25.01.2007
Angeborene Gesichtsfehlbildungen - frühe Therapie lindert Folgen
Spezielle universitäre Zentren wie in Jena ermöglichen Betroffenen normales Leben
Jena. Jedes 500. Kind ist weltweit davon betroffenen - einer angeborenen Lippen-, Kiefer-, Gaumenspalte. Diese und andere "kraniofaziale" (kranio -Schädel, fazial - Gesicht) Fehlbildungen haben meist schwere Folgen für das betroffene Kind: Sprache, Gehör, Nahrungsaufnahme und sogar die Atmung sind oft behindert. Teilweise fehlen Zähen oder es kommt zu Zanhfehlstellungen. Zu den körperlichen Einschränkungen kommt die seelische Belastung durch das andersartige Aussehen, durch Hänseleien und Zurückweisungen durch die Mitmenschen. "Für die körperliche und emotionale Entwicklung eines Kindes ist es daher enorm wichtig, möglichst früh mit der Behandlung zu beginnen", erklärt Mund-Kiefer-Gesichtschirurg Prof. Stefan Schultze-Mosgau im Vorfeld einer Fachtagung am Universitätsklinikum in Jena. Die Medizin ermöglicht heute den Betroffenen nicht nur eine Wiederherstellung der beeinträchtigten Funktionen, sondern auch ein völlig normales Aussehen - und damit ein normales Leben.
"An einem spezialisierten, universitären Zentrum wie hier in Jena arbeiten Experten verschiedenster Fachbereiche dafür eng an einer optimalen Therapie. Mit unseren heutigen Verfahren erzielen wir gemeinsam sehr gute funktionelle und ästhetische Ergebnisse. In unserer interdisziplinären Sprechstunde für Lippen-, Kiefer-, Gaumenspaltleiden existiert eine enge Zusammenarbeit zwischen Mund-Kiefer-Gesichtschirurgen, Kieferorthopäden, Zahnärzten, Pädaudiologen, Hals-Nasen-Ohren-Ärzten, Logopäden, Kinderärzten, Gynäkologen und Neonatologen", so Schultze-Mosgau. Im vergangenen Jahr wurden in der Mund-, Kiefer-, Gesichtschirurgie 84 Patienten mit Lippen-Kiefer-Gaumenspalten operativ behandelt - "das ist ein deutlicher Zuwachs gegenüber den Vorjahren", so Schultze-Mosgau. Die Patienten kommen nicht nur aus ganz Thüringen, sondern mittlerweile aus fünf Bundesländern. Die Behandlung beginnt im Idealfall in den ersten Lebenstagen und kann je nach Schweregrad der Fehlbildung bis ins Erwachsenenalter reichen. Oft sind aber schon im Kleinkindalter die Folgen der Fehlbildung beseitigt. Wie im Falle des anderthalbjährigen Klemens, der mit einer einseitigen Lippen-Kiefer-Gaumenspalte auf die Welt kam. Heute erinnert daran nur noch eine kleine Narbe auf der rekonstruierten Oberlippe des Jungen.
Ansprechpartner:
Prof. Dr. Dr. Stefan Schultze-Mosgau
Klinik und Poliklinik für Mund-, Kiefer- Gesichtschirurgie/Plastische Chirurgie, Universitätsklinikum Jena
Tel. 03641/9 32 36 01
E-Mail: