Stimmbandlähmungen
Die Funktion der Stimmlippen wird durch den Nervus recurrens, einen Ast des 10. Hirnnerven (Nervus vagus) gesteuert. Dieser Nerv zieht durch die Halsweichteile in den Brustkorb, kehrt dort um und verläuft entlang der Luftröhre (Trachea) hinter der Schilddrüse zum Kehlkopf (Larynx). Aus seinem anatomischen Verlauf zeigt sich, dass krankhafte Prozesse in verschiedenen Regionen zu einer Schädigung des Nerven und damit zu einer Lähmung (Parese) führen können. Auch Operationen, welche im Verlaufsgebiet des Nerven durchgeführt werden, können diesen schädigen (Eingriffe an der Schilddrüse oder im Inneren des Brustkorbs). Sehr selten sind auch kranhafte Veränderungen im zentralen Ursprungsgebiet des Nerven, im Gehirn, für ein Funktionsdefizit verantwortlich. Dann spricht man von einer sogenannten zentralen Parese. Gelegentlich kann trotz eingehender Untersuchung keine Ursache für das Entstehen der Lähmung gefunden werden. In diesem Fall spricht man von einer idiopathischen Parese.
Die Symptomatik einer Stimmlippenlähmung ist abhängig von der Stellung des gelähmten Stimmbandes, vom Kompensationsgrad (z. B. durch Überfunktion des anderen Stimmbandes) und davon, ob nur ein Stimmband oder beide Stimmbänder von der Lähmung betroffen sind. Grundsätzlich unterscheidet man zwischen einseitiger und doppelseitiger Stimmbandlähmung.
Bei der einseitigen Stimmbandlähmung steht die Heiserkeit (Dysphonie) als Symptom im Vordergrund, weil die betroffene Stimmlippe nicht in der Lage ist, sich an die gesunde Stimmlippe während der Stimmbildung anzunähern, und ein Spalt verbleibt. Durch diesen entweicht Luft und die Stimme klingt heiser. Beim Atmen bewegt sich die gesunde Stimmlippe ausreichend weit nach außen, so dass die Stimmritze weit wird. Eine Atemnot besteht in der Regel deshalb nicht.
Bei der bedseitigen Stimmbandlähmung stehen die Stimmlippen in einer Mittelstellung und sind einander sehr weit angenähert, wie es bei der Stimmbildung normalerweise der Fall ist. Während der Atmung weichen die Stimmlippen nicht auseinander, so dass die Stimmritze eng bleibt. Aus diesem Grund stehen bei dieser Form der Lähmung Atembrobleme, in verschiedener Ausprägung, im Vordergrund. Die Stimme ist meist besser als bei der einseitigen Lähmung. Charakteristisch ist die Atemnot bei Belastung, gelegentlich auch in Ruhe verbunden mit einem hörbaren Atemgeräusch (Stridor) bei der Einatmung.
Die Therapie einer Stimmbandlähmung richtet sich sowohl nach der Ursache als auch der Ausprägung und Symptomatik bzw. nach den Beschwerden. Wenn möglich sollte eine Behandlung der auslösenden Grunderkrankung erfolgen. Eine logopädische Stimmübungstherapie kann die Stimme verbessern und kräftigen. Ist diese Therapie nicht erfolgreich kann eine operative Therapie eine Stimmverbesserung herbeiführen. Ziel eines solchen Eingriffs ist es, die betroffene Stimmlippe während der Stimmbildung möglichst nahe an die gesunde Stimmlippe anzunähern, um das unkontrollierte Entweichen von Luft durch die Stimmritze zu minimieren und somit die Heiserkeit zu vermindern. Man spricht dann von der "Stimmlippenunterfütterung". Der Vorteil der Methode ist die relativ einfache Durchführbarkeit in einer kurzen Narkose ohne äußere Narben zu hinterlassen. Eine weitere Möglichkeit ist die Verlagerung der betroffenen Stimmlippe durch einen Zugang von außen, wobei entweder körpereigenes Material (Knorpel) oder Fremdmaterial implantiert wird. Dieser Eingriff wird in örtlicher Betäubung schmerzlos durchgeführt und hinterlässt eine kleine Narbe am Hals. Bei beidseitigen Stimmlippenlähmungen steht die Sicherung der Atmung in der Behandlung im Vordergrund. Bei zu enger Stimmritze werden verschiedene Verfahren zur Erweiterung derselben angewandt. Auch ist der operative Zugang von innen oder durch die Haut von außen möglich.
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