Spezialsprechstunde: Andrologie
Dienstag 08:00 Uhr bis 15:00 Uhr
Auf diesen Seiten erhalten Sie Informationen über wichtige urologische Krankheitsbilder sowie über ensprechende Diagnostische und Operative Möglichkeiten in unserer Klinik.
Spezialsprechstunde: Andrologie
Dienstag 08:00 Uhr bis 15:00 Uhr
Der Begriff der Erektilen Dysfunktion beschreibt die Unfähigkeit des Mannes zur Ausübung des Geschlechtsverkehrs aufgrund einer ungenügenden Gliedversteifung. Dabei handelt es sich um ein weit verbreitetes Problem mit steigender Tendenz im Alter und stellt für die betroffenen Männer bzw. Paare eine große Belastung dar.
Per Definition spricht man von Erektiler Dysfunktion, wenn bei dem betroffenen Patienten seit mindestens 6 Monaten Störungen der Gliedversteifungsfähigkeit bestehen, welche einen befriedigenden Geschlechtsverkehr in über 70% der Versuche verhindern. Ausnahmen stellen akut, z.B. nach Unfällen oder Operationen, aufgetretene Störungen der Gliedversteifung dar. Gelegentliche Erektionsstörungen sind dagegen normal und können in allen Altersgruppen vorkommen.
Untersuchungen zur Häufigkeit der Potenzstörungen zeigen, dass es eine deutliche Abhängigkeit vom Lebensalter gibt. So liegt die Prävalenz (Krankheitshäufigkeit) in der Gruppe der 50 - 59-jährigen Männer um 20%, in der Gruppe der Männer zwischen dem 70. - 79. Lebensjahr sogar über 50%. Während bei jungen Männern eher psychische Ursachen verantwortlich sind, liegen bei älteren Männern in der Regel Begleiterkrankungen vor, welche für die Erektionsstörungen verantwortlich sind. Wichtigster Risikofaktor ist dabei der Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit), gefolgt von kardiovaskulären Erkrankungen (Herzkreislauferkrankungen). Aktuelle Untersuchungen zeigen, dass eine Erektionsstörung sogar als ein erstes Hinweiszeichen für eine Herzkreislauferkrankung gedeutet werden kann und eine ärztliche Vorstellung zur Einleitung schützender Maßnahmen erfolgen sollte. Weitere Risikofaktoren sind der Genuss von Nikotin und Alkohol.
Die Diagnostik einer Erektilen Dysfunktion erfolgt durch einen Arzt für Urologie. Bei der Erstvorstellung wird zunächst beim ärztlichen Gespräch über die Problematik gesprochen und der Patient über seine Krankheitsgeschichte und sexuelle Gewohnheiten unter Zuhilfenahme eines standardisierten Fragebogens befragt. Anschließend erfolgen eine körperliche Untersuchung und im Bedarfsfall eine Blutentnahme.
Nur in sehr wenigen Fällen (z.B. unklare Ursache bei jungen Männern, Patienten nach Unfallen) ist eine erweiterte Diagnostik notwendig. Untersuchungen wie ein Schwellkörperinjektionstest, eine Ultraschalluntersuchung der Penisgefäße oder eine Cavernosographie/Cavernosometrie werden in unserer Klinik standardisiert angeboten.
Im weiteren Verlauf wird der Arzt die verschiedenen Möglichkeiten der Behandlung der Erektilen Dysfunktion erörtern. Neben der Änderung der Lebensgewohnheiten (Verzicht auf Rauchen, moderate Mengen Alkohol, gesunde Ernährung, Bewegung) und der Therapie möglicher Grunderkrankungen (s.o.) steht die medikamentöse Therapie im Vordergrund. Neben der am häufigsten eingesetzten Therapie mit Tabletten existieren Verfahren zur Injektion von Medikamenten in den Schwellkörper oder die Harnröhre sowie die Anwendung anderer Verfahren wie der Einsatz einer Vakuumpumpe. Die Implantation einer Penisprothese ist nur in seltenen Ausnahmefällen notwendig, wird aber selbstverständlich in vollem Umfang durch unsere Klinik angeboten.
Da die Potenz für den Mann oft eine große Bedeutung für das Selbstwertgefühl hat, neigen Männer dazu, überhöhte Anforderungen an sich selbst zu stellen. Folge ist, dass diese psychische Belastung die Erektile Dysfunktion bedingt oder verstärkt. Eine Lösung bietet das gemeinsame Gespräch mit dem Partner/-in, gegebenenfalls auch unter Zuhilfenahme von Experten (Ärzte, Psychologen). Eine Sexualberatung, Paartherapie oder Psychotherapie wird durch das Universitätsklinikum Jena angeboten.
Das Vorliegen einer Erektilen Dysfunktion stellt für einen Großteil der Männer ein gravierendes Problem dar. Störungen des Sexuallebens können die Lebensqualität erheblich einschränken und zu Konflikten in einer Paarbeziehung führen. Das Vorliegen einer erektilen Dysfunktion kann verschiedene Gründe haben, sie kann sogar als erstes Symptom einer zugrunde liegenden Erkrankung auftreten. Diagnostik und Therapie gehören in eine professionelle Betreuung, insbesondere der interdisziplinäre Ansatz sollte im Vordergrund stehen.
Für Patienten mit einer Erektilen Dysfunktion haben wir eine Spezialsprechstunde eingerichtet. Diese findet jeden Dienstag zwischen 13:30 Uhr und 15 Uhr statt. In dieser andrologischen Spezialsprechstunde können auch weitere Themen der Männergesundheit wie Libidoverlust oder Fertilitätsstörungen (s.u.) besprochen werden.
Fertilitätsstörungen / Infertilität / Reproduktionsmedizin
In Deutschland sind etwa 15% aller Paare ungewollt kinderlos. Ein unerfüllter Kinderwunsch liegt vor, wenn es bei einem Paar innerhalb eines Jahres trotz ungeschütztem und regelmäßigem Geschlechts-verkehr nicht zu einer Schwangerschaft kommt. Ursächlich liegen entweder und zu etwa gleichen Teilen Störungen beim Mann oder der Frau vor, in etwa 20% bei beiden Partnern. Da die Abklärung des Mannes weitaus schneller und kostengünstiger ist, sollte in der Regel mit der Diagnostik beim Mann begonnen werden.
Bei der männlichen Infertiltiätt ist in erster Linie die Produktion der Spermien gestört, es können Spermien vollständig fehlen oder bezüglich der Anzahl und/oder der Funktionstüchtigkeit reduziert sein. Auch können Störungen des Spermientransportes oder Störungen im Hormonhaushalt des Mannes ursächlich für eine Infertilität sein. Die Diagnostik umfasst die Abklärung aller möglichen Ursachen und begründet damit die weitere Therapie. Hierbei ist die operative Behebung von Samenwegsverschlüssen, die hormonelle Therapie sowie die mikrochirurgische Gewinnung von Spermien zur künstlichen Befruchtung zu nennen.
Für Patienten mit unerfülltem Kinderwunsch haben wir in unserer Klinik eine Spezialsprechstunde eingerichtet. Häufig stellen sich die beiden Partner zum ersten Termin gemeinsam vor. Dieser erste Patientenkontakt wird vom Arzt genutzt, um mögliche Ursachen des unerfüllten Kinderwunsches zu erfragen. Oft lassen sich schon durch einfache Fragen wegweisende Erkenntnisse gewinnen. Neben der körperlichen Untersuchung und einer Ultraschalluntersuchung erfolgt eine Abklärung des Hormonstatus. Eine wichtige Diagnostik stellt die Untersuchung des Ejakulates dar, dieses wird entsprechend der aktuellen Leitlinien in unserer Klinik durchgeführt.
Aus den o.g. Untersuchungen ist es dem Urologen möglich, eine Diagnose zu stellen und die weiteren Maßnahmen entsprechend der Befunde zu organisieren. Eine wichtige Voraussetzung für den Erfolg der Therapie ist dabei, dass der Urologe eng mit Reproduktionsmedizinern kooperiert. Dazu benötigt man ein Reproduktionszentrum, welches am Universitätsklinikum Jena existiert. Dieses bietet alle Möglichkeiten der modernen Reproduktionsmedizin an.
Induratio penis plastica / Peyronie disease
Eine Verkrümmung des Penis kann durch eine unterschiedlich stark ausgeprägte Entwicklung der Schwellkörper des Gliedes verursacht sein. Dies ist ein häufiger Befund, in der Regel besteht keine Therapienotwendigkeit. Eine Penisverkrümmung bedingt durch das Auftreten von Vernarbungen mit Verkalkungen (Plaques) kann in Folge von Verletzungen entstehen. Eine Sonderform stellt die Induratio penis plastica (Synonym Peyronie disease) dar. Deren Ursache ist nicht sicher geklärt, es kommen hormonelle Störungen oder Entzündungsprozesse in Frage.
Symptome einer krankhaften Penisverkrümmung sind Schmerzen bei der Gliedversteifung. Je nach Ausprägung der Gliedverkrümmung treten Schmerzen beim Geschlechtsverkehr auf, die diesen unter Umständen unmöglich machen. Bei den durch Entzündungsprozesse bedingten Ursachen der Penisverkrümmung treten häufig tastbare Verhärtungen aufgrund von Verkalkungen (Plaque) auf.
Ziel der Diagnostik ist es, das Krankheitsstadium, das Ausmaß der Verkrümmung und eventuell vorhandene Begleiterkrankungen zu erfassen. Am Glied lassen sich unterschiedlich große Verhärtungen tasten. Durch Sonographie oder eine spezielle Röntgentechnik kann das Stadium der Erkrankung bestimmt werden.
Bei der Induratio penis plastica ist im Frühstadium ein medikamentöser Therapieversuch angezeigt. Jedoch können die Medikamente den Verlauf der Erkrankung in der Regel nur verzögern und nicht aufhalten. Ist eine operative Therapie notwendig, stehen mehrere Operationstechniken zur Verfügung. Bei den meisten Methoden wird ein kleiner Schnitt an der der Verkrümmung / Plaque gegenüber liegenden Seite des Penis vorgenommen und Nähte gelegt, welche den Penis wieder in eine gerade Stellung bringen. Nach einem kurzen stationären Aufenthalt und einer 6-wöchigen sexuellen Karenzzeit lässt sich so die Lebensqualität des Patienten deutlich erhöhen.
Benignes Prostatasyndrom (BPS)
Das benigne Prostatasyndrom ist eines der häufigsten Krankheitsbilder der Urologie. Betroffen sind mindestens 40% aller Männer über 50 Jahren. Die Häufigkeit nimmt mit steigendem Lebensalter zu und beträgt bei Männern ab einem Alter von 80 Jahren mehr als 80%.
Der Begriff des benignen Prostatasyndroms (BPS) beschreibt ein Syndrom, aus reizenden (irritativen) und hemmenden (obstruktiven) Beschwerden beim Wasserlassen, hervorgerufen durch eine gutartige Vergrößerung der Prostata (benigne Prostatahyperplasie, BPH) und die damit verbundene Verengung des Blasenausgangs und der prostatischen Harnröhre.
Zu den möglichen Symptomen zählen:
Irritative Beschwerden: häufiger Harndrang und häufiges Wasserlassen, schmerzhaftes Wasserlassen, nächtliches Wasserlassen,.
Obstruktive Beschwerden: Abschwächung und Unterbrechung des Harnstrahls, Restharngefühl, Harnstottern und Harnnachträufeln, Harnverhaltung sowie Pressen beim Wasserlassen.
Am Anfang jeder Therapie steht die korrekte Diagnosestellung des Krankheitsbildes. Dazu werden in der Regel folgende Untersuchungen durchgeführt: die Tastuntersuchung der Prostata, Symptom-Fragebögen, Urinuntersuchungen, Blutuntersuchungen (z.B. des PSA-Wertes), die Sonographie von Nieren, Harnblase und Prostata, die Harnstrahlmessung (Uroflowmetrie), ggf. eine Blasenspiegelung sowie urodynamische Untersuchungen (Ausschluss einer neurologisch bedingten Blasenentleerungsstörung). Alle genannten diagnostischen Mittel stehen in unserer Ambulanz zur Verfügung und helfen uns ein Therapiekonzept für Sie zu entwickeln.
Bei geringen Symptomen und fehlenden Komplikationen, erfolgt zunächst eine konservative-medikamentöse Therapie. Hierbei existieren verschiedene pharmakologische Wirkungsansätze, die sich nach der führenden Symptomatik des Patienten richten.
Reichen medikamentöse Therapiestrategien nicht mehr aus, um die Symptome der benignen Prostatahyperplasie zu lindern oder treten behandlungspflichtige Komplikationen auf, dann sollte eine operative oder interventionelle Behandlung der Prostata erfolgen.
Zu den möglichen Komplikationen zählen:
Harnverhaltung, Harnstau und wiederholte Harnwegsinfektionen bei zunehmender Restharnbildung, Harnblasensteine oder prostatabedingte Blutungen aus der Harnröhre.
Welches Therapieverfahren für den jeweiligen Patienten in Frage kommt, hängt unter anderem von der führenden Symptomatik und der Größe der Prostata aber auch von den Begleiterkrankungen ab. In einer speziell für Sie eingerichteten Sprechstunde entscheiden wir gemeinsam mit Ihnen, welches Verfahren für Sie in Frage kommt.
Für einen Termin in unserer BPS-Sprechstunde wenden Sie sich bitte an:
urologie@med.uni-jena.de oder telefonisch über unsere Poliklinik unter 03641/9329932.
Operative und interventionelle Verfahren zur Behandlung des benignen Prostatasyndroms
Die Klinik für Urologie des UKJ bietet zahlreiche minimal-invasive Verfahren zur Behandlung des Benignen Prostatasyndroms an. Welches Verfahren am besten geeignet ist, hängt u.a. vom Beschwerdebild und der Größe der Prostata ab. Zur individuellen Beratung über die Vor- und Nachteile der einzelnen Verfahren bieten wir eine Spezialsprechstunde an.
Transurethrale Resektion der Prostata (TUR-P)
Die transurethralen Resektion der Prostata (TURP) ist seit Jahrzehnten das Referenzverfahren zur Therapie von Patienten mit einem benignen Prostatasyndrom und einer Prostatagröße bis ca. 80 ml. Hierbei erfolgt die Entfernung des Prostatagewebes über die Harnröhre mit Hilfe eine Endoskops (Resektoskop), an deren Ende sich eine Elektroschlinge befindet. Anschließend kann das entfernte Gewebe mikroskopisch untersucht werden. Die postoperative Klinikverweildauer nach Operation liegt bei etwa 4 Tagen. Entgegen weitläufiger Meinungen ist die Komplikationsrate des Verfahrens als vergleichsweise gering einzuschätzen. Trotz der Entwicklung neuerer Verfahren bleibt die Prostataresektion durch die Harnröhre der Goldstandard in der Behandlung von Patienten mit BPS.
Transurethrale Laservaporisation der Prostata (TUL-P)
Bei der Laservaporisation wird das Prostatagewebe über die Harnröhre mit Hilfe eines Grünlicht-Lasers (Greenlight-XPS-Laser™) verdampft (vaporisiert). Angewendet wird das Verfahren bei Patienten mit kleineren bis mittelgroßen Prostatae (Prostatavolumen bis ca. 60 ml). Der Vorteil der Laserbehandlung liegt in der, im Vergleich zur chirurgischen Resektion, sehr schonenden Verdampfung des Prostatagewebes und der damit verbundenen Reduktion typischer Komplikationen wie postoperativen Blutungen. Das Verfahren kommt daher u.a. für Risikopatienten (z.B. bei Herzerkrankungen) mit Einnahme von blutverdünnenden Medikamenten zur Anwendung.
Die postoperative Klinikverweildauer liegt bei etwa 3 Tagen. In einer großen europaweiten Studie (Goliath-Studie), an dem auch die Klinik für Urologie in Jena teilnahm, konnte gezeigt werden, dass die Verbesserung von Miktionsbeschwerden und Harnstrahl vergleichbar zur klassischen Resektion (TUR-P) ist. Nachteil des Verfahrens ist die fehlende Möglichkeit der Gewebegewinnung zur mikroskopischen Untersuchung.
Laparoskopisch, roboterassistierte Adenomenukleation und offene Adenomenukleation
Die Adenomenukleation bezeichnet das chirurgische Entfernen (Auslösen = Enukleation) des Prostatagewebes und ist ein Therapieverfahren für Patienten mit benignen Prostatasyndrom und sehr großem Prostatavolumen (> 80 ml), die nicht über die klassischen Verfahren endoskopisch, d.h. über die Harnröhre, operiert werden können. Weiterhin ist es das Verfahren der Wahl bei Vorhandensein therapiebedürftiger Begleiterkrankungen wie Leistenhernien, Harnblasensteinen oder großen Blasendivertikeln. Neben der klassischen offenen Operation, bieten wir in unserer Klinik ein minimal-invasives roboterassistiertes Verfahren in Schlüssellochtechnik (laparoskopisch) an. Der Eingriff erfolgt minimal-invasiv über kleinste Schnitte am Mittelbauch, worüber die Operationsinstrumente eingebracht werden. Anschließend erfolgt laparoskopisch und roboterassistiert die Eröffnung der Harnblase und Entfernung des gutartigen Prostatagewebes. Postoperativ muss der Patient für mehrere Tage einen Blasenkatheter tragen, daher beträgt die Klinikverweildauer postoperativ etwa 7 Tage.
Vorteile der minimal-invasiven Operationstechnik im Vergleich zur offenen Operation liegen in einer hohen operativen Genauigkeit (3D-Technik), in geringeren Blutverlusten, geringeren Infektionsrisiken und in der Vermeidung eines größeren Unterbauchschnitts.
Wasserstrahlablation (Aquablation®)
Bei der Wasserstrahlablation durch das AquaBeam®- Systems der amerikanischen Firma Procept BioRobotics, erfolgt die Abtragung (Ablation) des Prostatagewebes mit Hilfe eines ultraschallgesteuerten und vollautomatisierten Hochdruckwasserstrahls durch die Harnröhre.
Hierbei werden die Vorteile der Kombination aus Bildgebung eines Ultraschalls und minimal-invasiver Technik eines Endoskops genutzt. Mit Hilfe des Ultraschalls legt der Operateur zunächst den Bereich der Prostata fest, der entfernt werden soll. Anschließend erfolgt die endoskopische Kontrolle mit Inspektion von Harnröhre und Harnblase. Das zuvor markierte Prostatagewebe wird dann über eine am Endoskop befindliche Wasserstrahldüse vollautomatisiert, präzise und ohne jegliche Hitzeeinwirkung (Reduktion von postoperativen Drangbeschwerden) entfernt.
Der Eingriff erfolgt weitaus schneller als die übrigen Verfahren (reine Abtragungszeit ca. 5 Minuten). Zudem bietet es eine minimal-invasive Behandlungsoption für Patienten mit sehr großer Prostata, für die eine klassische transurethrale Resektion oder Laserung nicht in Frage käme. Studien (z.B. Water-Studie) haben die Nicht-Unterlegenheit dieses Therapieverfahrens im Vergleich zu den klassischen Verfahren gezeigt. Zudem konnte ein Vorteil für Patienten mit Wunsch nach Ejakulationserhalt gezeigt werden. Die postoperative Klinikverweildauer beträgt etwa 3 Tage.
Pressemitteilung vom 20.05.2019
Prostataarterienembolisation (PAE)
In Kooperation mit dem hiesigen Institut für Diagnostische und Interventionelle Radiologie bieten wir zur Behandlung des benignen Prostatasyndroms die Prostataarterienembolisation (PAE) an. Hierbei erfolgt minimal-invasiv über Punktion der Leistenarterie, die Einführung von Mikropartikeln in die die Prostata versorgenden Gefäße (Prostataarterien), mit dem Ziel der Unterbrechung der Blut- und Sauerstoffzufuhr des Prostataadenoms und nachfolgender Schrumpfung des Prostatagewebes. Eine Narkose ist für dieses Therapieverfahren nicht notwendig. Für weitere Informationen verweisen wir auf die ausführlichen Erläuterungen der Kollegen der Radiologie: Prostataembolisation
Ansprechpartner hierfür ist am Institut für Diagnostische und Interventionelle Radiologie PD Dr. med. T. Franiel (Kontakt über Frau Kathrin Tittel, Tel. Nr. 03641 9 324915, E-mail: kathrin.tittel@med.uni-jena.de).
Stand 05/2019 (keil)
Spezialsprechstunde: Blasentumorsprechstunde
Freitag 8:00 Uhr - 13:00 Uhr
Tumoren der Harnblase sind die häufigsten Neoplasien des Harntrakts. Die Erkrankungshäufigkeit liegt in den westlichen Industrieländern beim Mann etwa 3 x so hoch wie bei der Frau. Die höhere Tumorrate bei Männern wird u. a. auf die berufsbedingte Exposition mit krebsauslösenden Stoffen und auf den stärkeren Zigarettenkonsum zurückgeführt. Mit einer Zunahme der Erkrankung während der letzten zwei Jahrzehnte in den hoch entwickelten Industrieländern ist auch eine relative Vermehrung der Blasentumoren bei den Frauen festzustellen.
Zum Zeitpunkt der Erstdiagnose handelt es sich bei 70% bis 80% der Fälle um einen Frühbefund. Rote Blutkörperchen im Urin oder sogar sichtbar blutiger Urin sind eines der ersten Frühzeichen für diese Tumorerkrankung. Auch andere Symptome, wie z.B. Beschwerden beim Wasserlassen oder uncharakteristische Schmerzen können wegweisend sein, treten jedoch seltener auf.
Bei Auftreten dieser so genannten Hämaturie ist eine Blasenspiegelung (Zystoskopie) unerlässlich, um einen Blasentumorwachstum nachzuweisen oder auszuschließen. Sie wird in örtlicher Betäubung unternommen oder kann in Einzelfällen auch unter einer so genannten Kurznarkose durchgeführt werden. Möglich ist der Einsatz von starren und flexiblen, d. h. beweglichen Instrumenten. Die Belastung für den Mann und die Frau ist gering.
Zusätzlich erfolgt neben der Analyse des Urins und einer Ultraschalluntersuchung der Harnblase und der Nieren sowie eine Röntgenuntersuchung des Harntrakts mit Kontrastmittel.
Die Harnblase besteht aus vier verschiedenen Schichten (von innen nach außen: Urothel (Schleimhaut) - innere Muskulatur - äußere Muskulatur - äußere Harnblasen-Begrenzung). Entsprechend des Befalls der einzelnen Schichten erfolgt die Einteilung der Harnblasen-Tumoren in die Kategorie 1 bis 4 (T1 bis T4).
Glücklicherweise sind 80% der Harnblasen-Tumoren auf die innere Schicht der Harnblase beschränkt und gehen von dieser aus (so genannte „nicht-invasive Urothelkarzinome“ oder oberflächliche Karzinome, Ta). Diese Tumoren können durch eine endoskopische Operation (über die Harnröhre) blasenerhaltend geheilt werden. Fortgeschrittene Harnblasentumoren, die über die innerste Schichthinaus gehen, gelten als invasive Harnblasentumore: Diese Tumorform, die glücklicherweise nur 20% aller Harnblasentumore betrifft, muss durch die Entfernung der Harnblase (Zystektomie) therapiert werden. Daraus resultiert die Notwendigkeit einer neuen Harnableitung.
Wird bei Ihnen der Verdacht auf einen Blasentumor gestellt, erfolgt zunächst durch einen endoskopischen Eingriff die transurethrale Entfernung und darauf folgend die feingewebliche oder mikroskopische Untersuchung (Histologie). Unterstützend wirkt an dieser Stelle die so genannte fotodynamische Diagnostik (PDD) mit Hexvix®. Durch Instillation dieses Medikamentes in die Harnblase werden auffällige Befunde unter Blaulicht während der Operation „angefärbt“. Dadurch werden kleinste Befund und Tumorvorstufen besser sichtbar gemacht und somit eine größere Sicherheit für den Patienten erlangt.
Durch den darauf folgenden mikroskopischen Befund ergibt sich das Tumorstadium, welches verschiedene Therapieformen nach sich zieht: Oberflächliche Tumoren haben prinzipiell eine gute Prognose und sind durch die transurethrale Resektion zu heilen. In 80% der Fälle kommt es allerdings zu einem wieder Auftreten, weshalb eine regelmäßige Nachsorge sehr wichtig ist. Bei sehr häufigen Rezidivbefunden und fortschreitenden Tumoren kann eine einmalige oder regelmäßige Blasenfüllungstherapie mit verschiedenen Chemotherapeutika sinnvoll sein.
Eine Ausnahme bilden oberflächliche Befunde von sehr aggressiven Tumoren oder hohem Entartungsgrad. Dieser Tumor stellt eine Sonderform des oberflächlichen Harnblasentumors dar. Er hat neben dem oben beschriebenen Rezidivrisiko eine hohe Tendenz fortzuschreiten und zu metastasieren. Deshalb muss die Behandlung dieses Tumors konsequent und aggressiv erfolgen. Im Einzelfall muss zwischen einer radikalen Blasenentfernung und einer lokalen Chemotherapie (lokale Blasenfüllung) bzw. Immuntherapie entschieden werden. Gleiches gilt für eine zusätzliche Sonderform des oberflächlichen Harnblasenkarzinoms, dem so genannten Carcinoma in situ.
Fortgeschrittene Harnblasentumoren, welche die Blasenmuskelschicht erreichen, können nicht mehr organerhaltend therapiert werden. Hier sollte die radikale Entfernung der Harnblase erfolgen mit der Notwendigkeit einer Form der Harnableitung. Die verschiedenen Arten werden in kontinente (orthotope Neoblase, Pouch) und nicht-kontinente (Ileumconduit) Ableitungen unterteilt.
Bei der Zystektomie beim Mann müssen in der Regel zusätzlich die Vorsteherdrüse und die Samenblasen mit entfernt werden. Unter bestimmten Voraussetzungen und nach entsprechender Diagnostik ist es auch möglich, nervenschonende Verfahren anzuwenden. Bei der Frau müssen die Gebärmutter, die Eierstöcke und ein kleinen Teil der Scheide aus Gründen der Radikalität ebenfalls mit entfernt werden. Danach muss entschieden werden, ob die Anlage einer Ersatzblase aus Darmanteilen bei dem Mann oder der Frau möglich ist. Bei dieser Form der Operation kann der Patient anschließend auf normalem Wege Wasser lassen und eine Beutelversorgung ist nicht erforderlich. Manchmal ist es notwendig, die Harnröhre mit zu entfernen. Dann ist eine so genannte orthotope Neoblase nicht möglich. Es können dann in Abhängigkeit des Patienten andere Urinreservoirs angelegt werden, entweder die Bildung eines Pouches mit Notwendigkeit der Entlastung über den intermittierenden Katheterismus oder die Stomaversorgung mittels Beutel. In jeden Falle werden Sie nach einer solchen Operation an die Versorgung/Handhabung der erschiedenen Harnableitungssysteme, auch in Kooperation mit einer geschulten Stomaschwester, eingeführt.
In Abhängigkeit von dem histologischen Befund, z.B. bei Überschreiten des Tumors der Organgrenzen oder bei positivem Lymphknotenbefall, kann eine anschließende Chemotherapie sinnvoll sein. Eine solche Chemotherapie sollte nur in Zentren erfolgen, die Erfahrungen in einer aggressiven Chemotherapieform haben. Der Aufklärung des Patienten kommt gerade beim Harnblasenkarzinom ein sehr großer Stellenwert zu, da Therapeut und Patient gemeinsam den oft schwierigen Behandlungsweg gestalten müssen. Das Verständnis des Patienten für bestimmte Maßnahmen ist dabei von ausschlaggebender Bedeutung.
Blasentumorpatienten müssen regelmäßig durch einen Urologen nachgesorgt werden. Dabei ist zu unterscheiden, ob die vorausgegangene Operation den Blasenerhalt ermöglichen konnte oder ob eine Harnblasenentfernung mit nachfolgendem Harnblasenersatz notwendig wurde. Bei den meisten Patienten kann die Harnblase belassen werden, so dass hier neben einer regelmäßigen Blasenspiegelung, um ein wieder Auftreten des Tumors früh zu erkennen und erneut zu therapieren, auch eine Urinuntersuchung, eine regelmäßige körperliche Untersuchung und eine Ultraschalluntersuchung der Nieren und der Harnblase sowie gegebenenfalls sogar eine Röntgenuntersuchung der Nieren und der Harnleiter erfolgen sollte. Bei Patienten, bei denen eine Harnblasenentfernung durchgeführt werden musste, gehören ebenfalls Ultraschalluntersuchungen der Nieren, Kontrolluntersuchungen des Blutes und Röntgenaufnahmen des Brustkorbes, im Einzelfall die Durchführung einer Computertomographie in das Routineprogramm, um ein wieder Auftreten des Tumors frühzeitig zu erkennen. Des Weiteren ist es wichtig die Funktion der verschiedenen Harnableitungsformen zu sichern.
In unserer Klinik wird das gesamte Spektrum der Blasentumordiagnostik (ambulante Zystoskopie, Urinzytologie), -therapie (operative Therapie, Chemotherapie) und -nachsorge (Spezialsprechstunde zur Tumornachsorge) angeboten. Komplizierte Fälle können in unserem regelmäßigen Tumorboard interdisziplinär besprochen werden.
Unter einer Harnröhrenstriktur versteht man eine Einengung der männlichen oder weiblichen Harnröhre. Je nach Ausmaß der Einengung zeigt sich ein abgeschwächter Harnstrahl, die Entleerung der Harnblase wird mehr oder minder stark behindert. Es kann sogar bis zu einer Harnverhaltung kommen. Bei unvollständiger Entleerung der Blase sind Entzündungen möglich. Neben Veränderungen an der Harnblase sind Spätschäden an den Nieren möglich.
Es werden angeborene und erworbene Ursachen unterschieden. Bei den selteneren angeborenen Verengungen handelt es sich häufig um Klappen und Engen im Bereich der hinteren Harnröhre. Aber auch die äußere Harnröhrenöffnung kann betroffen sein.
Bis zum Beginn der Antibiotikatherapie des Trippers (Gonorrhoe) waren 70% aller erworbenen Strikturen Spätfolgen dieser Geschlechtskrankheit. Diese Form ist heute seltener geworden. Weitere Ursachen für erworbene Strikturen sind Verletzungen der Harnröhre (z.B. im Rahmen von Unfällen, Fahrradstangenverletzung), nach instrumentellen Untersuchungen der Harnröhre und Harnblase, Katheterbehandlung und langzeitige unspezifische Entzündungen.
Entsprechend der im allgemeinen langsam fortschreitenden Narbenbildung wird der Harnstrahl langsam dünner, ist gedreht und im Endstadium nur noch fadenförmig oder tröpfchenweise. Demzufolge wird der Zeitbedarf, der für die Entleerung der Blase benötigt wird, immer größer. Da es meist über einen längeren Zeitraum zur allmählichen Verschlechterung kommt, gewöhnt sich der Patient an die Situation. Es kann daher im Verlauf zur erheblichen Störung der Harnblasen- und unter Umständen sogar der Nierenfunktion kommen. Schließlich kann es zur kompletten Harnverhaltung kommen. Diese Situation stellt eine akute Notfallsituation in der Urologie dar.
Die erste Verdachtsdiagnose ergibt sich aus der typischen Beschwerdesymptomatik und der Beobachtung des Harnstrahles. Häufig ergibt sich aus der Krankengeschichte bereits ein Hinweis auf eine mögliche Ursache der Harnröhrenenge (siehe oben).
Bei der sich anschließenden Uroflowmetrie (Messung des Harnflusses) zeigt sich ein typischer Kurvenverlauf (Plateauphase, verlängerte Miktionszeit).
Schließlich kann die röntgenologische Darstellung der Harnröhre mit Kontrastmittel die Lokalisation, Länge und das Ausmaß der Verengung sichern.
Die Therapie einer Harnröhrenstriktur erfolgt operativ, es stehen verschiedene Operations-verfahren zur Verfügung. Die Entscheidung, welches Therapieverfahren zur Anwendung kommt, hängt von mehreren Faktoren ab:
Im Wesentlichen stehen folgende Operationsverfahren zur Verfügung:
Alle Therapieverfahren werden an der hiesigen Klinik angeboten.
Die stationäre Aufenthaltsdauer hängt vom gewählten Therapieverfahren ab.
Nach der Operation wird die Einlage eines Katheters in die Harnröhre oder die Ableitung des Urin über einen Bauchkatheter (Zystofix) für einige Tage notwendig. Im Falle einer akuten Harnverhaltung kann auch als Erstmaßnahme die Anlage eines Bauchkatheters (Zystofix) erforderlich sein.
Eine erneute Verengung (Rezidiv) nach erfolgter operativer Korrektur kann aufgtreten. Deshalb ist insbesondere in den ersten 12 Monaten nach der OP, aber auch darüber hinaus, auf eine erneute Abschwächung des Harnstrahles zu achten.
Die Wahrscheinlichkeit, im Laufe eines Lebens einen oder mehrere Harnsteine zu bilden, beträgt in Deutschland ca. 4 %. Damit ist die Harnsteinerkrankung anderen Volkskrankheiten wie dem Diabetes mellitus vergleichbar. Die jährliche Neuerkrankungsrate beträgt in der Bundesrepublik Deutschland ca. 1,5 %. Auch ist ein deutlicher Anstieg der Häufigkeit der Harnsteinerkrankungen seit Ende der 80er Jahre nachweisbar. Eine Harnsteinerkrankung tritt bei Männern viermal häufiger als bei Frauen auf, dabei liegt der Altersgipfel bei Männern um das 35., bei Frauen im 30. und 55. Lebensjahr.
Voraussetzung für eine Harnsteinbildung ist die Übersättigung des Urins mit steinbildenden Substanzen. Vielfältige Risikofaktoren können die Entwicklung eines Harnsteinleidens begünstigen. Dazu gehören die Kochsalz- und proteinreiche Ernährung, insbesondere die hohe Zufuhr von tierischem Eiweiß, die Übergewichtigkeit, verschiedene Medikamente, die Immobilisation, rezidivierende Infekte des Harntraktes sowie hormonelle Störungen (z.B. Hyperparathyreoidismus), aber auch angeborene Stoffwechselstörungen, die zu einer verstärkten Ausscheidung von lithogenen Substanzen (wie Zystin oder Oxalsäure) im Harn führen.
Hinsichtlich der Zusammensetzung der Harnsteine unterscheidet man Kalziumoxalatsteine (ca. 70 % aller Harnsteine im Erwachsenenalter), Kalziumphosphatsteine (Karbonatapatit, Brushit), Infektsteine (Struvitsteine, Ammoniumuratsteine), Harnsäuresteine und Zystinsteine.
In der Diagnostik des Harnsteinleidens spielen bildgebende Untersuchungsverfahren eine dominierende Rolle. Vordergründig wird die Sonographie des Harntraktes eingesetzt, aber auch Röntgenuntersuchungen wie z.B. die Ausscheidungsurographie oder die Schnittbildverfahren (Computertomographie) kommen zum Einsatz. Urin- und Blutuntersuchungen runden nach Erhebung der Krankengeschichte und Durchführung einer klinischen Untersuchung die Basisdiagnostik beim Harnsteinleiden ab.
80 % der Harnsteine mit einer Größe bis maximal 4 mm können spontan abgehen, bei Konkrementen über 7 mm werden spontane Steinabgänge nur noch sehr selten beobachtet. Die konservative Therapie beinhaltet neben der spasmoanalgetischen medikamentösen Behandlung adjuvante Maßnahmen wie körperliche Bewegung, Physiotherapie (auch heiße Vollbäder) und eine entsprechende Flüssigkeitszufuhr. Bei massiven, medikamentös nicht beherrschbaren kolikartigen Beschwerden kann zeitweise eine Ureterschiene eingelegt werden, die den Urinabfluss aus der Niere gewährleistet und die steinbedingten Beschwerden deutlich reduziert.
Die Therapieverfahren beim Harnsteinleiden unterscheiden sich hinsichtlich ihrer Invasivität. Die extrakorporale Stoßwellenlithotripsie (ESWL) ist eine minimal invasive Methode zur Behandlung der Urolithiasis. Die ESWL erfolgt ohne Narkose und ist (auch in Abhängigkeit der Lage des Harnsteines) mit einem sehr hohen Prozentsatz erfolgreich. Weiterhin zählen zu den minimal invasiven operativen Methoden die Harnleiterspiegelung mit Steinentfernung (Ureteroskopie, URS) und die perkutane Harnsteinentfernung aus der Niere (perkutane Nephrolitholapaxie, PNL). Durch die zunehmende Miniaturisierung der Instrumente (sogenannte Mini-PNL) gelingt es, ohne große Zerstörung von Nierengewebe die Harnsteine aus dem Nierenbecken zu entfernen. Die Harnleiterspiegelung als auch die perkutane Steintherapie können auch mit einer Zerkleinerung des Konkrementes (Lithotripsie, auch mit einem Laser) kombiniert werden.
Die offen-operative Harnsteintherapie spielt heute nur noch eine untergeordnete Rolle. Sie wird meist in Kombination mit rekonstruktiven operativen Maßnahmen am Harntrakt (z.B. einer Nierenbeckenplastik) bzw. bei sehr großer Steinmenge/Steinlast eingesetzt.
Ein wichtiger und nicht zu vernachlässigender Bestandteil der Behandlung von Harnsteinpatienten ist die Metaphylaxe der Urolithiasis, das heißt die allgemeine und (je nach Steinanalyse) spezielle medikamentöse Therapie des Harnsteinpatienten. Das primäre Ziel besteht dabei in der Senkung der Konzentration steinbildender Substanzen im Urin. Dazu ist neben allgemeinen konditionierenden Maßnahmen (Gewichtsreduktion, ausreichende Trinkmenge (mind. 2,5 L am Tag), vitamin- und ballaststoffreiche Ernährung, Bewegung u.a.) eine Stoffwechseldiagnostik (Sammelurinanalytik) notwendig. Eine sich daraus ergebende medikamentöse Therapie wird entsprechend den Stoffwechselwerten des Patienten individuell angepasst. Insbesondere die Behandlung von Harnsteinleiden, die aufgrund eines angeborenen Stoffwechseldefektes auftreten (z.B. Zystinsteinleiden), ist Schwerpunkt unserer Harnsteinmetaphylaxe-Spezialsprechstunde (s.o.).
Das Vorhalten aller dieser diagnostischen und therapeutischen Methoden wie auch die ambulante Harnsteinmetaphylaxe bildet einen Behandlungsschwerpunkt unserer urologischen Klinik.
Spezialsprechstunde: Tumorsprechstunde
Dienstag & Donnerstag 8:00 Uhr - 13:00 Uhr
Hodentumore sind bösartige Geschwülste des Hodens oder versprengten Hodengewebes im Körper (extragonadaler Keimzelltumor). Sie stellen die häufigste Tumorerkrankung des jungen Mannes zwischen dem 20. und 30. Lebensjahr dar. Generell können Sie aber in jedem Lebensalter auftreten. Die Ursachen für die Entstehung von Hodentumoren sind ungeklärt, jedoch haben Männer mit einem Hodenhochstand, auch wenn dieser im Kindesalter korrigiert wurde, und Männer mit Verwandten, die an einem Hodentumor erkrankt sind (z.B. Vater oder Bruder) ein erhöhtes Erkrankungsrisiko.
Einen hohen Stellenwert hat die frühzeitige Diagnostik. Insbesondere die regelmäßige Selbstuntersuchung der Hoden und eine möglichst umgehende Abklärung bei Auffälligkeiten durch einen erfahrenen Arzt ist von großer Bedeutung. Dank einer zügig eingeleiteten Therapie kann die überwiegende Mehrheit der Erkrankten heute geheilt werden. Bei Frühbefunden ist von einer Heilungswahrscheinlichkeit von über 90% auszugehen.
Im Frühstadium verursachen Hodentumore keinerlei Beschwerdesymptomatik. Auffällig wird eine Verhärtung bzw. Knotenbildung im Hoden, später eine Größenzunahme des Hodens mit derber Konsistenz. Dies ist typischerweise nicht mit Schmerzen verbunden. Erst im fortgeschrittenen Stadium der Erkrankung können unspezifische Beschwerden, wie Leistungsschwäche, Appetitlosigkeit, Übelkeit und anderes auftreten. Bei Nachweis der oben genannten Veränderungen sollte in jedem Fall sofort ein Arzt konsultiert werden.
Am Beginn der Diagnostik steht die klinische Untersuchung. Häufig kann dabei schon mit großer Sicherheit eine Verdachtsdiagnose gestellt werden. Die Ultraschalluntersuchung der Hoden sowie des Bauchraumes schließt sich an und gibt weitere Entscheidungshilfe. Es folgt die operative Freilegung des Hodens über einen Leistenschnitt. Bestätigt sich der Tumorverdacht, wird der betroffene Hoden mitsamt dem Samenstrang unter Eröffnung des Leistenkanales entfernt. Erst nach histologischer Untersuchung kann nunmehr die genaue Charakterisierung (Seminom oder Nichtseminom) erfolgen. Zur weiteren Ausbreitungsdiagnostik wird eine Computertomografie des Bauchraumes sowie des Brustkorbes durchgeführt.
Die Diagnostik wird vervollständigt durch Bestimmung verschiedener Eiweißstoffe im Blut. Diese so genannten Tumormarker können Hodentumore je nach ihrer Charakterisierung und Ausbreitung in unterschiedlicher Menge abgeben. Die Bestimmung der Marker liefert wertvolle Informationen für die Primärdiagnostik, aber auch für die Verlaufskontrolle unter Therapie und im Rahmen der Nachsorge.
Wie bei anderen Tumorerkrankungen wird anhand der Ausbreitung des Tumorleidens eine Stadieneinteilung vorgenommen. Entscheidende Kriterien sind hierbei insbesondere der Befall von Lymphknoten im Bauchraum (Retroperitoneum) sowie die Entwicklung von Tochtergeschwülsten in anderen Organen, bevorzugt der Lunge und der Leber. Vereinfacht wird bei Hodentumoren ohne Hinweis auf eine Metastasierung vom Klinischen Stadium I gesprochen. Finden sich retroperitoneale Lymphknotenmetastasen liegt ein Klinisches Stadium II vor. Das Klinische Stadium III ist durch Befall der Lymphknotenstationen im Brustkorb (Mediastinum) bzw. Vorliegen von Fernmetastasen charakterisiert.
Hodentumore stellen eine Gruppe verschiedener Geschwülste dar. Neben der Ausbreitung des Tumors ist die histologische Charakterisierung des Tumortyps von großer Bedeutung. Man unterscheidet so genannte seminomatöse Hodentumore von den Nichtseminomen. Die Tumoren unterscheiden sich bezüglich ihrer Empfindlichkeit gegenüber differenten Behandlungsformen, daraus leitet sich ab, dass entsprechend der Charakterisierung des Tumors spezielle Therapieschemata zum Einsatz kommen.
Am Beginn steht fast immer die Entfernung des erkrankten Hodens, wie sie bereits im Abschnitt Diagnostik beschrieben wurde sowie fallweise die Entnahme von Gewebe aus dem Gegenhoden, um hier ein Tumorfrühstadium möglichst auszuschließen. Durch diesen Eingriff wird die Zeugungsfähigkeit bei gesundem Gegenhoden nicht beeinträchtigt, da dieser die Funktion des erkrankten Hodens übernimmt. Die weitere Behandlung richtet sich nach der histologischen Charakterisierung des Hodentumors, der Bestimmung des klinischen Stadiums sowie der Blutspiegel der Tumormarker bzw. ihrem zeitlichen Verlauf (siehe oben).
Es werden gegebenenfalls weitere Operationen notwendig. Hier ist die retroperitoneale Lymphadenektomie (kurz "RLA"), eine Operation zur Entfernung von Lymphknoten im hinteren Bauchraum, zu nennen. Diese erfolgt radikal oder in bestimmen Fällen modifiziert. Zumeist besteht die Möglichkeit "nerverhaltend" zu operieren, so dass im Anschluss die Fähigkeit zur Ejakulation erhalten bleibt.
In bestimmten Fällen können Tochtergeschwülste (Metastasen) in anderen Körperregionen ebenfalls operativ behandelt werden. Weitere Therapiemöglichkeiten sind je nach Tumorart und -ausbreitung die systemische Chemotherapie und, bei Seminomen, die regionale Bestrahlung. Häufig werden die verschiedenen Behandlungen (insbesondere Chemotherapie und Operation) miteinander kombiniert.
Die zuletzt genannten Behandlungen (Chemotherapie, operative Entfernung der Lymphknoten im Bauchraum, Bestrahlung) können zur vorübergehenden, aber auch zur dauerhaften Zeugungsunfähigkeit führen. Bei eventuell bestehendem Kinderwunsch ist vor Einleitung der Therapie eine Konservierung (Kryokonservierung) von Sperma möglich.
Unsere Klinik verfügt über eine Ausstattung, die es erlaubt, einen Hodentumorpatienten von der Diagnostik (Computertomographie*, Sonographie, Hodentumormarker) über die Therapie (operative Entfernung des Hodens und ggf. von Lymph-knoten/Tochtergeschwülsten, Chemotherapie, Strahlentherapie*) bis hin zur Nachsorge zu begleiten. Die Möglichkeit der Kryokonservierung ist in Kooperation mit der Klinik für Gynäkologie unseres Klinikums ebenfalls gegeben.
Um eine geregelte Nachsorge zu gewährleisten, haben wir die o.g. Spezialsprechstunde eingerichtet.
Holen Sie eine Zweitmeinung zur Festlegung der Therapie bei Hodentumoren ein. Dieses Projekt wird gefördert durch die Deutsche Krebshilfe und soll helfen die Versorgungsqualität von Patienten mit Hodentumoren zu verbessern.
*in enger Kooperation mit angrenzenden Fachabteilungen (Radiologie, Strahlentherapie)
Spezialsprechstunde:
Neurourologie / Harninkontinenz
Mittwoch 08:00 - 15:00 Uhr
Gemäß der International Continence Society ist eine Harninkontinenz als „Zustand mit jeglichem unwillkürlichem Urinverlustes, der ein soziales oder hygienisches Problem darstellt“ definiert.
Basierend auf Art, Ausmaß und Entstehung der Harninkontinenz werden unterschiedliche Klassifikationssysteme verwendet. Die grundlegende Differenzierung erfolgt nach den Krankheitszeichen:
Das Hauptmerkmal der Belastungsinkontinenz ist der Verlust von Urin bei körperlicher Belastung. Je nach Ausmaß des Urinverlustes kann die Belastungsinkontinenz in drei Schweregrade unterteilt werden:
Die Dranginkontinenz wird durch den ständigen Harndrang und eine dem Drang unmittelbar folgende nicht unterdrückbare Blasenkontraktion mit Urinverlust gekennzeichnet.
Als Mischinkontinenz wird eine Harninkontinenz bezeichnet, bei der sowohl Merkmale der Belastungs- als auch der Drankinkontinenz eine Rolle spielen.
Die Reflexinkontinenz beschreibt den Urinverlust, der durch eine nervale Fehlsteuerung von Harnblase und Schließmuskel ausgelöst und erhalten wird. Ursächlich dafür kann eine neurologische Erkrankung, z. B. Querschnittlähmung oder Multiple Sklerose, sein.
Die Inkontinenz bei chonischer Harnretention (ehem. Überlaufinkontinenz) ist Folge einer Abflussstörung des Urins aus der chronisch überdehnten Harnblase. Jeder neu aus den Nieren in die Blase gelangende Tropfen Urin führt zum Überlaufen der Harnblase und damit zum unfreiwilligen Urinverlust, der im Sinne von ständigem Tröpfeln auftritt.
Als extraurethrale Inkontinenz wird ein Urinverlust aufgrund von Fisteln oder Fehlbildungen bezeichnet.
Die Diagnostik und Behandlung von Patienten von Harninkontinenz erfolgt durch den Facharzt für Urologie. Bei der ersten Vorstellung wird zunächst im ärztlichen Gespräch der Patient zu den aktuellen Problemen und zur Entwicklung der Erkrankung befragt. Anschließend erfolgt eine Untersuchung des Patienten. In der Regel kommen folgende Untersuchungen zum Einsatz:
Anhand der gewonnenen Befunde ist es dem behandelnden Arzt möglich, eine entsprechende Therapie einzuleiten. Hierbei stehen verschiedene Therapieoptionen zur Verfügung:
Welches Verfahren beim Patienten zum Einsatz kommt, wird durch den behandelnden Arzt entschieden, der den Patienten in einem Gespräch über die Vor- und Nachteile sowie mögliche Komplikationen informiert. In der Regel wird eine Stufentherapie durchgeführt, wobei man zunächst mit wenig invasiven Therapieverfahren beginnt und in Abhängigkeit vom Therapieerfolg zu komplizierteren Methoden übergehen kann.
In unserer Klinik werden auch Patienten mit einer Belastungsinkontinenz nach radikaler Prostatektomie behandelt. Patienten mit sehr unterschiedlichen Schweregraden der Belastungsinkontinenz werden bei uns vorstellig. Es ist die Aufgabe unserer Ärzte, den Grad der Inkontinenz sowie die Restfunktion des äußeren Schließmuskels einzuschätzen (Berichte des Patienten über Symptome und eventuelle Vorbehandlungen, Vorlagenverbrauch, Blasenspiegelung, etc.), um über die Art der Therapie entscheiden zu können.
Für Patienten mit einer milden bis moderaten Belastungsinkontinenz kommt als operative Therapie die Implantationen eines transobturatorischen Bandes (in unserer Klinik das AdVanceTM-Band von AMS) in Frage. Bei diesem Verfahren wird eine aus synthetischem Material bestehende Schlinge durch einen Schnitt im Dammbereich (sowie zwei kleine Einstiche in der Leistengegend) in den Körper implantiert. Die Schlinge unterstützt die Harnröhre bzw. die Restfunktion des äußeren Schließmuskels und stellt somit die normale Blasenkontrolle wieder her.
Für Patienten mit einer ausgeprägten Belastungsinkontinenz bzw. nahezu keiner Restfunktion des äußeren Schließmuskels ist die Implantation eines künstlichen Schließmuskels (in unserer Klinik der AMS800 von AMS) die Methode der Wahl.
Bei der Operation wird eine künstliche Manschette um den Blasenhals gelegt. Über eine im Hodensack implantierte Pumpe und ein Schlauchsystem kann die Manschette gezielt geöffnet werden. Nach dem Toilettengang mit Entleerung der Harnblase schließt sich die Manschette automatisch und der Urin kann bis zum nächsten Toilettengang zurückgehalten werden.
Wenn bei einer Dranginkontinenz mit der Einnahme entsprechender Medikamente keine ausreichende Besserung der Symptome erreicht werden kann oder Medikamente nicht vertragen werden, besteht die Möglichkeit eine Unterspritzung der Blasenschleimhaut mit Botulinumtoxin (Botox) vorzunehmen. Dazu sollte möglichst mittels Urodynamik (Blasendruckmessung) ein überaktiver Blasenmuskel (unwillkürliche Detrusorkontraktionen, Detrusorinstabilitäten) nachzuweisen sein.
Bei komplexen Funktionsstörungen der Harnblase (z.B. das Unvermögen die Blase komplett bzw. zum richtigen Zeitpunkt zu entleeren, auch in Kombination mit Dranginkontinenz) kann das Verfahren der Neuromodulation (implantierter Blasenschrittmacher) zur Anwendung kommen. Nach einer entsprechenden fachärztlichen Abklärung erfolgt die Einweisung des Patienten z.B. in unsere Klinik, wo zunächst im Rahmen eines Tests (PNE) die Möglichkeit des Einsatzes dieses Therapieverfahrens überprüft wird. Sollte dieser Test, bei dem die Blasennerven elektrisch stimuliert werden, erfolgreich verlaufen, besteht prinzipiell die Möglichkeit zur Implantation eines solchen permanenten Schrittmachersystems, welches dem Patienten die Möglichkeit gibt, die Blase wieder gezielt und koordiniert zu entleeren bzw. die Speicherung des Urins besser zu kontrollieren.
Alle oben genannten Diagnostik- und Therapieformen werden in unserer Klinik praktiziert. Sie sind betroffen und möchten sich informieren? Vereinbaren Sie einen Termin in unserer Neurourologie/Harninkontinenz-Sprechstunde!
Angeborene Fehlbildungen der oberen und unteren Harnwege sowie Fehlbildungen des Genitaltraktes kommen in bis zu 8,5% bzw. 5,5% der Neugeborenen vor. Das Spekrum dieser Fehlbildungen ist sehr breit gefächert, ebenso wie die möglichen Folgen für die Entwicklung des Kindes.
Spezialsprechstunde: Kindersprechstunde
Freitag 8:00 Uhr - 15:00 Uhr
Hier haben wir einige der wichtigen urologischen Krankheitsbilder beim Kind zusammengestellt.
Vesiko-uretero-renaler Reflux bezeichnet den Rückfluss von Urin aus der Harnblase in den Harnleiter und das Nierenbecken.
Nach Heikel und Parkkuleinen werden 5 verschiedene Refluxgrade unterteilt:
Neben dem Refluxgrad sind die Lage der Harnleitermündungen (Ostienlage) und das Aussehen (Morphologie) der Harnleitermündungen (Ostien) (normales, schlitzförmiges Ostium, Stadion-, Hufeisen- und Golflochostium) ein Therapie mitbestimmendes Kriterium. Die Lage wird von normal a) bis stark nach außen verlagert d) angegeben. Folge des Refluxes können Nierenfunktionsverlust sowie Bluthochdruck (renal bedingte Hypertonie) als Ausdruck einer Schädigung des Nierengewebes nach wiederholten Entzündungen (Pyelonephritiden) sein.
Wiederholte Harnwegsinfekte bedürfen der weiteren Abklärung. Hochfieberhafte Harnwegsinfekte mit Flankenbeschwerden sind Zeichen einer Nierenbeteiligung. Ein vesiko-uretero-renaler Reflux kann sich auch durch einen Bluthochdruck, Nierenfunktionsverlust oder eine Wachstumsretardierung bemerkbar machen. Die weitere Abklärung beinhaltet Patientenbefragung, körperliche Untersuchung, Urinbefund, Blutwerte, Röntgenuntersuchung (Miktionszysturethrogramm, MCU) und die Sonographie. Das MCU kann erst nach Infektsanierung durchgeführt werden. Neben der Klassifikation des Refluxes erlaubt das MCU auch die Beurteilung der Blasenform sowie die Beurteilung der Harnröhre. Alternativ kann der Refluxausschluss auch sonographisch (MCS) erfolgen. Manchmal sind funktionelle Untersuchungen der Harnblase notwendig. Die Nierenszintigraphie mit MAG-3 bzw. DMSA erlaubt die Beurteilung der Nieren und seitengetrennten Funktion des oberen Harntraktes. Die endoskopische Untersuchung der Harnleitermündungen und deren Lage erfolgt in Narkose mit der Bereitschaft zur operativen Korrektur. Liegt eine eindeutig Störung in Form und Lage vor, so ist die Chance auf spontanes Ausheilen des Refluxes (Maturation) gering. Für die operative Refluxkorrektur ist damit das Aussehen der Harnleitermündungen von größerer Bedeutung als der Refluxgrad.
Grund für die konservativ-medikamentöse Therapie des vesiko-uretero-renalen Refluxes ist die Möglichkeit des spontanen Ausheilens des Refluxes (Maturation) unter Infektprophylaxe innerhalb der ersten 6 Lebensjahre in Abhängigkeit vom Reflexgrad in etwa 40%. Voraussetzung für eine konservative Langzeittherapie bzw. Infektprophylaxe ist das Ausbleiben von so genannten Durchbruchsinfektionen (Pyelonephritis trotz Antibiotikaprophylaxe).
Mit zunehmendem Lebensalter wird die Wahrscheinlichkeit eines spontanen Ausheilens des Refluxes geringer. Die Infektionsprophylaxe kann daher auf das 6. Lebensjahr begrenzt werden. Mittel der Wahl sind Nitrofurantoin- und Sulfonamid-Präparate in niedriger Dosierung.
Derzeit muss die endoskopische Therapie weiter mit Zurückhaltung betrachtet werden. Erste Ergebnisse mit Deflux-Unterspritzungen (Dextranomer/Hyaloronsäure-Copolymer (Deflux)) scheinen gerade bei niedriggradigen Refluxen vielversprechend. Langzeitergebnisse stehen hierzu jedoch noch aus.
Durch erfolgreich operative Refluxkorrektur ist das Risiko weiterer Harnwegsinfektionen minimiert. Zur Beseitigung des unkomplizierten Refluxes im Kindesalter hat sich die offene Operation mit einer Erfolgsquote von 95-98% bewährt. Bei beidseitigem Reflux sollte zur Vermeidung einer Blasenfunktionsstörung ein zweizeitiges Vorgehen mit einem freien Intervall von 3 Monaten gewählt werden. Laparoskopische Methoden haben sich bisher noch nicht durchgesetzt.
Der sekundäre vesiko-uretero-renale Reflux kann Folge anderer Erkrankung sein. Auch ist es möglich, dass eine direkte Schädigung der ehemals intakten Harnleitermündung vorliegt. Diagnostik und Therapie der auslösenden Grunderkrankung stehen beim sekundären Reflux naturgemäß im Vordergrund.
Die Häufigkeit des Hodenhochstandes nach dem 1. Lebensjahr wird mit ca. 2% angegeben. Man unterscheidet dabei zwischen verschiedenen Formen des Hodenhochstandes bzw. der Hodenfehllage: Mit ca. 60% ist die Hodenfehllage in der Leiste die häufigste Form. Der Hoden liegt dabei im Leistenkanal und kann getastet und sonographisch erfasst werden. Sonderform sind die Gleit- und Pendelhoden. Durch einen zu kurz angelegten Samenstrang wird der Gleithoden nach dem Ausstreifen aus dem Leistenkanal in seine alte Position zurückgezogen. Beim Pendelhoden führen verstärkte Muskelfasern des Samenstranges zur Retraktion des eigentlich richtig liegenden Hodens.
Die Diagnostik beim Hodenhochstand umfasst neben der klinischen Untersuchung die Sonographie. Bei Hodenfehllage im Bauchraum kann mit der Magnetresonanztomographie eine Treffsicherheit von ca. 90% erreicht werden. Besteht der Verdacht auf eine derartige Fehllage so ist die Laparoskopie indiziert. Hierbei wird der Hoden in seiner Position erfasst und in Kombination mit dem Operationsverfahren nach Fowler-Stevens (Durchtrennung der Hodengefäße) in den Hodensack platziert oder für eine mikrochirurgische Autotransplantation vorbereitet. Sind beide Hoden nicht tastbar, sind Hormontests einer operativen Exploration vorzuschalten.
Das Ziel der Therapie ist das Erreichen einer regelrechten Lage des jeweiligen Hodens spätestens bis Ende des 1. Lebensjahres. Damit soll eine bleibende Schädigung des betroffenen Hodens vermieden werden. Bei Hodenhochstand bzw. -fehllage kann eine Hormontherapie im ersten Lebensjahr angewendet werden. Diese ist wegen ihres Einflusses auf die frühkindliche Endokrinopathie sowie auf die Keimzell- und Nebenhoden-Entwicklung sinnvoll. Bei der Hormontherapie kann sowohl humanes Choriongonadotropin (HCG) als intramuskuläre Injektion als auch Luteinisierungshormon-Releasinghormon (LH-RH) als Nasenspray angewendet werden. Die Erfolgsquote bei beiden hormonellen Behandlungsformen beträgt ca. 30%. Neuere Studien belegen, dass die kombinierte Behandlung von Vorteil gegenüber der Einzeltherapie ist. Bei erfolgloser Hormontherapie ist die operative Freilegung des jeweiligen Hodens mit Lösung des Hodens und des Samenstrangs aus der Umgebung (Orchido-Funikulolyse) sowie die anschließende Fixation des Hodens im Skrotalfach (Orchidopexie) indiziert. Hierbei wird von einem Leistenschnitt der Samenstrang nach Eröffnung des Leistenkanals dargestellt. Zusätzliche Veränderungen wie Leistenbrüche bzw. eine offene Verbindung zur Bauchhöhle können in gleicher Sitzung versorgt werden. Bei unzureichender Länge des Samenstrangs (Funiculus spermaticus) kann die Operationsmethode nach Fowler-Stevens (Durchtrennung der Hodengefäße) angewendet werden. Zudem besteht die Möglichkeit der Autotransplantation des Hodens durch mikrochirurgische Anastomose der Hodengefäße mit Gefäßen der Bauchdecke.
In Bearbeitung.
Unter Laparoskopie - auch Bauchspiegelung oder „Schlüssellochchirurgie“ genannt - versteht man ein so genanntes minimalinvasives Operationsverfahren, bei dem große Bauchschnitte vermieden werden können. Mit Hilfe von Schleusen (Trokaren), die über kleine Hautschnitte eingelegt werden, können eine winzige Kamera sowie spezielle Operationsinstrumente in die Körperhöhle eingebracht werden. So kann wie beim herkömmlichen Verfahren mit größter Sicherheit operiert werden.
Man unterscheidet zwischen diagnostischen und therapeutischen Eingriffen. Bei der Diagnostik steht die Sicherung einer Verdachtsdiagnose im Vordergrund. Der Operateur hat den Verdacht, dass eine bestimmte Krankheit vorliegt. Um diesen Verdacht zu bestätigen oder zu entkräften, ist es manchmal notwendig eine Laparoskopie durchzuführen. Der weitaus häufigere Grund für eine Bauchspiegelung ist jedoch der therapeutische Ansatz; hier soll eine Krankheit behandelt werden.
Der große Vorteil gegenüber den herkömmlichen („offenen“) Operationsmethoden sind die viel kleineren Hautschnitte, d.h. die Vermeidung großer Narben. Dadurch kommt es in der Regel zu weniger Schmerzen und einer schnelleren Genesung und es hat nicht zuletzt auch eine ästhetische Bedeutung. Zusätzlich ist der Blutverlust meist geringer.
Eine konsequente Weiterentwicklung der herkömmlichen Laparoskopie ist die in den 80er Jahren entwickelte roboterassistierte Laparoskopie. Hierbei führt der Chirurg die Operation an einer Konsole sitzend mit Hilfe eines von ihm gesteuerten Roboters durch. Der Vorteil dieser Technik im Gegensatz zur herkömmlichen Laparoskopie sind ein spezielles Kamerasystem mit hochauflösender Sicht (3D-HD) sowie eine extrem präzise Handhabung der Instrumente.
Diese Instrumente haben bei der roboterassistierten Laparoskopie mehrere kleine Gelenke, so dass die Handbewegungen des Operateurs exakt, aber ohne Zittern übertragen werden können. Ein weiterer Vorteil, bei den teils sehr langwierigen Krebsoperationen, ist die deutlich verbesserte Ergonomie, da der Operateur bequem an einer Konsole sitzt und daher weniger ermüdet.
Seit Januar 2011 steht ein DaVinci® Operationsroboter in unserer Klinik zur Verfügung. Seither werden vor allem radikale Entfernungen der Prostata bei Prostatakrebs mit diesem System durchgeführt. Aber auch Erweiterung bei Nierenbeckenabgangsengen, Teilentfernungen der Niere bei Nierenkrebs oder auch Entfernungen der Nebenniere können hiermit durchgeführt werden.
Ende 2018 haben wir ein weiteres, neues laparoskopisches System in unserer Klinik aufgestellt. Anders als bei der herkömmlichen Laparoskopie können nun sämtliche Instrumente über nur einen sog. Single-Port in die Körperhöhle eingebracht werden. Dies wird durch den speziellen Port sowie eine besonders flexible HD-3D Kamera („EndoEye“) ermöglicht, durch die sich der Operateur sowohl in der Vogel- als auch in der Froschperspektive ein stets optimales und dreidimensionales Bild verschaffen kann.
„Stand 05/2019 (fol)“
Die bösartigen Tumoren stellen in der Bundesrepublik Deutschland nach den Herz-Kreislauf-Erkrankungen die zweithäufigste Todesursache dar. Das Nierenzellkarzinom ist nach dem Prostata- und Harnblasenkarzinom die dritthäufigste bösartige urologische Erkrankung und nimmt als häufigster Nierentumor des Erwachsenen ca. 3% aller bösartigen Neubildungen ein.
Nierenzellkarzinomsprechstunde
Montag 8:00 Uhr - 15:00 Uhr
Die Relation zwischen Männern und Frauen beträgt 2 zu 1. Das Nierenzellkarzinom repräsentiert ca. 85% aller Nierentumoren. Durch den breiten Einsatz moderner bildgebender Verfahren wie des Ultraschalls und der Computertomografie werden mehr kleine Nierentumore diagnostiziert, die einem niedrigen Tumorstadien zuzuordnen sind. Nur noch selten sind Nierentumore zum Zeitpunkt der Diagnosestellung bereits metastasiert.
Der Nierentumor entsteht größtenteils sporadisch. Teilweise wird aber auch eine familiäre Prädisposition z.B. im Zusammenhang mit dem v. Hippel-Lindau-Syndrom und anderen genetisch bedingten Erkrankungen beobachtet.
Unter den Medikamenten werden vor allem phenacetinhaltige Analgetika, Ca-Antagonisten, ß-Blocker und Appetitszügler als kanzerogene Risikofaktoren diskutiert.
Nach heutigen Vorstellungen von der Tumorentstehung verursachen verschiedene Kanzerogene, Risikofaktoren und Umwelteinflüsse, wie hormonelle Behandlungen, Tabakkonsum, fett- und fleischreiche Ernährung und genetische Einflüsse, Veränderungen in der Zellbiologie. Auch gehäuft auftretende genetische Veränderungen ließen in den letzten Jahren vermuten, dass beim Nierenzellkarzinom sowohl erbliche als auch erworbene Veränderungen der Genstruktur und dadurch verursachte Regulationsstörungen des Zellwachstums und der Zelldifferenzierung eine der Hauptursachen der Tumorinduktion und -progression sind.
Die übliche Einteilung der Nierenzellkarzinome erfolgt nach der TNM-Klassifikation. Tumorvolumen, Tumorgrad sowie Status der Lymphknoten- und Fernmetastasierung korrelieren gut mit der Prognose.
Es führen relativ häufig routinemäßig durchgeführte Sonographien der Nieren bzw. CT-Untersuchungen im Rahmen anderer Erkrankungen zur Entdeckung einer Raumforderung bei klinisch unauffälligen Patienten.
40 bis 70% aller Nierenzellkarzinome werden derzeit zufällig entdeckt, wohingegen die Rate vor Einführung der Sonographie bei weniger als 15% lag.
Alle bilgebenden Verfahren zur Indentifizierung von Nierentumoren kommen in unserer Klinik zum Einsatz. In Zusammenarbeit mit den Radiologen können selbst fragliche Befunde sicher eingeordnet und einer Therapie bzw. Verlaufskontrolle zugeführt werden.
Die Standardtherapie des lokal begrenzten Nierentumors ist die radikale Entfernung der tumortragenden Niere, der Fettkapsel einschließlich der gleichseitigen Nebenniere bei Verdacht auf Infiltration oder Metastasierung.
Neben dieser Standardtherapie kann bei kleinen Tumoren die organerhaltende operative Therapie angewandt werden. Diese Eingriffe können in unserer Klinik ggf. minimal-invasiv (laparoskopisch) bzw. roboterassistiert durchgeführt werden. Die organerhaltende Therapie hat in den letzten Jahren einen zunehmenden Stellenwert gewonnen und ist für den Gewinn an Lebensqualität nicht unerheblich. Darüber hinaus steht das Verfahren der Radiofrequenzablation zur Verfügung, dass bei kleineren Tumoren als minimal-invasive Methode ultraschallgestützt und in besonderen Einzelfällen angewendet werden kann. Damit kann eine „Operation“ vermieden werden.
Sowohl die Chemotherapie als auch die Hormon- und Strahlentherapie stehen beim metastasierten Nierentumor als Zusatztherapie nicht zur Verfügung, da dieser diesbezüglich refraktär ist. Die Aufdeckung tumorbiologischer Mechanismen erlaubte jedoch die Entwicklung neuer Substanzen, wie Tyrosinkinasehemmer, m-TOR-Inhibitoren und auch spezifischer Antikörper/Immuntherapie. In unserer Klinik bieten wir eine umfassende medikamentöse Therapie an. Es erfolgt dazu eine Eingliederung in eine spezielle Nierentumorsprechstunde, welche Montag zwischen 8 Uhr und 15 Uhr stattfindet. Weiterhin ist dadurch eine Zuführung der Patienten zu internationalen Studien möglich. Mehr Informationen zu den aktuell laufende Studien finden Sie hier.
Leider gibt es für Diagnostik und Verlaufskontrolle von Patienten mit Nierentumoren noch immer keine sicheren Tumormarker. Insbesondere deshalb ist eine engmaschige urologische Nachsorge unumgänglich.
Bösartige Penistumoren sind in etwa 95% der Fälle Plattenepithelkarzinome, die von der oberflächlichen Zellschicht der Haut oder Schleimhaut ausgehen. Die übrigen 5% sind maligne Melanome, Basaliome, Sarkome sowie andere seltene Weichteiltumoren.
Das Plattenepithelkarzinom des Penis entwickelt sich vorzugsweise an der Eichel oder der Vorhaut, kann aber auch auf den Penisschaft und benachbarte Strukturen übergreifen.
Die folgenden Ausführungen sollen nur das Plattenepithelkarzinom als häufigste Form des bösartigen Penistumors abhandeln.
Der häufigste maligne (bösartige) Tumor am männlichen Glied ist das Plattenepithelkarzinom des Penis. Mit etwa 600 Neuerkrankungen in Deutschland handelt es sich um eine seltene Erkrankung, die nur rund 0,5 % aller malignen Erkrankungen bei Männern ausmacht. Der Altersgipfel dieser Tumoren liegt im 6. Lebensjahrzehnt. Während das Peniskarzinom in westlichen Industrieländern eine seltene Erkrankung darstellt, ist es in einigen Entwicklungsländern ein ernst zu nehmendes Gesundheitsproblem.
Häufigste Ursache sind chronische und wiederkehrende Infektionen an der Eichel oder der Vorhaut auf dem Boden einer mangelnden Hygiene. Begünstigt wird dieser Zustand durch eine Vorhautverengung (Phimose). Im Gegensatz dazu ist ein Peniskarzinom bei beschnittenen Männern eine Rarität. Allerdings führt nur eine im Kleinkindalter durchgeführte Beschneidung zu einer effektiven Senkung des Tumorrisikos. Ebenso konnte in mehreren Studien der Zusammenhang zwischen einer Infektion mit humanen Papillomaviren (HPV) - insbesondere der Subtypen 16 & 18 - und dem Peniskarzinom nachgewiesen werden.
Frühzeitige Symptome wie Rötungen oder Beläge an Eichel und Vorhaut sind uncharakteristisch und können auch entzündlich bedingt sein. Dadurch werden sie häufig übersehen oder ignoriert. Ebenso können sie unter einer Vorhautverengung versteckt sein. Typisch sind Rötungen und Geschwüre, die sich trotz lokaler Therapie nicht bessern bzw. knötchenartige Veränderungen oder Verhärtungen, anfangs meist an der Eichel oder der Vorhaut. Fortgeschrittene Tumoren sind von warzenförmigem bis blumenkohlartigem Wuchs gekennzeichnet und können zu Blutungen neigen. Möglicherweise liegen dann auch tastbar verhärtete Leistenlymphknoten vor. Handelt es sich dabei um Lymphknotenmetastasen, kann der Lymphabfluss aus den Beinen behindert werden. Dies wiederum führt zu einer Schwellung des Beines - einem so genannten Lymphödem.
Am Beginn der Diagnostik steht die klinische Untersuchung des Genitales. Während zottige oder warzenförmige Plattenepithelkarzinome bereits durch ihr äußeres Erscheinungsbild relativ leicht von gutartigen Veränderungen unterschieden werden können, ist dies für flache Haut- und Schleimhautveränderungen oft schwierig. Darüber hinaus können gutartige und bösartige Veränderungen direkt nebeneinander auftreten. Daher sollte die Diagnosesicherung im Zweifelsfall durch eine Gewebeprobe oder Entfernung des gesamten Herdes am Glied und mikroskopische Untersuchung des gewonnen Materials erfolgen. Gleichzeitig kann dabei eine Untersuchung auf humane Papillomaviren und deren Typisierung durchgeführt werden.
Für die Diagnostik von Lymphknoten- und Fernmetastasen stehen wie bei anderen Tumorerkrankungen die bildgebenden Verfahren mit Sonographie, Computertomographie (CT), Magnetresonanztomographie (MRT) sowie Positronenemissionstomographie (PET-CT) zur Verfügung.
Bei Frühbefunden kann eine lokale Tumorentfernung, gegebenenfalls ergänzt durch eine Laserbehandlung ausreichend sein. Bei lokal fortgeschrittenen Befunden ist eine Teilentfernung des Penis erforderlich. Hat der Tumor hingegen bereits Nachbarstrukturen infiltriert, muss eine komplette Entfernung des Gliedes sowie der betroffenen Strukturen erfolgen. Unter Umständen ist die Neuanlage der Harnröhrenöffnung im Dammbereich notwendig. Infiltriert der Tumor tiefere Gewebsschichten steigt das Risiko einer Lymphknotenmetastasierung deutlich an. In vielen Fällen ist dann eine Entfernung der Lymphknoten im Leistenbereich beidseits, eventuell auch der Lymphknoten im Becken erforderlich.
In bestimmten Fällen kann eine Strahlentherapie zum Einsatz kommen.
Eine Chemotherapie kann bei bereits erfolgter Fernmetastasierung hilfreich sein. Wann und ob eine Chemotherapie einzuleiten ist, stellt immer eine individuelle Entscheidung dar, die nur von einem in der Behandlung von Peniskarzinomen erfahrenen Zentrum getroffen werden kann.
Die Urologische Universitätsklinik Jena bietet das gesamte Behandlungsspektrum des Peniskarzinoms an.
Wie bei anderen Tumorerkrankungen wird anhand der Ausbreitung des Tumorleidens eine Stadieneinteilung nach dem sogenannten TNM-System vorgenommen. Entscheidende Kriterien hierbei sind die Ausdehnung des Tumors am Penis (T) und ob bereits Lymphknoten- (N) oder Fernmetastasen (M) nachweisbar sind. Der Malignitätsgrad (G) wird vom Pathologen nach mikroskopischer Beurteilung des Tumorgewebes bestimmt. Letzterer stellt eine Ergänzung zum TNM-System dar und ist ein Maß für die Aggressivität des Tumors.
Das Peniskarzinom hat im Frühstadium als lokal begrenzter Tumor ohne Metastasen die besten Heilungschancen. Hier liegen die 5- Jahres-Überlebensrate ca. 90%. Wenn eine Metastasierung in die Leistenlymphknoten hinzukommt, sinkt die 5-Jahres-Überlebensrate auf ca. 80%, und sie liegt unter 20% wenn weiter entfernte Lymphknoten oder Organe befallen sind. Die teilweise oder vollständige Penisentfernung sowie die Lymphknotenentfernung stellen einen großen Verlust an Lebensqualität für die Betroffenen dar.
Zur Prophylaxe eines Plattenepithelkarzinoms am Penis ist eine sorgfältige Genital- und Sexualhygiene erforderlich. Ebenso ist jedem Mann eine regelmäßige Selbstuntersuchung zu empfehlen. Bei Vorhautverengung ist eine Zirkumzision anzustreben. Darüber hinaus sollten von jedem Mann ab dem 45. Lebensjahr zumindest die von den Krankenkassen getragenen Krebsvorsorgeuntersuchungen bei einem Urologen wahrgenommen werden.
Das Prostatakarzinom ist der häufigste Krebs des Mannes. Laut Schätzung des Robert-Koch-Instituts erkrankten im Jahre 2006 in Deutschland ca. 60.000 Männer neu. Der Anteil an allen Krebsneuerkrankungen lag bei 26,2 %. Der Verlauf ist in der Regel langsam. Dennoch war das Prostatakarzinom 2013 für 13408 Todesfälle, 11 % der karzinombedingten Todesfälle beim Mann, ursächlich (Statistisches Bundesamt). Das Risiko, ein Prostatakarzinom zu entwickeln, steigt mit dem Alter. Die Erkrankung ist bei unter 45 jährigen selten.
Unsere Urologische Klinik befindet sich zur Zeit zusammen mit der hiesigen Klinik für Strahlentherapie in der Zertifizierung zum Prostatakarzinomzentrum durch die Deutsche Krebsgesellschaft (DKG).
Ein Prostatakrebs kann geheilt werden, solange er auf die Prostata begrenzt und nicht metastasiert ist. In fortgeschrittenen Stadien ist zwar eine Behandlung, aber keine Heilung möglich. Eine frühe Erkennung eines Prostatakarzinoms ist deshalb wichtig. Die Krankenkassen bieten ab dem 45. Lebensjahr eine jährliche Krebsvorsorgeuntersuchung an, die bei einem niedergelassenen Urologen oder in unserer Poliklinik durchgeführt werden kann.
Die Therapie eines lokal begrenzten Prostatakarzinoms geschieht durch eine Operation, bei der die Prostata und in der Regel auch die Lymphknoten in der Beckenregion entfernt werden (radikale Prostatektomie). Alternativ zur Operation ist eine Strahlentherapie möglich. In einigen Fällen kann auch unter engmaschiger Kontrolle auf eine Therapie verzichtet oder diese zumindest hinausgezögert werden.
Die Therapie eines fortgeschrittenen Prostatakarzinoms erfolgt durch eine Blockade des Testosterons, die meist medikamentös mit Depotspritzen und/oder Tabletten durchgeführt wird. Spricht ein Prostatakrebs auf diese Therapie nicht oder nicht mehr an, kann eine Chemotherapie oder alternative medikamentöse Therapie durchgeführt werden.
Wir bieten für Patienten mit einem lokal begrenzten Prostatakarzinom die radikale Prostatektomie an. Diese kann roboterassistiert laparoskopisch mit dem daVinci-OP-Roboter erfolgen, der dem Operateur ein sehr feines und schonendes Arbeiten ermöglicht, wodurch die der Erhalt von Kontinenz und Potenz erleichtert wird. Die minimalinvasive Methode bietet zudem den Vorteil eines geringen Blutverlustes einer schnelleren Genesung der Patienten. Der daVinci-OP-Roboter wird seit seiner Einführung im Jahre 1999 weltweit in zunehmendem Maße genutzt. Seit Januar 2011 steht uns ein da Vinci-Roboter der neuesten Generation zur Verfügung. Bis Ende 2014 konnten wir mit diesem bereits 450 Patienten mit einem Prostatakarzinom roboterassistiert laparoskopisch operieren.
Patienten, für die die laparoskopische Methode nicht geeignet ist, können in unserer Klinik auch offen über einen Schnitt am Unterbauch operiert werden. Darüber hinaus kann bei beiden Operationsmethoden fallweise nerverhaltend (potenzschonend) und mit oder ohne Entfernung der Lymphknoten im Beckenbereich vorgegangen werden.
Welche OP-Methode für Sie am besten geeignet ist, sollte im persönlichen Gespräch sowie einer körperlichen Untersuchung geklärt werden.
Bei fortgeschrittenen Tumorstadien können kleinere Operationen sinnvoll sein, falls Probleme mit dem Wasserlassen, eine Harnstauung oder Blutungen auftreten.
In unserer Klinik werden alle derzeit zugelassenen medikamentöse Therapien durchgeführt. Darüber hinaus gibt es bei geeigneten Patienten die Möglichkeit, durch die Teilnahme an klinischen Studien von weiteren, modernen Optionen, wie aktuell der Immuntherapie, zu profitieren.
Wir bieten Montag, Mittwoch und Donnerstag zwischen 8 Uhr und 13 Uhr eine Spezialsprechstunde für Patienten mit Prostatakarzinom an.
Im Rahmen des Prostatakarzinomzentrums, dem unsere Klinik und die hiesige Klinik für Strahlentherapie angehören, arbeiten wir eng mit dem Universitätstumorzentrum (UTC), den Kliniken für Hämatologie und Onkologie, Anästhesiologie und Intensivmedizin und Nuklearmedizin sowie den Instituten für Radiologie, Pathologie und Psychosoziale Medizin und Psychotherapie zusammen.
Es finden regelmäßig Tumorboards statt, in denen Fälle interdisziplinär besprochen werden. Die Möglichkeit zur Vorstellung von Fällen steht auch niedergelassenen Kollegen zur Verfügung.