25.09.2015
Ein Zuhause für Stadttauben
Neu eröffnetes Taubenhaus am Drackendorfer Park soll die Population der Stadttauben tierschutzgerecht regulieren und damit Reinigungskosten senken / Kooperationsprojekt der jenawohnen GmbH, der WG Carl Zeiss eG und des Universitätsklinikums Jena
Jena (UKJ/as). Am Drackendorfer Park, unweit des Universitätsklinikums Jena (UKJ), ist heute ein hölzernes Taubenhaus mit Einfluglöchern eröffnet worden. „Ziel dieses Projektes ist es, dass verwilderte Stadttauben aus der Umgebung den eingesetzten Locktauben in das Haus folgen“, erläutert Matthias Wittek, Leiter des Geschäftsbereichs Betreibung und Beschaffung am Universitätsklinikum Jena (UKJ). Dies wiederum soll dazu führen, dass die umliegenden Gebäude – unter anderem der Klinikkomplex, der sich durch den Neubau noch deutlich vergrößert – weniger durch Taubenkot verdreckt werden und somit weniger Kosten für aufwendige Reinigungen anfallen.
Da das UKJ mit diesem Problem nicht allein ist, haben die jenawohnen GmbH und die Wohnungsgenossenschaft Carl Zeiss eG gemeinsam mit dem Klinikum dieses Projekt umgesetzt. „In vielen Städten zeigt sich seit langem, dass sich das Problem mit Fütterungsverboten und Abwehrmaßnahmen wie Spikes, Taubennetzen und Rabenattrappen nicht lösen lässt, so dass wir uns für eine tierschutzgerechte Regulierung der Stadttaubenpopulation entschieden haben“, sagt Tobias Wolfrum, Leiter des Technischen Managements und Prokurist der jenawohnen GmbH. „Der Erfolg unseres ersten Taubenschlages auf der Stauffenbergstraße 16 hat uns motiviert, das Projekt weiterzuentwickeln.“
Das Taubenhaus am UKJ ist bereits das dritte Projekt dieser Art, das die jenawohnen GmbH umsetzt. Nachdem im August 2012 der erste Taubenschlag als Pilotprojekt auf dem Zwischenbau des Hauses in der Stauffenbergstraße 16 eingerichtet worden war, folgte im Dezember 2014 das zweite Taubenhaus in der Fregestraße. Der bei der Integrationsfirma inJena gGmbH angestellte Taubenwart Stephan Köbe sorgt dafür, dass sich die Stadttauben in ihrem neuen Zuhause wohl fühlen. Drei Mal in der Woche und am Wochenende schaut er vorbei, reinigt das Haus, bringt neues Futter und Wasser. Wirkt ein Tier krank, kontaktiert er einen Tierarzt. „Die Tiere müssen immer wieder einen Grund haben zurückzukehren, damit es gelingt, sie dauerhaft an das Taubenhaus zu binden“, sagt Köbe.
„Einer der Vorteile dieses Konzepts ist, dass die in den Taubenhäusern betreuten Tiere artgerechtes Futter erhalten und gesund sind. Dadurch verringert sich die Gefahr der Übertragung von Krankheiten enorm“, so Dr. Thomas Drenda, Abteilungsleiter Immobilienmanagement der Wohnungsgenossenschaft Carl Zeiss eG. „Für die Wohnungsgenossenschaft Carl Zeiss eG ist es das erste Projekt dieser Art. Wir verbinden damit die Hoffnung, dass sich die Tauben nun mehr am Taubenhaus als auf den Balkonen unserer Nutzer aufhalten.“
Das neue Taubenhaus bietet rund 120 Tieren Platz und ist mit 55 Nistzellen ausgestattet. Um die Zahl der Vögel niedrig zu halten, werden die Eier durch Exemplare aus Plastik ausgetauscht. „Ab und zu lassen wir die Tauben aber auch ihre eigenen Eier ausbrüten, sonst werden sie misstrauisch“, so der Taubenwart. Die meisten Tiere nehmen den Standort mit guter Versorgung erfahrungsgemäß gern an. „Der Prozess dauert einige Jahre, dann aber wird das Ergebnis zu spüren sein“, so Köbe. Die monatlichen Kosten in Höhe von 900 Euro für den Betrieb des Taubenhauses teilen sich die Projektpartner UKJ, die jenawohnen GmbH und die Wohnungsgenossenschaft Carl Zeiss eG.
In rund 60 Städten in Deutschland existieren bereits ähnliche Projekte, um die Tiere langfristig weg von Balkonen und Dächern zu holen. Da für die Tauben die Futtersuche entfällt, halten sie sich überwiegend im Schlag auf. Dadurch verringert sich die Verschmutzung der umliegenden Gebäude um rund 80 Prozent.