Stimmt nicht. Wenn man den Darm nicht „vergiftet", ist das nicht nötig.
Mythen rund um den Darm
Den Darm sollte man regelmäßig entgiften.
Blähungen sind genetisch bedingt.
Stimmt manchmal. Es gibt tatsächlich ein Krankheitsbild, das eine genetische Ursache hat, ich spreche von der Milchzuckerunverträglichkeit. Im asiatischen Raum vertragen 80 bis 90 Prozent der Erwachsenen keine Milch, weil ein bestimmtes Enzym fehlt. Und dieser Enzymmangel ist genetisch bedingt. Wenn dieses Enzym fehlt, dann wird der Milchzucker – wenn Milch getrunken wird - im Dünndarm nicht aufgenommen, gelangt in den Dickdarm, wird dort von Bakterien verstoffwechselt und dabei entstehen Gase.
Flohsamen im Müsli hilft bei der Verdauung?!
Flohsamen, ob im Müsli oder einfach pur, sind ein probates Mittel sowohl gegen Verstopfung als auch Durchfall. Denn sie sind ein ballaststoffreiches Quellmittel und machen bei Durchfall den Stuhl kompakter, bei Verstopfung harten Stuhl weicher. Ein echter Allrounder also.
Cola und Salzstangen helfen bei Durchfall.
Stimmt nicht. Das sind veraltete Empfehlungen. Cola enthält viel zu viel Zucker und verstärkt den Flüssigkeitsverlust bei Durchfall.
Stress kann Durchfall verursachen.
Stimmt. Das haben wir alle schon erlebt, zum Beispiel vor Prüfungssituationen klappen oft die Toilettentüren. Das ist eine Funktion, die durch den Nervus vagus ausgelöst wird. Der Vagusnerv ist der längste der zwölf Hirnnerven. Als Teil des sogenannten Parasympathikus ist er -vereinfacht gesagt- auch für Verdauung zuständig und regt die Darmtätigkeit an.
Zu wenig Flüssigkeit löst Verstopfungen aus.
Stimmt. Die Frage ist hier aber, wieviel ist zu wenig? Zu wenig heißt, dass man weniger als einen Liter pro Tag trinkt. Man kann leider nicht daraus ableiten, dass Menschen, die unter Verstopfung leiden, durch mehr trinken das Problem lösen können. Es gibt viele Patienten, die trinken drei bis vier Liter pro Tag und haben dennoch eine Verstopfung. Diese Aussage ist also grundsätzlich richtig.
Probiotika – Helfen sie wirklich?!
Tatsächlich können Probiotika bei verschiedenen Beschwerden und Krankheitsbildern helfen, unter anderem bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen, aber auch bei Reizdarm. Hilfreich kann auch die gleichzeitige Einnahme von Probiotika mit Antibiotika sein. Gerade bei Kindern können Probiotika hier die Tage mit Durchfall reduzieren. Wichtig ist bei jedem Einsatz von Probiotika: Die Mischung macht’s! Probiotika-Mixturen sollten aus mindestens neun verschiedenen Stämmen bestehen. Und: Es gibt je nach Erkrankung und Beschwerden verschiedene Empfehlungen für Probiotikastämme. Am besten sollte man hierüber mit seinem Arzt sprechen.
Antibiotika schlecht für den Darm?!
Alle Antibiotika, die wir einnehmen, wirken sich direkt auf unser Mikrobiom aus. Je breiter das Antibiotikum ausgerichtet ist, desto mehr Kollateralschaden richtet es dort an. Denn das Antibiotikum bekämpft nicht nur die krankmachenden, sondern auch die gesunden Bakterien. Das ist auch der Grund für die häufigsten Nebenwirkungen bei Antibiotika: Übelkeit, Durchfall und Bauchkrämpfe. „Jeder Tag, an dem wir ein Antibiotikum nehmen, ist folgenreich“, weiß PD Dr. Stefan Hagel, Oberarzt am Institut für Infektionsmedizin und Krankenhaushygiene, und räumt mit einem Mythos auf. Der Satz ,Nehmen Sie das Antibiotikum, bis die Packung leer ist!‘, entbehrt jeglicher Grundlage. Das hat nichts mit dem Erfolg der Therapie zu tun. Antibiotika sollten so kurz wie möglich eingenommen werden. Als Faustregel gilt, dass die Therapie zwei Tage nach Ende des Fiebers beendet werden kann.“ Antibiotika sind zweifelsohne eine der größten Errungenschaft der Medizingeschichte und haben Abertausende Leben gerettet. „Sie sollten aber unbedingt sorgsam eingesetzt werden“, fordert Hagel.
Sauerkraut ist gut für den Darm.
Stimmt. Sauerkraut enthält sehr viele Ballaststoffe. Diese Ballaststoffe sind Nährstoffe für eine gesunde Mikrobiota, sprich für eine intakte Darmflora.
Nach dem Essen sollst Du ruhen oder tausend Schritte tun.
Der Drang nach einem Schläfchen nach dem Essen wird auch „postprandiale Müdigkeit“ genannt. Weil nach dem Essen der Blutzucker ansteigt, wird Insulin freigesetzt, dieses senkt den Blutzucker wieder. Wichtig ist, sich beim Essen Zeit zu nehmen, und nach Möglichkeit eine kleine Pause einzulegen, in der man sich durchaus ein wenig bewegen sollte. Aber es ist schwierig, das immer in unseren schnelllebigen Alltag regelmäßig zu integrieren.
Sind Polypen schon Darmkrebs?!
Ein Polyp ist zunächst einmal nur eine Erhabenheit auf der Schleimhaut. Das Aussehen ähnelt einem Pilz oder einem flachen Hubbel. Ob ein Polyp gut- oder bösartig ist, entscheidet am Ende der Pathologe. Allerdings entsteht Darmkrebs zu 90 Prozent aus Polypen. Sie werden daher in der Regel bei einer Darmspiegelung entfernt. Die gute Nachricht ist aber: In den meisten Fällen sind sie Adenome, also gutartige Wucherungen der Darmschleimhaut.
Nach jedem Böhnchen folgt ein Tönchen?!
In der Tat führt faserreiche Kost wie Bohnen, Kohl oder Zwiebeln eher zu Flatulenzen. Das liegt an ihrem Anteil resistenter Stärke. Das sorgt für mehr Gasbildung in unserem Darm, ist aber kein Ausdruck dafür, dass Bohnen und Co schlecht für unsere Verdauung sind. Ganz im Gegenteil. Tipp: Einfach nach einem leckeren Bohneneintopf einen Verdauungsspaziergang machen. In der frischen Luft stört es ja keinen.
Ein Verdauungsschnaps hilft bei vollem Magen.
Stimmt nicht. Von dieser Aussage profitierten nur die Hersteller der „Verdauungsschnäpse“. Die Verdauung braucht viel länger, weil bekanntermaßen der Alkohol die Magenmuskulatur entspannt und damit die Speisen nur verzögert weitertransportiert werden.