Jena (UKJ/vdG) Kleine Flüssigkeitstanks sind an den Kunststoff-Objektträger angeschlossen, schmale Hohlräume in seinem Inneren mit Zu- und Abflüssen verbunden – das Aussehen des Biochips ist weit entfernt von dem einer menschlichen Leber. Aber in der Funktion kommt das Modell dem Organ schon sehr nahe. Denn in ihm sind nicht nur alle relevanten Zelltypen der Leber strukturell korrekt angeordnet, die Zellen erfüllen auch ihre Stoffwechsel- und Gewebefunktionen, und das über mehrere Wochen hinweg. Die kleinen Tanks und Schläuche sind der Schlüssel dafür, sorgen sie doch für die richtigen Strömungsbedingungen im Chip-Organ. „Durch ein Mikroflusssystem können wir für eine realitätsnahe Perfusion sorgen, die erst die spezifische Kommunikation zwischen den Zelltypen und die gegenseitige Stabilisierung ermöglicht“, so PD Dr. Alexander Mosig. „Mit Hilfe von Sensoren können wir sogar die Sauerstoffsättigung gezielt regulieren.“
An den Gewebemodellen menschlicher Organe, die der 41-jährige Biochemiker mit seiner Arbeitsgruppe Inspire im Zentrum für Sepsis und Sepsisfolgen des Uniklinikums Jena entwickelt, können gezielt Aspekte von Organfunktionen unter Laborbedingungen untersucht werden. Bislang war das nur im Tierversuch möglich. Alexander Mosig sieht den Organ-Chip klar im Vorteil: „Wir arbeiten hier mit menschlichen Zellen und Gewebemodellen, so dass die Aussagekraft der Versuche viel größer ist als bei Versuchen mit Nagetieren.“
Das Inspire-Team setzte die Organ-Biochips schon in Kooperationsprojekten mit Medizinern, Chemikern und Pharmakologen ein, in der Grundlagenforschung zur Untersuchung der Ursachen von Entzündungen und Infektionen, aber auch bei der Entwicklung neuer Therapieoptionen. Zum Beispiel entwickelten sie das Modell einer Leber, deren Funktion entzündungsbedingt gestört ist. Die „Leber auf dem Chip“ zeigte dabei spezifische Immunreaktionen und war zudem zu Regenerationsprozessen in der Lage. Die Organchip-Technik floss auch in die Entwicklung eines humanen Krebsmodells ein, an dem der Wirkmechanismus einer Antitumor-Substanz aufgeklärt wurde.