01.06.2006
Thüringer Ambulanz für Kinderschutz am UKJ gegründet
Mediziner des Universitätsklinikums Jena initiieren zentralen Anlaufpunkt zur Klärung von Verdachtsfällen bei Kindesmissbrauch, -misshandlung oder -vernachlässigung
Jena. Die erste ärztliche Ambulanz für Kinderschutz in Thüringen wurde heute am Universitätsklinikum Jena gegründet. Die interdisziplinäre zentrale Anlaufstelle zur Klärung von Verdachtsfällen von Kindesmissbrauch, Kindesmisshandlung oder -vernachlässigung ist auch die erste Einrichtung dieser Art an einem Universitätsklinikum. Kinderärzte, Kinderchirurgen, Kinder- und Jugendpsychiater arbeiten in der neu gegründeten Ambulanz eng mit Rechtsmedizinern, Kinderradiologen und Gynäkologen zusammen, um schnell die nötigen Experten hinzuziehen zu können.
Die Thüringer Ambulanz für Kinderschutz, kurz TAKS, soll thüringenweit Anlaufpunkt vor allem für Ärzte, aber auch Mitarbeiter von Kinderschutzinstitutionen und der Polizei sein, wenn diese bei einem Kind Hinweise auf Missbrauch oder Gewalt vermuten. "Die Aufgabe der Ambulanz ist es, in solchen Fällen mit Expertenmeinungen zu unterstützen und so dabei zu helfen, diese Fälle besser nachzuweisen und rechtzeitig aufzuklären", erklärt Dr. Thorsten Doede, Kinderchirurg und Mitinitiator der Ambulanz. Dazu wird über die zentrale Rufnummer 03641/9322715 rund um die Uhr an allen Wochentagen der diensthabende Kinderchirurg des Klinikums als Ansprechpartner der Ambulanz erreichbar sein. "Der Kinderchirurg wird dann je nach Lage des konkreten Falls weitere Kollegen hinzuziehen", so Doede. Beispielsweise wäre dies im Falle eines Missbrauchs der Gynäkologe, bei Verdacht auf Vernachlässigung der Pädiater.
In allen Fällen sei es zudem wichtig, rechtzeitig mit der Spurensicherung zu beginnen, was die Einbeziehung der Rechtsmediziner erfordert. Mit dem Institut für Rechtsmedizin sind dafür am Jenaer Klinikum die Experten sofort mit am Ort. "Die enge Zusammenarbeit mit der Rechtsmedizin soll sicherstellen, dass eine genau Unterscheidung zwischen beispielsweise Unfallverletzungen und solchen durch Gewalteinwirkungen erfolgt", führt Prof. Gita Mall, Direktorin des Instituts für Rechtsmedizin am UKJ, aus. Gleichzeitig können die Kinder- und Jugendpsychiater sowohl bei der Diagnose als auch der weiteren Therapie psychiatrischen Beistand einbringen. "Durch diese Zusammenführung der verschiedenen Fächer kann den Kindern und Jugendlichen in der Ambulanz schnell und umfassend geholfen werden", ist Dr. Thorsten Doede überzeugt.
Dass eine solche Ambulanz nötig ist, steht für die Mediziner außer Frage. "Jede Woche sterben in Deutschland zwei Kinder an den Folgen von Missbrauch und Vernachlässigung", verweist Prof. Klaus Höffken, Medizinscher Vorstand des Klinikums, auf Zahlen der UNICEF. "Das sind zwei zu viel." In der Thüringer Kriminalstatistik sind für 2004 400 Fälle von Kindesmissbrauch und 166 Opfer von Kindesmisshandlungen ausgewiesen. Dem etwas entgegen zu setzen ist Ziel der Ambulanz am Uniklinikum. "Wir haben für die Gründung bewusst den Kindertag gewählt, um an diesem Tag auch darauf hinzuweisen, dass Kinder unseren Schutz und unsere Fürsorge brauchen", so Höffken. "Mit der Ambulanz wollen wir dazu beitragen, ein Frühwarnsystem zum Schutz von Kindern vor körperlicher und seelischer Gewalt zu errichten."
Die Thüringer Ambulanz für Kinderschutz (TAKS) ist ab sofort rund um die Uhr unter Tel. 03641/9322715 zu erreichen.
Ansprechpartner:
Dr. Thorsten Doede
Klinik für Kinderchirurgie, Universitätsklinikum Jena
Tel. 03641/9322713
E-Mail:
Prof. Gita Mall
Direktorin des Instituts für Rechtsmedizin, Universitätsklinikum Jena
Tel. 03641/935551
E-Mail: