10.05.2011
Erster minimalinvasiver Segelklappenersatz beim Menschen
UKJ-Herzmediziner auf Kardiologenkongress ausgezeichnet
Jena. Für ihre Arbeit zum perkutanen Ersatz der Trikuspidalklappe von vorklinischen Versuchen bis zum ersten Einsatz beim Patienten erhielten die Kardiologen des Universitätsklinikums Jena den Rudolf-Thauer-Posterpreis der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie. Der beste von 700 Posterbeiträgen auf dem Jahreskongress der Gesellschaft in Mannheim beschreibt die Ergebnisse eines vom BMBF geförderten Forschungsprojektes.
Die Schlussunfähigkeit der Trikuspidalklappe, der zwischen dem rechten Herzvorhof und der Herzkammer gelegenen Segelklappe, geht oft mit weiteren schweren Erkrankungen einher und zieht Herz, Leber und andere Organe in Mitleidenschaft. Für viele Herzkranke kommt deshalb die effektivste Behandlung, eine Operation am offenen Herzen zur Rekonstruktion oder zum Ersatz der Klappe, nicht in Frage.
Um auch diesen Patienten helfen zu können, arbeiten Kardiologen des Universitätsklinikums Jena (UKJ) unter der Leitung von Prof. Dr. Hans R. Figulla an einem faltbaren Segelklappenersatz, der sich wie beim inzwischen etablierten Verfahren für den Ersatz der Aortenklappe, minimal-invasiv mit Hilfe eines Katheters von der Leiste über eine Vene ins Herz einführen lässt. Für das Projekt erhielten sie 2008 den Innovationspreis Medizintechnik des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF).
„Nach mehrjährigen vorklinischen Tests im Tiermodell haben wir das Verfahren im August 2010 weltweit erstmals bei einem Patienten durchgeführt. Für den 79-Jährigen stellte dies nach drei Operationen am offenen Herzen die einzige Behandlungsmöglichkeit dar“, so Projektleiter Dr. Alexander Lauten von der Klinik für Innere Medizin I (Kardiologie, Angiologie, Pneumologie und Internistische Intensivtherapie). Die eingesetzte Segelklappe funktionierte sehr gut, die physische Belastbarkeit des Patienten hat sich nach dem Eingriff erhöht, und Folgeerkrankungen wie die Wasseransammlung in der Bauchhöhle besserten sich.
„Dieser Erfolg ist eine ehrenvolle Anerkennung unserer bisherigen Arbeit“, freuen sich Dr. Lauten und Prof. Dr. Figulla über den renommierten Preis. „Natürlich müssen wir weitere Erfahrungen sammeln, um den langfristigen Nutzen und mögliche Nebenwirkungen des Verfahrens einschätzen zu können.“ so Prof. Figulla. Doch für Patienten, für die eine große Herz-OP zu belastend wäre, könnte der minimalinvasive Ersatz der Trikuspidalklappe eine neue Behandlungsmöglichkeit eröffnen. Diesen innovativen Ansatz würdigte am vorvergangenen Wochenende die Jury mit dem Rudolf-Thauer-Preis für das beste Poster auf dem Jahreskongress der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie, der mit 3000 Euro dotiert ist.