22.11.2010
Photonen im Dienst der Medizin
An der Universität Jena wird ein Zentrum für Medizinische Optik und Photonik gegründet
Jena. Nach einem Briefwechsel 1878 erhielt Robert Koch von Carl Zeiss ein Mikroskop mit Öl-Immersions-System, ein von Ernst Abbe entdecktes Verfahren zur Verbesserung der Abbildungseigenschaften von Mikroskopen. Mit einem solchen Mikroskop entdeckte Robert Koch wenige Jahre später den Tuberkulose-Erreger. Heute arbeiten Physikochemiker und Intensivmediziner der Jenaer Universität an neuen spektroskopischen Verfahren für die Infektionsdiagnostik. Am 25. November wird an der Friedrich-Schiller-Universität Jena (FSU) ein Zentrum für Medizinische Optik und Photonik gegründet, das die traditionell sehr gute Zusammenarbeit der Wissenschaftler auf diesem Gebiet weiter befördern will.
Im Mittelpunkt stehen dabei Kooperationen, die auf die Entwicklung optischer und photonischer Verfahren zur Beantwortung medizinischer Fragestellungen zielen. „Immer wenn wir Photonen, Lichtquanten, auf Zellen oder Gewebe treffen lassen, sei es zur therapeutischen Beeinflussung oder zum Informationsgewinn für Forschung oder Diagnostik, sprechen wir von medizinischer Photonik“, so Prof. Dr. Klaus Benndorf, Dekan der Medizinischen Fakultät, die gemeinsam mit der Physikalisch-Astronomischen und der Chemisch-Geowissenschaftlichen Fakultät der FSU das Zentrum trägt.
In einer Auftaktveranstaltung stellten Arbeitsgruppen dieser Fakultäten ihre Forschungsthemen und Methoden vor, bis jetzt bekundeten etwa 30 Wissenschaftler ihr Interesse an der Mitgliedschaft. Vor dem formellen Gründungsakt laden sie zu öffentlichen Fachvorträgen über aktuelle Entwicklungen auf dem Gebiet der Mikroskopie. Weitere Veranstaltungen mit Themenschwerpunkt, zum Beispiel der Ophthalmologie, sind geplant. Dabei zielt das Zentrum nicht nur auf die Vernetzung in der Forschung. „Wir wollen fakultätsübergreifend auch Lehrveranstaltungen für dieses zukunftsträchtige Fachgebiet anbieten“, betont der Dekan der Chemisch-Geowissenschaftlichen Fakultät Prof. Dr. Reinhard Gaupp.
Mit Ausrichtung auf das Zentrum sind im vergangenen Jahr Forschungsprofessuren an den Fakultäten besetzt worden. Zwei weitere Professuren für angewandte Mikroskopie und für Ophthalmologie wurden neu eingerichtet, die Berufungen laufen noch. „Bei der Ausstattung dieser Arbeitsgruppen unterstützen uns die Carl Zeiss MicroImaging GmbH und die Carl Zeiss Meditec AG“, freut sich Prof. Dr. Richard Kowarschik, Dekan der Physikalisch-Astronomischen Fakultät. „Die regionale Industrie ist für uns ein wichtiger Partner, um Ergebnisse und Entwicklungen mit dem notwendigen Potenzial bis zur Marktreife weiterverfolgen zu können.“
Von der Infrarot-Spektroskopie zur Diagnose von Knorpelschäden über den Einsatz der Zwei-Photonen-Mikroskopie, um Vernetzungsprozesse im Gehirn sichtbar zu machen, bis zur Korrektur von Alterssichtigkeit durch ultrakurze Laserpulse reichen die Forschungsthemen, an denen die Wissenschaftler zur Zeit arbeiten. Von ihren Forschungsergebnissen und Entwicklungen werden letzten Endes die Menschen, die Patienten profitieren. „Das Zentrum wird zur Stärkung der interdisziplinären Forschung an der Friedrich-Schiller-Universität beitragen“, ist sich Prof. Dr. Herbert Witte, Prorektor für Forschung sicher. „Und es wird die erfolgreiche Jenaer Tradition der Entwicklung optischer Technologien für die Medizinforschung fortsetzen.“
Terminhinweis:
Zentrum für Medizinische Optik und Photonik, Gründungsveranstaltung
am Donnerstag, 25. November 2010 um 15.00 Uhr
in den Rosensälen, Fürstengraben 27, 07743 Jena