Im Labor: Wie Stuhlproben ausgewertet werden
Die Abgabe einer Stuhlprobe kostet manchen Patienten ein wenig Überwindung. Für Mikrobiologen ist der Stuhlgang des Menschen jedoch eine überaus interessante Sache. Denn hierin lässt sich allerhand nachweisen: nicht nur für das menschliche Auge unsichtbares Blut, sondern auch zahlreiche Erreger. In unserem Darm befindet sich nämlich eine Unmenge unterschiedlicher Zelltypen, hier herrscht die höchste Keimdichte – und hierhin gelangen auch pathogene, also krankmachende Keime. Einige lösen Durchfall aus, andere können schlimmstenfalls über den Darm in den Blutkreislauf gelangen und zu schweren Infektionen bis hin zur Sepsis führen. Nachweisen lassen sich diese und viele weitere Erreger mithilfe einer Stuhlprobe.
Die Untersuchung einer Stuhlprobe kann aus unterschiedlichen Gründen angezeigt sein:
- Im Rahmen der Darmkrebsvorsorge
- Bei unklaren Beschwerden aus dem Magen-Darm-Trakt zur Abklärung einer chronisch-entzündlichen Darmerkrankung, Polypen oder Darmkrebs
- Bei anhaltenden Durchfällen, um den möglichen Erreger herauszufinden, also Bakterien, Viren, Parasiten oder Einzeller
Die Untersuchung einer Stuhlprobe ist immer eine Stufendiagnostik
Mikrobiologen testen bei Stuhlproben nicht „wild“ drauflos. Sprechen keine Anhaltspunkte wie beispielsweise eine Auslandsreise für einen hierzulande untypischen Erreger, dann untersuchen sie den Stuhl zunächst auf die häufigsten und damit auch wahrscheinlichsten Bakterien und Viren. Werden sie hier nicht fündig, folgen speziellere Untersuchungen. Diese sogenannte Stufendiagnostik spart Zeit und Ressourcen.
Kommt beispielsweise ein Patient mit anhaltendem Durchfall, Fieber und Flüssigkeitsverlust in die Zentrale Notaufnahme, dann wird die Stuhlprobe zunächst auf die „üblichen Verdächtigen“ analysiert. Das sind bei Virusinfektionen vor allem Noro-, Rota- oder Adenoviren und bei bakteriellen Infektionen vor allem Campylobacter, Salmonellen und EHEC-Keime, in selteneren Fällen auch Shigellen und Yersinia enterocolitica. Noroviren sind in der kalten Jahreszeit die häufigsten Verursacher, während in den Sommermonaten insbesondere Infektionen mit Campylobacter und Salmonellen vorkommen, die wir über falsch gelagerte Lebensmittel aufnehmen. Liegt eine Patientin hingegen schon längere Zeit im Krankenhaus und bekommt während einer Antibiotikabehandlung Durchfall, dann ist eine Infektion mit Clostridioides difficile wahrscheinlicher. Hier testen die Mikrobiologen aber nicht auf den Erreger selbst, sondern bestimmen dessen Toxine (Giftstoffe), die die Krankheitssymptome verursachen. Neben Viren und Bakterien kommen prinzipiell weitere Erreger in Frage, die Durchfallerkrankungen auslösen: Würmer und vor allem auch so genannte Protozoen, also einzellige Lebewesen wie Amöben, Kryptospyridien oder Giardien. Diese sind oft bereits unter dem Mikroskop sichtbar.
Wie der Mikrobiologe Erreger erkennt
Je nach Erregertyp kommen unterschiedliche Methoden zum Einsatz: Antigentests, PCR und das Anlegen von Bakterienkulturen. Bei den Bakterien können zudem entweder die Erreger selbst nachgewiesen werden oder die von den Bakterien gebildeten Toxine. Für eine Bakterienkultur gibt der Mikrobiologe kleine Mengen Stuhl in einer Petrischale auf ein Nährmedium, die Bakterien „brüten“ dann über Nacht. So entstehen in bunten Petrischalen charakteristische Kolonien der sich vermehrenden Keime. Das geschulte Auge erkennt in der Regel schon an der Form und Größe dieser Kolonien, um welchen Erreger es sich handelt. Gegebenenfalls prüfen die Labormitarbeiter, ob der Erreger einen für ihn typischen Geruch verströmt. Vor allem bei Bakterien, die Multiresistenzen gegenüber Antibiotika besitzen und besonders für abwehrgeschwächte Patienten gefährlich sein können, kann es nötig sein, eine solche Kolonie auf das Vorhandensein von Antibiotikaresistenzen zu prüfen.
Für eine Untersuchung auf Viren wird eine kleine Menge der Stuhlprobe in einem Röhrchen mit einer speziellen Lösung vermengt und zentrifugiert. Ganz ähnlich wie bei einem Coronaschnelltest wird der Stuhl so auf bestimmte Antikörper getestet. Das kann manchmal schneller sein als eine PCR-Analyse – auch diese ist spätestens seit der Coronapandemie den meisten ein Begriff. Für eine genaue Abklärung des Durchfalls wird aber meist mithilfe der PCR parallel auf verschiedene Viren getestet.
Katrin Bogner