17.03.2014
Damit Essstörungen frühzeitig erkannt werden
Experten vom Universitätsklinikum Jena setzen sich für stärkere Vernetzung ein
Jena (ukj/as). Bereits über 20 Prozent aller Elf- bis 17-Jährigen weisen heute nach Angaben des Robert-Koch-Instituts Symptome einer Essstörung auf. „Essstörungen bei Kindern und Jugendlichen sind lebensbedrohliche und schwerwiegende psychosomatische Erkrankungen“, so PD Dr. Uwe Berger vom Institut für Psychosoziale Medizin und Psychotherapie am Universitätsklinikum Jena (UKJ). Anorexie, Bulimie oder die so genannte Binge-eating-Störung, bei der es zu Heißhungeranfällen kommt, können sowohl die körperliche als auch die psychische Gesundheit ernsthaft schädigen und zu Entwicklungsverzögerungen führen. Nicht selten ist die Krankheit langwierig oder wird sogar chronisch.
„Dennoch dauert es im Schnitt mehrere Jahre, bis Betroffene adäquat behandelt werden“, erläutert Dr. Berger. Die Gründe liegen darin, dass die Wartezeiten auf spezialisierte Therapieangebote sehr lang sind und die Erkrankung vor allem oft nicht früh erkannt wird. „Dabei könnte eine frühzeitige und umfassende Versorgung der Patienten die Heilungschancen entscheidend verbessern und auch verhindern, dass Betroffene stationär behandelt werden müssen“, so Dr. Berger weiter. Weil Hausärzte und Kinderärzte meist die ersten Ansprechpartner für Betroffene und Angehörige sind, ist speziell für sie jetzt ein Info-Flyer entstanden. Dieser Flyer wurde von der Psychologin Felicitas Richter mit Unterstützung des Expertengremiums Essstörungen der Initiative „Leben hat Gewicht“ am Bundesministerium für Gesundheit (BMG) und des Frankfurter Zentrums für Essstörungen entwickelt und soll Haus- und Kinderärzte dabei unterstützen, Essstörungen in einem frühen Stadium zu erkennen und den Betroffenen passende Versorgungsangebote zu machen. „Dabei geht es nicht nur um die Behandlung an sich, sondern auch darum, dass Betroffene durch Beratung und Nachsorge, zum Beispiel in einer therapeutischen Wohngruppe, kontinuierlich versorgt werden und auch Wartezeiten überbrückt werden können“, so Dr. Berger. Ziel sei es, junge Patienten mit Essstörungen lückenlos zu betreuen. „Und das gelingt nur, wenn alle Beteiligten fachdisziplinübergreifend kommunizieren und kooperieren.“
Der Flyer „Essstörungen kompetent und multiprofessionell behandeln“ kann kostenfrei angefordert werden:
Bestell-Nr.: BMG-V-10020,
Telefon: 03018 2722721 (kostenfrei)
Fax: 03018 10 2722721
Kontakt
PD Dr. Uwe Berger
Institut für Psychosoziale Medizin und Psychotherapie
Universitätsklinikum Jena
Tel. 03641 - 937790