29.10.2010
Höchste Sicherheit für Spender und Empfänger
Die Transplantationschirurgin Professor Uta Dahmen forscht am Jenaer Uniklinikum
Jena. Die Chirurgin PD Dr. Uta Dahmen ist auf die Professur für Experimentelle Transplantationschirurgie am Universitätsklinikum Jena berufen worden. An der Klinik für Allgemeine, Viszerale und Gefäßchirurgie des Universitätsklinikums Jena erforscht sie Durchblutungs-, Heilungs- und Abstoßungsmechanismen bei Organtransplantationen.
Bei einem Versagen der Leber, dem zentralen Stoffwechselorgan, ist eine Transplantation der einzige Ausweg. Das Regenerationsvermögen der Leber ermöglicht auch, dass Angehörige einen Teil ihrer Leber spenden, der das kranke Organ ersetzt und zu einer voll funktionstüchtigen Leber heranwächst. Doch wie teilt man das asymmetrische Organ, das sowohl sauerstoffreiches Blut vom Herz als auch nährstoffreiches Blut aus Magen, Darm, Milz und Bauchspeicheldrüse erhält, so, dass beide Teile ausreichend durchblutet werden und funktionsfähig sind? Überträgt sich der Immunschutz des Spenderorgans auf den Empfänger, und wie begegnet man der erhöhten Infektionsgefahr, wenn das Immunsystem des Empfängers unterdrückt werden muss, um eine Abstoßung zu vermeiden?
Diese Fragen untersucht Uta Dahmen in ihrer Forschungsarbeit. "Wir wollen die besten Startbedingungen für das einzigartige Regenerationspotential der Leber schaffen", so die Chirurgin. "Das beginnt mit einer Vorbehandlung des Spenders, dazu zählen Operationsmethoden, die die Durchblutung während und nach der Transplantation sicher stellen, und Diagnoseverfahren, um Durchblutungsstörungen oder Immunreaktionen schnell erkennen und darauf reagieren zu können." In einer klinischen Forschergruppe am Universitätsklinikum Essen erforschte sie zum Beispiel, wie die Schädigung des Lebergewebes bei Sauerstoffunterversorgung und anschließender Wiederdurchblutung abläuft und welche Signalprozesse die Immunantwort des Körpers gegen das Transplantat regeln oder die Regeneration der Leberzellen steuern. Diese Projekte wird sie in Jena fortführen.
Ein Schwerpunkt ist die Untersuchung der spontan ablaufenden Heilungsprozesse im Lebergewebe selbst. Uta Dahmen arbeitet im jüngst verlängerten systembiologischen Forschungsprojekt HepatoSys mit, in dem Biologen, Informatiker und Mediziner ein virtuelles Organmodell für die Leber entwickeln wollen. "Ausgehend von den physiologischen Prozessen in der Zelle soll das Lebergewebe und das gesamte Organ in silico nachgestellt werden, um durch Computersimulation im Sinne einer individualisierten Medizin Vorhersagen über Krankheitsverläufe, Medikamentenwirkung und Regenerationsprozesse machen zu können", so Uta Dahmen.
Neben der Lebertransplantation erforscht die Chirurgin auch Aspekte der Übertragung anderer Organe, wie Herz oder Niere. Ihre Kooperationspartner sind die Mediziner des Herzzentrums in Berlin und Wissenschaftler am Fraunhofer-Institut für Bildgestützte Medizin in Bremen. An der Jenaer Uniklinik wird sie vor allem mit den Kollegen der Klinik für Allgemeine, Viszerale und Gefäßchirugie zusammenarbeiten und sieht in den Themen Organversagen und -transplantation wichtige Anknüpfungspunkte an den Sepsis-Schwerpunkt des Klinikums.
Mit Uta Dahmen sind fünf ihrer Doktoranden aus Essen nach Jena gekommen; für die aus China stammenden jungen Wissenschaftler setzt sie sich besonders ein. Durch die jetzt gestarteten Projekte wird ihre Arbeitsgruppe weiter wachsen. Mit den Lehrveranstaltungen, die Professor Uta Dahmen im Masterstudiengang Molekulare Medizin anbieten wird, möchte sie die Studierenden für die klinisch-experimentelle Forschung begeistern.
Nach ihrem Medizinstudium in Hamburg, Freiburg und Montpellier arbeitete Uta Dahmen als Chirurgin in Hamburg und Pittsburg, bevor sie in Essen eine Arbeitsgruppe für experimentelle Chirurgie leitete. Die Nähe ihrer Forschungsgruppe zur Klinik ist ihr wichtig: "So können Fragen, die sich aus der klinischen Praxis ergeben, schnell in ein Experiment überführt werden und noch viel wichtiger: Die Patienten profitieren schnell von unseren Forschungsergebnissen. Unser Ziel dabei ist es, bei Organtransplantationen die Risiken für Empfänger und Lebendspender weiter zu verringern."