23.06.2010
Wenn die Lust zur Last wird
UKJ-Psychologe Prof. Strauß spricht in der Abendvorlesung am 30. Juni über „Stress mit dem Sex“
Jena.Warum die Lust manchmal zur Last werden kann, ist eines der Themen der nächsten Jenaer Abendvorlesung, einer gemeinsamen Veranstaltung der GesundheitsUni und des Fördervereins am Universitätsklinikum Jena. In seinem Vortrag "Stress mit dem Sex - Sexuelle Probleme, kein Grund für ein Tabu-Thema" am 30. Juni geht Professor Dr. Bernhard Strauß, Direktor des Instituts für Psychosoziale Medizin und Psychotherapie am UKJ, auf die Ursachen ein, die zum Stress mit dem Sex führen können und gibt Ratschläge, wie Mann und Frau sich vor dieser Art Stress schützen kann.
Die meisten Menschen haben sie schon einmal erlebt: Probleme mit der Sexualität. Darüber zu reden ist aber für viele ein Tabu. Eigentlich ein Widerspruch in einer Zeit, in der Sex öffentlich geworden ist. Die Zeiten, in denen über Sex nur hinter der vorgehaltenen Hand getuschelt wurde, scheinen zweifellos vorbei. "Das stimmt nicht ganz", behauptet Prof. Dr. Bernhard Strauß, Direktor des Instituts für Psychosoziale Medizin und Psychotherapie am Uniklinikum in Jena. "Wir haben heute viel weniger Hemmungen, in der Öffentlichkeit mit dem Thema Sexualität umzugehen. Wenn es aber um die eigene Sexualität geht, dann wird häufig geschwiegen. Durch die Aufklärungswelle in den 70er Jahren hat sich eher im gesellschaftlichen Umgang etwas verändert. Auf den privaten Bereich war der Einfluss dagegen gering", weiß der Psychologe und Psychotherapeut.
Probleme mit der Sexualität sind unabhängig von Geschlecht oder Alter, die Ursache kann sehr verschieden sein. Die wichtigste sieht Strauß im Vergleich von vermeintlichen Standards in der Gesellschaft mit der eigenen Person. "Durch die Medien werden Idealbilder aufgebaut. Wir vergleichen uns mit dem, was wir dort sehen. Das ist aber nicht die Realität." Diese Vergleiche führen zu einem enormen Leistungsdruck, von dem Junge wie Alte betroffen sind. Strauß: "In der Jugend sind Menschen unzufrieden, weil sie im Vergleich mit vermeintlich Normalem ihre Maßstäbe zu hoch ansetzen, im Alter sind es zunehmende Funktionseinschränkungen, die dazu führen, dass man dem Vergleich nicht mehr standhalten kann. In jedem Fall entsteht Stress."
Über den richtigen Umgang mit diesem Stress spricht der Psychologe am 30. Juni um 19.00 Uhr in der Jenaer Abendvorlesung der GesundheitsUni am UKJ. Zu den Stressquellen, die der Wissenschaftler während seiner 30jährigen Forschungstätigkeit untersucht hat, gehört übrigens auch die Partnerschaft, besonders die lange. Der Rat des Experten hierzu: Damit "Guter Sex trotz Liebe" möglich ist, sollten sich Partner das sexuelle Interesse aneinander bewahren und es nicht den alltäglichen Herausforderungen und Konflikten des Alltags opfern.
Auch Krankheiten können das sexuelle Verlangen oder die sexuelle Funktionsfähigkeit beeinträchtigen. "Falsche Vorstellungen und einen Mangel an Wissen über Sexualität gibt es nicht nur bei Patienten, sondern auch bei den helfenden Berufen in der Medizin", stellt Strauß fest. Ein Beispiel für solche falschen Ansichten ist die verbreitete Annahme, kranke Menschen hätten keinen Sex. Verständlich, dass Patienten dann mögliche sexuelle Probleme beim nächsten Arztbesuch niemals ansprechen würden.
Aber Bernhard Strauß hat auch gute Nachrichten. Es ist möglich, Stressquellen zu vermindern oder mit ihnen umzugehen. Auch für diejenigen, die Probleme haben, gibt es Rat und Hilfe. In jedem Fall solle man sich mit sich selbst versöhnen. Das bedeute auch, dass man körperliche Veränderungen im Laufe der Zeit anerkennen und akzeptieren lernt. "Eine offene Kommunikation in den Partnerschaften ist ebenfalls ein wichtiger Schlüssel zu einem Sexualleben ohne Stress", rät der Psychologe.
Terminhinweis:
"Stress mit dem Sex - sexuelle Probleme, kein Grund für ein Tabuthema"
Jenaer Abendvorlesung der GesundheitsUni am UKJ und des UKJ-Fördervereins
30. Juni 2010. Beginn: 19.00 Uhr
Hörsaal 1, Universitätsklinikum Jena-Lobeda
Kontakt:
Prof. Dr. Bernhard Strauß
Direktor des Instituts für Psychosoziale Medizin und Psychotherapie, Universitätsklinikum Jena
Tel. 03641/93 76 00
E-Mail: