Jena (ukj/me). „Ich höre gerade ihr Hörbuch.“, erzählte ein Patient der Jenaer Palliativstation, als er ganz besonderen Besuch bekam und Dr. Eckart von Hirschhausen in seinem Zimmer stand. Der Komiker, Autor und Moderator begleitete am 8. Februar 2017 die Visite und kam dabei mit Ärzten, Pflegekräften und Patienten der Palliativstation am Universitätsklinikum Jena ins Gespräch.
Wie kommt es, dass Sie sich für Palliativmedizin interessieren?
von Hirschhausen: Mit meinem Bühnenprogramm „Wunderheiler“ habe ich in der Sparkassenarena gastiert und im Vorfeld für die Jenaer Medizinstudenten eine Vorlesung gehalten. Ich versuche die nächste Generation von Ärzten daran zu erinnern, wie wichtig Zuwendung, Gespräche und Gesten sind, damit Vertrauen entsteht und Heilung noch besser gelingt. Und ich habe den Studenten auch gesagt, dass der Tod nicht unser Feind ist. Hier ist die Palliativmedizin ein Vorbild. Palliativmediziner gehen mit einer sehr anderen Grundhaltung an Patienten in ihrer letzten Lebensphase, und davon wollte ich vor Ort etwas lernen. Da ich selber vor 25 Jahren mit Privatdozent Ulrich Wedding, einem der Chefärzte auf Station, studiert habe, kannte ich die Station schon aus einem früheren Besuch.
Was zeichnet Palliativmedizin aus?
Die ärztliche und pflegerische Aufgabe besteht in einer optimalen Schmerztherapie, Ernährung und psychologischen Betreuung, wobei die Angehörigen mit einbezogen werden. Es ist keine „Todesstation“, sondern ein Ort, wo Patienten mit einer fortschreitenden Erkrankung und einer begrenzten Lebenserwartung ganzheitlich behandelt werden. Idealerweise können die Patienten dann nach Hause oder in ein Hospiz verlegt werden.
Welchen Eindruck macht die Station auf Sie?
Allein schon von den Räumlichkeiten ist die Station sehr gelungen. Es ist hell, freundlich, die Zimmer haben Fenster ins Grüne – all das sind entscheidende Wohlfühlfaktoren, die man jedem in einem Krankenhaus gönnen würde. Noch wichtiger als die Architektur sind natürlich die Menschen, die dort arbeiten, für die Stimmung der Patienten. Und da war ich auf der Palliativstation sehr positiv beeindruckt von der ruhigen und zugewandten Art, mit der Ärzte und Pfleger Patienten begegnen.
Wie kann Humor Patienten und Mitarbeitern helfen, im Umgang miteinander und im Umgang mit der Erkrankung?
Es gibt einen sehr schönen Satz von Georg Bernhard Shaw: „Das Leben hört nicht auf komisch zu sein, wenn wir sterben. So wenig wie es aufhört ernst zu sein, wenn wir lachen.“ Gerade angesichts der Endlichkeit will man doch nicht nur Trübsal blasen, sondern sich auf die Dinge konzentrieren, die wichtig sind, Freude bringen und mit der Welt verbinden. Lachen hilft der Angst mit etwas Fröhlichkeit zu begegnen. Dazu führt meine Stiftung HUMOR HILFT HEILEN gerade eine Pilotstudie in der Palliativmedizin an der Uniklinik Bonn durch. Und daraus entstand die Idee, mit einer sehr erfahrenen Clownin aus Leipzig, Karina Esche, etwas Ähnliches auch in Jena auszuprobieren.
Welche Ziele verfolgt die Studie?
Clownsvisiten auf eine sensible Art durchzuführen und gleichzeitig die Mitarbeiter zu schulen, in der Wahrnehmung von komischen Situationen, im Umgang mit Peinlichkeit und Scham, und in einfachen Techniken, mit Humor den Stress und die belastenden Momente nicht alle mit nach Hause zu nehmen. Mich freute zu hören, dass diese Weiterbildung sehr gut ankam und deshalb machen wir damit auch weiter.
Was nehmen Sie vom Besuch und der Visite mit?
Mir blieb eine Geschichte hängen, die Professor Meißner, Chefarzt der Station, von einem depressiven Patienten erzählte, der schwer zu erreichen und zu motivieren war. Dann hatte die Ergotherapeutin eine Idee: eine Modelleisenbahn aufbauen. Das gab ihm offenbar so viel Freude, Struktur und eine Aufgabe, dass es ihm stetig besser ging und er auf keinen Fall entlassen werden wollte, bevor der Tunnel fertig gebaut war. Ist das nicht ein schönes Bild: Wir wollen immer wissen, wie wir aus dem Tunnel herauskommen, und einen Tunnel zu bauen, kann das Licht am Ende des Tunnels anzünden.