21.01.2015
Unbekannte Gefahr für Krebspatienten
Beate Hermann erhält den Vortragspreis der Thüringer Gesellschaft für Innere Medizin
Jena (HKI/Tina Kunath). Die meisten Bakterien, die uns täglich umgeben, machen dem gesunden Körper nichts aus. Erkrankt dieser kann sich das jedoch ändern. Das Immunsystem von Krebspatienten beispielsweise wird im Laufe der stark belastenden Therapie geschwächt. So sehr, dass selbst Bakterien aus dem Leitungswasser zur Gefahr werden können. Mit solcher Art Infektionen beschäftigt sich Beate Hermann von der Forschungsgruppe Infektionen in der Hämatologie/Onkologie. Für einen Vortrag darüber hat sie den Vortragspreis der Thüringer Gesellschaft für Innere Medizin erhalten.
Die Gattung der Mykobakterien ist keine ungefährliche: Nicht nur der Erreger der Lepra zählt dazu, sondern auch Mycobacterium tuberculosis, der Tuberkulose-Erreger. Auch weniger bekannte Mykobakterien können schwere Krankheiten auslösen, vor allem bei immungeschwächten Patienten. „Die Gruppe der sogenannten atypischen Mykobakterien löst immer häufiger Infektionen aus, vor allem bei Krebspatienten“, sagt Beate Hermann. Sie forscht im Team von Prof. Marie von Lilienfeld-Toal an der Klinik für Innere Medizin II im Rahmen des Sepsiszentrums CSCC. „Wir haben beobachtet, dass einige unserer Patienten schwere Krankheiten entwickelt haben, die der Tuberkulose ähneln. So entstand die Frage: Welcher Erreger ist dafür zuständig?“
Ähnliche Fälle seien bereits aus der HIV-Medizin bekannt gewesen und dort auf Mykobakterien zurückgeführt worden. Die Erkenntnisse wurden nun in Jena auf die Krebsmedizin übertragen. Das Immunsystem der HIV- wie auch Krebspatienten ist zu schwach und kommt nicht mit dem Eindringen der Mykobakterien zurecht. Im schlimmsten Fall stirbt der Patient damit nicht an der Krebserkrankung selbst, sondern beispielsweise an einer Lungenentzündung. Atypische Mykobakterien leben im Wasser und kommen damit an Orte, mit denen auch der Patient zwangsläufig in Berührung kommt: Im Leitungswasser als Nahrung oder auch aus dem Duschkopf.
13 Fälle aus Jena und neun weitere aus anderen deutschen Krankenhäusern wurden zusammengetragen. Mit folgender Erkenntnis: „Vor allem Mycobacterium avium löst die schweren Erkrankungen aus und trifft insbesondere Patienten mit Lymphdrüsenkrebs. Wir haben uns nun an unsere Kollegen in ganz Deutschland gewandt, um weitere Daten zu erhalten. So können wir eher Rückschlüsse darauf ziehen, welches Bakterium besonders häufig Infektionen auslöst. Denn es sind nicht alle Mykobakterien gleichermaßen gefährlich, so viel wissen wir schon jetzt.“
Aus 54 Vorschlägen wurde Beate Hermanns Vortrag bei der Jahrestagung der Thüringer Gesellschaft für Innere Medizin ausgewählt und mit dem Vortragspreis ausgezeichnet. Die Ärztin gehört dem Institut für Medizinische Mikrobiologie des Universitätsklinikums Jena an. Sie arbeitet in der Forschungsgruppe Infektionen in der Hämatologie/Onkologie der Klinik für Innere Medizin II, die assoziierte Forschungsgruppe am Hans-Knöll-Institut ist, mit.