Bewegung und aufrechte Körperhaltungen besonders zu fördern. Bei Bedarf konnte jedoch immer auch ein Bett zugestellt werden. „Gerade bei Erstgebärenden haben wir ungefähr bei der Hälfte der Geburten letztlich doch den Raum umgebaut, um Platz für ein Entbindungsbett zu schaffen“, so Lisa Kullmann. „Das lag meistens daran, dass die Geburten länger andauerten und sich die Frauen bei zunehmenden Schmerzen dann doch ein Bett gewünscht haben.“ Für Frauen, die zuvor schon Geburten erlebt hatten, war der alternative Gebärraum eine besonders gute Möglichkeit. „Hier hatten wir viele schöne Geburten, vorrangig in aufrechten Gebärpositionen“, freut sich Lisa Kullmann. Die Möbelstücke aus dem Be-Up-Raum werden die Hebammen nun nutzen, um flexibel mit allen Schwangeren damit arbeiten zu können.
Grundsätzlich ist es Ziel des Jenaer Kreißsaalteams, natürliche Geburten zu fördern. Insgesamt 72 Prozent der Frauen konnten im vergangenen Jahr ihr Kind in Jena auf natürlichem Weg zur Welt bringen. Rechnet man hier die Risikoschwangerschaften heraus, auf die das UKJ spezialisiert ist, konnten Frauen am Entbindungstermin mit einem Kind sogar in 88 Prozent der Fälle natürlich gebären. Damit liegt die Kaiserschnittrate weit unter dem deutschen und auch unter dem Thüringer Durchschnitt.
Weitere Informationen zur Studie Be-Up – Geburt aktiv gibt es im Internet auf der Studienseite unter https://be-up-studie.de/.