23.09.2008
Mäuse für Menschen
Professor Christian Hübner erhält den Alfred-Hauptmann-Preis für Epilepsieforschung
Jena. Prof. Dr. Christian Hübner vom Universitätsklinikum Jena wird heute (23. 9.) auf dem Europäischen Kongress für Epileptologie in Berlin mit dem Alfred-Hauptmann-Preis ausgezeichnet. Vor einem Jahr kam der Neurobiologe Christian Hübner vom Universitätsklinikum Hamburg nach Jena, um hier als Professor für Experimentelle Klinische Chemie erbliche Erkrankungen insbesondere des Nervensystems zu erforschen. Das Angebot, auf eine Professur zurück nach Hamburg zu gehen, lehnte der 40-jährige Forscher jetzt ab.
"Wir haben hier einiges zum Laufen gebracht", begründet Prof. Dr. Christian Hübner seine Entscheidung für Jena. Gemeinsam mit einer zehnköpfigen Arbeitgruppe im Institut für Klinische Chemie und Laboratoriumsdiagnostik züchtet er Mäuse, die zielgerichtete Veränderungen im Erbgut aufweisen. Sie dienen als wichtige Modelle im Sinne einer "funktionellen Genetik", um die Entstehung von Erbkrankheiten besser untersuchen zu können. Erst wenn die molekularen und zellulären Mechanismen verstanden sind, können die Mediziner nach Angriffspunkten suchen, an denen die Krankheit aufgehalten werden kann.
Für seine Untersuchungen zu den Ursachen der Epilepsie wird der Neurobiologe jetzt mit dem Alfred-Hauptmann-Preis für Epilepsieforschung geehrt. Der mit 10.000 Euro dotierte Preis wird zweijährlich für herausragende Leistungen auf dem Gebiet der experimentellen oder klinischen Epilepsieforschung vergeben. "Uns ist die Zucht von Mäusen gelungen, deren Körper ein bestimmtes Eiweiß zum Transport von Bicarbonat-Ionen nicht herstellen kann", beschreibt der Leiter der zentralen Forschungseinheit "Transgene Tiere" sein Forschungsergebnis, "die Tiere reagieren wesentlich schwächer auf krampfauslösende Mittel." Diese Erkenntnis hat möglicherweise Konsequenzen für die antiepileptische Therapie.
Prof. Dr. Christian Hübner untersucht die pH-Regulation von Nervenzellen unter dem Mikroskop. Die spezielle Klimabox ermöglicht Langzeit- beobachtungen an lebenden Zellen auch über mehrere Tage.
Auch zum Verständnis der Sichelzellenanämie, einer erblichen Erkrankung der roten Blutkörperchen, und zur Erforschung von neuro- degenerativen Erkrankungen leistete die Gruppe von Professor Hübner wichtige Beiträge. Zusammen mit der Arbeitsgruppe von Institutsdirektor Prof. Dr. Thomas Deufel erforscht Christian Hübner Störungen im Über- leben von Nervenfasern im Rückenmark bei spastischen Erkrankungen.
"Mich reizt die Verbindung der Grund- lagenforschung mit klinischen Frage- stellungen", so der Wissenschaftler, der als Sprecher des Schwerpunktes "Klinisch orientierte Neurowissen- schaften" das Forschungsprofil der Medizinischen Fakultät mitgestalten will.
Bereits jetzt ist er Partner in vielen Projekten mit Forschern des Universitätsklinikums, aber auch der Biologisch-Pharmazeutischen Fakultät und der Beutenberg-Institute. Ab dem nächsten Jahr wird er Lehrveranstaltungen im neuen Masterstudiengang "Molekulare Medizin" anbieten.
Christian Hübner studierte Medizin in Hannover und den USA. Nach einem Ausflug in die Innere Medizin habilitierte er sich in Hamburg im Fach Neurobiologie. Mit Neugier auf die kleine Stadt im Osten kam er nach Jena und sieht hier eine gute Perspektive für seine Forschungsvorhaben.
Kontakt:
Prof. Dr. Christian Hübner
Institut für Klinische Chemie und Laboratoriumsdiagnostik
Universitätsklinikum Jena
Tel.: 03641 / 9 32 50 30
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