27.05.2013
Bedrohliche Pilzinfektionen aufklären und therapieren
DFG fördert neuen Sonderforschungsbereich an der Universität Jena mit fast 8 Mio. Euro
(FSU) Sie können lebensbedrohlich sein: die Pilze „Candida albicans“ und „Aspergillus fumigatus“. Sie verursachen mit Abstand die meisten Fälle lebensbedrohlicher invasiver Pilzinfektionen in Europa und bei geschwächten Patienten - z. B. mit Leukämie oder nach Transplantation - lösen sie „die höchste Letalität im Krankenhaus überhaupt“ aus, weiß Prof. Dr. Axel A. Brakhage von der Friedrich-Schiller-Universität Jena. „Es besteht ein dringender Bedarf an Forschung, um die Infektionsprozesse verstehen zu lernen und neue, innovative anti-infektive Strategien zu entwickeln“, sagt der Lehrstuhlinhaber für Mikrobiologie und Molekularbiologie, der zugleich Direktor des Jenaer Leibniz-Instituts für Naturstoff-Forschung und Infektionsbiologie - Hans-Knöll-Institut (HKI) ist, mit Blick auf die seit zwei Jahrzehnten drastisch steigenden Krankheitszahlen.
Diese Forschungen werden nun möglich. Hat doch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) heute (23.05.) der Universität Jena den neuen Sonderforschungsbereich/Transregio (SFB/TR) 124 „Netzwerke der Interaktion zwischen pathogenen Pilzen und ihren menschlichen Wirten“ bewilligt. Am kurz „FungiNet“ genannten SFB/TR sind neben der Universität Jena und ihrem Klinikum auch das Hans-Knöll-Institut sowie die Universität Würzburg mit ihrem Zentrum für Infektionsforschung und ihrem Klinikum beteiligt. Der SFB/TR ist auf zwölf Jahre angelegt und wird in der ersten Förderphase bis 2017 mit rund acht Mio. Euro gefördert. Damit werden u. a. etwa 30 neue Stellen geschaffen. In 18 biologisch-klinischen und Bioinformatik-Projekten untersuchen dann 27 Wissenschaftler und ihre Teams in Jena und Würzburg die Grundlagen der komplexen Pilzinfektionen und ihrer Wechselwirkungen mit dem Menschen. Im Ergebnis sollen neue Diagnostika und Therapien - bis hin zu Zelltherapien - entwickelt werden. „Wir müssen die Letalität senken“, gibt SFB/TR-Sprecher Brakhage das Ziel vor.
Dass die beteiligten Wissenschaftler optimistisch sind, liegt vor allem an den bereits existierenden Schwerpunkten und der vorhandenen guten Infrastruktur. Jenas Forschungsstärke in den Bereichen Infektion-Mikrobiologie-Sepsis, für die u. a. die Exzellenz-Graduiertenschule „Jena School for Microbial Communication“ (JSMC), das Centrum für Sepsis und Sepsisfolgen (CSCC) sowie das Zentrum für Innovationskompetenz „Septomics“ beispielhaft stehen, wird durch Würzburger Stärken erweitert. „Würzburg ist ein Glücksfall“, unterstreicht Prof. Brakhage, „weil wir uns in allen Bereichen von der Grundlagenforschung bis zur Klinik hervorragend ergänzen und zusammenpassen“. Gemeinsam werde ein Forschungsnetzwerk entstehen, das sich erstmals in dieser Größe und einem vergleichenden Ansatz den Pilzinfektionen widme. Durch die ergänzenden systembiologischen Forschungen und die Beteiligung der Bioinformatik entstehe ein Forschungsverbund, der sich nun intensiv „der lange unterschätzten Gefahr der Infektionskrankheiten“ widme, und damit „einem wichtigen gesellschaftlichen Problem“, unterstreicht Brakhage.
Neben „FungiNet“ hat die DFG heute der Universität Jena auch den SFB „AquaDiva“ bewilligt (www.uni-jena.de/Mitteilungen/AquaDiva.html).
Jenas Universitäts-Rektor Prof. Dr. Klaus Dicke zeigt sich von der erfolgreichen Einwerbung der SFBs begeistert: „Die neuen Sonderforschungsbereiche stärken den Forschungsstandort wesentlich und beweisen, dass die Schwerpunktbildung an der Friedrich-Schiller-Universität auf die Linien, Light - Life - Liberty‘ richtig war.“