27.05.2015
Der Herausforderung Demenz begegnen
Pflegesymposium am 23. September am Universitätsklinikum Jena
Jena (ukj/as). Manchmal wippt nur ein Fuß oder ein Lächeln zieht übers Gesicht. „Auch wenn einige Patienten nicht mittanzen, wirkt die Musik beruhigend und sie sind weniger gereizt“, sagt Cindy Bigesse. Die Fachkrankenschwester an der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie therapiert Menschen, die an Demenz erkrankt sind, durch gemeinsame Tanzstunden. „Da viele Patienten körperlich beeinträchtigt sind, werden die Bewegungen meist im Sitzen gemacht, zum Beispiel mit Tüchern“, so Bigesse. Über ihre Erfahrungen mit der Tanztherapie spricht sie beim Pflegesymposium am 23. September am Universitätsklinikum Jena (UKJ). Die Veranstaltung für Pflegende aus ganz Thüringen ist in diesem Jahr dem Themenschwerpunkt „Gemeinsam für Menschen mit Demenzerkrankung“ gewidmet.
Allein in Deutschland leben heute geschätzt bis zu 1,4 Millionen Menschen mit Demenz. „Wir müssen davon ausgehen, dass der Anteil an Demenzerkrankten unter unseren Patienten in Zukunft erheblich steigen wird“, so Arne-Veronika Boock, Pflegedirektorin am UKJ. „Für uns Pflegenden bedeutet dies, dass wir uns diesem Thema widmen und Strategien und Handlungskonzepte entwickeln müssen, die uns befähigen, mit den neuen Herausforderungen umgehen zu können.“ Das Symposium, das sich in diesem Jahr vor allem an Pflegende von ambulanten Pflegediensten und aus der Altenpflege richtet, thematisiert in vier Impulsvorträgen unter anderem Demenz als gesellschaftliche Herausforderung, die medizinischen Ursachen der Erkrankung und den Umgang mit Erkrankten im Krankenhaus. In sechs Workshops werden zudem Ansätze vermittelt, die im Umgang mit Betroffenen hilfreich sein können.
Da die Menschen immer älter werden, tritt Demenz immer häufiger auf. „Wir begegnen dem demenzkranken Menschen sozusagen überall“, so Dr. Norbert Hebestreit, leitender Pflegewissenschaftler am UKJ und Organisator des Symposiums. Die Fähigkeiten, damit umzugehen, werden somit von immer mehr Menschen gefordert – nicht nur von Mitarbeitern in der Psychiatrie. Wichtig sei beispielsweise zu wissen, auf welche Weise Kontakt zu Demenzkranken aufgenommen werden kann. Ein „Türöffner“ kann Musik sein, so Tanztherapeutin Bigesse. „Viele ältere Menschen haben ihren Partner früher beim Tanzen kennen gelernt, das weckt positive Erinnerungen.“ Lieder motivieren zum Bewegen, was wiederum ein wichtiges Training ist, um Stürzen vorzubeugen.
Durch ihre nonverbale Kommunikation schaffen es auch Tiere, Kontakt zu Demenzkranken herzustellen. „Sie öffnen Welten, vermitteln Lebensfreude und sind sehr gute Vermittler“, sagt Christiane Schmalenberg. Die Vorsitzende des Vereins Tiergestützte Interventionen Mitteldeutschland besucht Demenzkranke mit speziell ausgebildeten Hunden, aber auch mit Kaninchen, Meerschweinchen, Hühnern und Ponys. „Gerade Nutztiere rufen bei vielen Erinnerungen an die Kindheit wach und regen zu Gesprächen an“, so Schmalenberg. Die Besucher dürfen gestreichelt und gefüttert werden. Dabei trainieren die Patienten nicht nur ihre Feinmotorik. „Sie fühlen sich kompetent, haben eine Aufgabe und sind in diesen Situationen nicht, wie sonst oft, Empfänger von Hilfe“, so Schmalenberg.
Weil die Erkrankung beim Pflegesymposium nicht nur aus Sicht der Pflegenden beleuchtet werden soll, wirken auch Ärzte, Sozialpädagogen und Juristen mit. „Die Verantwortung für die demenzkranken Menschen müssen wir gemeinschaftlich tragen“, so Hebestreit. Zugleich greift er den Ansatz des Pflegewissenschaftlers und Diakons Dr. Rüdiger Noelle auf: „Oft wird Demenz als Bedrohung gesehen. Unser Gastreferent plädiert dafür, unsere Einstellung gegenüber der Erkrankung zu ändern.“ Die Demenz sei einfach der Preis, den wir für das geschenkte Alter zahlen.
Anmeldungen zum Symposium bis 1. September:
Sekretariat der Pflegedirektion
Telefon: 03641 9395157