Jena (UKJ/as). Jedes Jahr ereignen sich laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) weltweit 43 Millionen Schadensfälle im Gesundheitswesen. Statistisch gesehen sind 28,6 Millionen auf menschliche Fehler zurückzuführen – davon sieben bis 23 Millionen durch schlechte Kommunikation verursacht. Wie Mitarbeiter in Gesundheitseinrichtungen und Patienten „sicherer“ kommunizieren können, um vermeidbare Schadensfälle zu verhindern, steht im Zentrum des dritten internationalen Tags der Patientensicherheit am 17. September. Weltweit zeigen Einrichtungen an diesem vom Aktionsbündnis Patientensicherheit initiierten Aktionstag, was für eine bessere Kommunikation getan werden kann.
„Die Chancen für eine erfolgreiche Behandlung erhöhen sich enorm, wenn gut kommuniziert wird“, so Ralf Maisel, Risikomanager am Universitätsklinikum Jena (UKJ). Ein Mittel, um Unsicherheiten aus dem Weg zu räumen, sind beispielsweise die Sicherheits-Checklisten für Operationen. Diese nach den Richtlinien der WHO erstellten Listen arbeiten die Mitarbeiter am UKJ vor jedem Eingriff ab. „Die ursprünglich für die Luftfahrt entwickelten Checklisten sind ein bewährtes Instrument, um sicherzustellen, dass gerade bei Routineabläufen keine Details vergessen werden“, so Maisel. Die Liste beinhaltet Punkte, die vor Beginn des Anästhesieverfahrens geprüft werden müssen, vor Beginn des Eingriffs und vor dem Ende des Eingriffs. Vor Beginn der Operation sollen beispielsweise alle Anwesenden gefragt werden, ob kritische Situationen zu erwarten sind und noch offene Fragen existieren. Maisel: „Gerade in stressigen Situationen helfen diese standardisierten Abläufe, dass alle Beteiligten den Überblick behalten.“
Trotz aller Technik und Sicherheitsmaßnahmen, die in der Medizin heute zum Einsatz kommen, spielt der menschliche Faktor eine entscheidende Rolle in der Patientenversorgung. Ein Restrisiko für menschliche Fehler bleibt daher immer. „Wenn diese passieren, ist es wichtig, darüber zu sprechen und daraus zu lernen, statt zu schweigen“, so PD Dr. Jens Maschmann, Medizinischer Vorstand am UKJ. Am Universitätsklinikum gibt es verschiedene Kanäle, um kritische Ereignisse, Beinahe-Zwischenfälle oder Sicherheitsbedenken zu melden. Um die Sicherheit am Klinikum zu verbessern, können Mitarbeiter beispielsweise anonym das Meldesystem CIRS (Critical Incident Reporting System) nutzen. Die hier genannten Aspekte betreffen häufig die Kommunikation im Team und die Arbeitsabläufe in einzelnen Arbeitsbereichen. Die Meldungen werden durch den Risikomanager engmaschig geprüft, der zusammen mit den Beteiligten mögliche Ursachen analysiert und Maßnahmen zur Verbesserung einleitet.
Patienten und Angehörige können sich seit April 2016 an eine Beschwerdemanagerin wenden, die der Stabsstelle Medizinisches Struktur-, Prozess- und Qualitätsmanagement zugeordnet ist. Die Ansprechpartnerin für Kritik und Beschwerden teilt die auf verschiedenen Wegen eingehenden Meldungen nach Dringlichkeit und Schweregrad ein und kümmert sich zusammen mit den jeweiligen Ansprechpartnern um eine Klärung der Angelegenheit. PD Dr. Maschmann: „Durch ein professionelles Beschwerdemanagement sollen nicht nur individuelle Probleme gelöst werden, sondern schließlich auch hohe Qualitätsmaßstäbe für Behandlung und Betreuung gesichert und verbessert werden.“
Kontakt
Universitätsklinikum Jena
Risikomanager
Ralf Maisel