Erstmals in Thüringen haben Kardiologen des Universitätsklinikums Jena (UKJ) bei einem Patienten einen kabellosen Herzschrittmacher implantiert. Der kapselförmige Schrittmacher hat eine Länge von nur 18 Millimetern und erinnert optisch an ein kleines Zäpfchen. Der 83-jährige Patient konnte das UKJ bereits einem Tag nach der Implantation wieder verlassen, teilt die Klinik mit.
„Ein großer Vorteil des neuen Schrittmachers ist es, dass er komplett ohne Kabel implantiert werden kann. Anders als bei anderen Schrittmachersystemen gibt es keine zusätzliche Sonde, die über die Schlüsselbeinvene eingeführt werden muss. Das senkt das Risiko für Komplikationen und Infektionen enorm und die Patienten sind schneller wieder mobil“, erklärt Privatdozent Dirk Prochnau, Oberarzt der Klinik für Innere Medizin I (Kardiologie) am UKJ. Er hat die Implantation am 12. November 2015 gemeinsam mit Privatdozent Ralf Surber, dem leitenden Oberarzt der Klinik, durchgeführt. Der Eingriff dauerte knapp 30 Minuten, der Patient war währenddessen bei vollem Bewusstsein.
24.11.2015
Thüringer Medizinpremiere in Uniklinik Jena:
Kabelloser Mini-Herzschrittmacher implantiert
Das neue Gerät ist nur 18 Millimeter lang und wird wird über einen Venenkatheter im Herzen platziert.
Der kapselförmige Schrittmacher wird minimalinvasiv über einen Venenkatheter unmittelbar in der rechten Herzkammer platziert. Durch vier integrierte kleine hakenförmige Titanarme wird er dann in der Herzwand befestigt und gibt die elektrischen Impulse ab. „Der Schrittmacher kann u.a. bei Patienten mit Vorkammerflimmern oder bei nur selten auftretenden langsamen Rhythmusstörungen eingesetzt werden. Zum jetzigen Zeitpunkt eignet sich dieser kabellose Herzschrittmacher noch nicht für alle Patienten. Die Indikation zum Einsetzen dieses neuartigen Herzschrittmachers muss deshalb immer individuell geprüft werden“, betont Prochnau.
Die Funktionsdauer der im Schrittmacher integrierten Batterie liegt bei rund zehn Jahren, danach müsste ein neuer Schrittmacher implantiert werden. Die Herzexperten des UKJ waren die ersten Mediziner in Thüringen, die den neuen Schrittmacher eingesetzt haben. Auch bundesweit gibt es bislang nur sehr wenige Kliniken, die das System in der Patientenversorgung einsetzen können. Die Kardiologen des UKJ setzen jährlich bei rund bei 450 Patienten Herzschrittmacher ein.
Klinikdirektor Christian Schulze: „Wir freuen uns, dass wir als erstes Zentrum im Freistaat dieses neue und innovative Schrittmachersystem für unsere Patienten nutzen können. Das belegt unsere hohe Innovationskompetenz auf dem Gebiet der Herzrhythmusstörungen. Auch die sehr gute Zusammenarbeit mit unserer Klinikverwaltung hat dazu beigetragen, dass wir nun zu den ersten Kliniken in Deutschland zählen, in der dieses System verfügbar ist.“
Patient Gerhard Litzbarski hofft vor allem, dass er nun seine frühere Leistungsfähigkeit wieder erlangen kann: „Ich fühlte mich vorher sehr schlapp, mir wurde oft schwindelig. Schließlich wurde bei mir eine Rhythmusstörung diagnostiziert. So kam ich in die Uniklinik Jena. Vielleicht kann ich jetzt bald auch wieder Rad fahren“, wünscht sich der 83-Jährige aus der Nähe von Gera.