Jena (UKJ/kbo). Am Universitätsklinikum Jena (UKJ) ist es längst etablierte Routine: Herzklappen operieren die Chirurgen der Klinik für Herz-Thorax-Chirurgie des UKJ in 90 Prozent der Fälle minimal-invasiv, das bedeutet mit Schlüsselloch-Chirurgie. Ohne den Brustkorb zu öffnen und nur mit einem kleinen Schnitt reparieren und ersetzen sie Herzklappen, die Ventile unseres Herzens. Eine schonende und schmerzarme Variante für Patientinnen und Patienten, die sich zügig von ihrem Eingriff erholen können. In Brasilien hingegen wird kaum minimal-invasiv operiert, die Jenaer OP-Methode aber rückte nach einem Besuch am UKJ ins Interesse der Brasilianer. So sehr, dass nun auf Wunsch der brasilianischen Kolleginnen und Kollegen die Jenaer Herz-Thorax-Chirurgen ein Programm unterstützen, um gemeinsam die minimal-invasive Herzklappenchirurgie in Brasilien zu etablieren. Ein dreiköpfiges Team um Klinikdirektor Professor Torsten Doenst reiste dafür nun erstmals für eine Woche nach Rio de Janeiro und São Paulo. In einem ersten Schritt operierten sie vor Ort unter den wissbegierigen Augen der brasilianischen Kollegen erfolgreich drei Patienten minimal-invasiv und konnten ihre Methode beim Jahreskongress der brasilianischen Herz-Thorax-Chirurgie-Gesellschaft präsentieren.
Operieren nach „Jena-Style“
Organisiert hat die Reise nach Brasilien Dr. Túlio Caldonazo, der zusammen mit seinem Chef, Klinikdirektor Prof. Doenst, und seinem leitenden Oberarzt, Dr. Hristo Kirov, die Etablierung des minimal-invasiven Herzchirurgie-Programms für Brasilien begleitet. Der Assistenzarzt der Jenaer Herz-Thorax-Chirurgie stammt aus dem Land und ist familiär und fachlich bestens in Brasilien vernetzt. So war das ziemlich volle Programm des Jenaer Teams für den einwöchigen Aufenthalt schnell festgezurrt. Insgesamt drei minimal-invasive Eingriffe nahmen die Jenaer Herzchirurgen dort vor, in zwei Krankenhäusern in Rio de Janeiro – einen Aortenklappenersatz in einem privaten und eine komplexe Mitralklappenrekonstruktion in einem öffentlichen Krankenhaus – und ein Mitralklappenersatz in São Paulo. Die Präsentation in Brasiliens größtem Krankenhaus und nationalen Herzzentrum INCOR in São Paulo war der Höhepunkt. Das Haus gilt als die Kaderschmiede Südamerikas. Über zehn Stockwerke verteilt sich alleine das Herzzentrum, 5.000 Eingriffe führen die Herzchirurgen in der brasilianischen 20-Millionen-Metropole jährlich durch. „Es ist sicherlich nicht so, dass wir den brasilianischen Kollegen die Welt der Herzchirurgie erklären müssten“, berichtet Hristo Kirov, der mittlerweile sehr viel Erfahrung in der minimal-invasiver Herzchirurgie hat. „Darum sind wir wirklich stolz, dass das Interesse an unseren Konzepten und Techniken dort so groß ist, sozusagen der Jena-Style in Brasilien jetzt Fuß fasst.“ Prof. Doenst zitiert das Motto seiner Klinik nicht ganz ohne Stolz: „Operieren ist Denken mit der Hand.“