Für Frühgeborene, ganz besonders frühe Frühgeborene mit einem Geburtsgewicht unter 1.500 Gramm, ist Muttermilch die beste, aktuell verfügbare Ernährungsform: Sie schützt vor Infektionen, schweren Darmkomplikationen, enthält die meisten für die Kinder wichtigen Bestandteile und ist daher optimal für die Entwicklung dieser kleinsten Patienten. Doch nicht jede Mutter schafft es, ausreichend Muttermilch für ihr eigenes Kind zu produzieren. Abhilfe verschafft hier die Frauenmilchbank der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin am Uniklinikum Jena (UKJ). Hier werden Milchspenden und Milchüberschüsse professionell getestet, verarbeitet, gelagert und dann bedürftigen frühen Frühgeborenen zur Verfügung gestellt. Derzeit allerdings sind auch diese Vorräte knapp geworden. Daher sucht das UKJ dringend gesunde stillende Mütter, die ihre Muttermilch für die bestmögliche Versorgung der Frühgeborenen spenden wollen. „Wir sind dankbar für jede stillende Frau, die uns bei dieser so wichtigen Aufgabe unterstützt“, sagt Schwester Simone Vogelsberger. Sie ist Still-und Laktationsberaterin der Kinderklinik und leitet die Milchküche und Frauenmilchbank. „Leider ist der Bedarf an Muttermilch derzeit hoch, da wir viele, auch sehr kleine frühe Frühgeborene auf unserer Neugeborenenintensivstation betreuen, aber nur sehr wenige Spenderinnen zur Verfügung stehen“, beschreibt sie die aktuelle Situation.
Wer kommt als Spenderin in Frage?
Muttermilch spenden können gesunde Frauen mit Milchüberschuss, die keine Medikamente nehmen sowie innerhalb der vergangenen sechs Monate keine Bluttransfusion erhalten haben oder in diesem Zeitraum gepierct oder tätowiert wurden. Muttermilchspenden für Frühgeborene sind zudem nur bis zu sechs Monate nach der Geburt des eigenen Kindes möglich, da sich die Zusammensetzung der Muttermilch dann ändert und für Frühgeborene nicht mehr geeignet ist. „Wir möchten natürlich nicht, dass potenzielle Spenderinnen das Abpumpen der Milch als Stress empfinden. Um eine Mehrbelastung für die Spenderinnen so gering wie möglich zu halten, empfehlen wir es vor allem Müttern, die bereits ohnehin reichlich Milch produzieren. Die Versorgung des eigenen Kindes hat dabei natürlich immer Vorrang“, weiß Schwester Simone. „Innerhalb von 24 Stunden sollten etwa 150 bis 250 Milliliter zusammenkommen, was in der Regel auch möglich ist“, erklärt die Stillberaterin. Unser Ziel ist es dann, bestenfalls immer dasselbe Frühgeborene mit Milch einer spezifischen Spenderin versorgen zu können.
Vor der ersten Spende kommen die stillenden Frauen zunächst zu einer Aufklärung und einem kurzen Gesundheitscheck zur Frauenmilchbank ans UKJ, wo ihnen Blut abgenommen und eine Anamnese durchgeführt wird. Die Muttermilch selbst wird jedes Mal gründlich mikrobiologisch untersucht und gegebenenfalls pasteurisiert, damit sie den Frühgeborenen bedenkenlos gefüttert werden kann. Für die Aufbewahrung und den Transport der Milch erhalten die Frauen von der Frauenmilchbank sterile Einwegflaschen. „Die Milch zu uns bringen müssen die Spenderinnen aktuell leider selbst“, erklärt Simone Vogelsberger. Da die Kühlkette nicht unterbrochen werden sollte, eignen sich vor allem Frauen aus Jena und naher Umgebung. Es ist natürlich möglich, die Muttermilch zuhause einzufrieren. „Die Muttermilchspenderinnen müssen schließlich nicht jeden Tag zu uns ans UKJ kommen“, versichert sie. Zudem können selbstverständlich auch die Partner oder Bekannte die Muttermilch für die Stillende ans UKJ bringen, eine persönliche Vorstellung ist lediglich beim Erstkontakt für den Gesundheitscheck nötig.
Für Fragen und Terminvereinbarungen steht Simone Vogelsberger mit ihrem Team der Milchbank täglich von 8 bis 14 Uhr telefonisch zur Verfügung unter 03641 9329629 oder 03641 9329265.