Jena (vdG/UKJ). Zum heutigen Welttierschutztag zeichnet das Thüringer Sozialministerium neben Tierschutzaktivitäten für Haus- und Nutztiere auch zwei Wissenschaftlerinnen des Universitätsklinikums Jena (UKJ) aus: Dr. Lara Thieme und PD Dr. Stefanie Deinhardt-Emmer entwickeln und wenden bei ihrer Arbeit in der Infektionsforschung Methoden an, die zur Verringerung von Tierversuchen beitragen.
Am Institut für Infektionsmedizin und Krankenhaushygiene des UKJ nutzt Lara Thieme die Larven der Großen Wachsmotte, um die Wirksamkeit von Antibiotikakombinationen bei verschiedenen Bakterieninfektionen zu testen. „Die gleichzeitige Gabe antibiotischer Wirkstoffe kann den Effekt deutlich verstärken“, erklärt die Biologin, „wir wollen herausfinden, welche Kombinationen für bestimmte Bakterien am geeignetsten sind.“ Wenn sich eine Kombination in der Zellkultur als prinzipiell wirksam erwiesen hat, werden in einer nächsten Stufe infizierte Mottenlarven damit behandelt. Dabei kommen die komplexen Immunprozesse eines gesamten Organismus ins Spiel. „Nur, wenn wir auch in den Larven eine deutliche antibiotische Wirkung feststellen konnten, setzen wir die Testung in Mäusen fort. Auf diese Weise können wir die Zahl der Mausversuche deutlich reduzieren“, betont Lara Thieme.
Die Mottenlarven eignen sich auch, um durch ihre Saugöffnungen kleinste Implantate einzuführen, die mit bakteriellen Biofilmen überzogen sind. Diese Bakterienschichten sind besonders schwierig mit Antibiotika zu behandeln. Lara Thiemes Arbeitsgruppe sucht mit Hilfe der Larven auch nach neuen antibiotischen Waffen gegen die Biofilme, die wegen der zunehmenden Zahl von Eingriffen, bei denen körperfremde Materialen für Gefäße und Gelenke eingesetzt werden, ein wachsendes klinisches Problem darstellen.