Jena (UKJ/as). Der Wunsch nach einem Kind ist bisher ein Wunsch geblieben. „Als festgestellt wurde, dass meine Eileiter verklebt sind, war klar, dass ich auf natürlichem Weg nicht schwanger werden kann“, sagt die Mitte 30-Jährige. Ihre Eizelle ist die erste, die jetzt im neuen Labor für In-vitro-Fertilisation (IVF) der Klinik für Frauenheilkunde und Fortpflanzungsmedizin am Universitätsklinikum Jena (UKJ), erfolgreich befruchtet wurde. Nicht nur zu ihrer, sondern auch zur Freude von Laborleiterin Dr. Ines Hoppe und Klinikdirektor Prof. Ingo Runnebaum, denn der Vorgang ist äußerst sensibel. Wenn Eizelle und Spermien gemeinsam in einer Petrischale schwimmen und zueinander finden, muss rundrumherum alles stimmen, damit es zur Verschmelzung kommt.
Nachdem das Labor im August vom bisherigen Standort in der Innenstadt in das neue Gebäude E umgezogen war, stellt die erste hier befruchtete Eizelle einen wichtigen Meilenstein in der modernen Fortpflanzungsmedizin am UKJ dar. Die Räumlichkeiten des mit modernsten Geräten ausgestatteten Labors wurden speziell für den störungsanfälligen Prozess der Befruchtung eingerichtet: Fußbodenbeläge ohne Weichmacher, schadstofffreier Wandanstrich und ein neues Heizsystem, das die Temperatur auf den Arbeitsplatten und Mikroskopen sowie in den Brutschränken bei konstant 37 Grad Celsius hält und permanent kontrolliert. Dennoch sei sie vor der Premiere sehr aufgeregt gewesen, ob alle eventuellen Störfaktoren bedacht wurden, so Dr. Hoppe: „Und das, obwohl ich seit 30 Jahren im Bereich der In-vitro-Fertilisation tätig bin.“
Nach der Beratung durch Oberärztin Dr. Helen Gonnert in der Kinderwunschsprechstunde erhielt die Patientin den Plan für ihre Hormonbehandlung, die sie über zehn Tage zuhause durchgeführt hat. Per Ultraschall wurde festgelegt, wann die Eibläschen groß genug waren, um entnommen zu werden. Nach der ebenfalls ultraschallgesteuerten Entnahme in einem speziellen Eingriffsraum neben dem IVF-Labor gelangten die Eibläschen zusammen mit den Spermien in eine Nährlösung. Das Absaugen der Eizellen spüren die Frauen in der Regel nicht. Sehr beruhigend sei es zu wissen, dass nur wenige Meter vom Entnahmezimmer die Befruchtung geschieht, so die erste Patientin.
Der Befruchtungsvorgang dauert dann mehrere Stunden. Täglich kontrollieren die Mitarbeiter des IVF-Labors die Entwicklung unter dem Mikroskop. „Sehen wir hier die zwei Zellkerne der weiblichen Eizelle und des männlichen Spermiums in einer Zelle zusammen, bedeutet dies, dass die Befruchtung geglückt ist“, so Dr. Hoppe. Anschließend werden die Embryonen bis zu fünf Tage kultiviert, um dann in der Klinik für Frauenheilkunde und Fortpflanzungsmedizin wieder in die Gebärmutter eingepflanzt zu werden. „Den Rest schafft die Natur allein. Wir drücken die Daumen“, so Professor Runnebaum. Rund 30 Prozent der Frauen werden beim ersten Versuch auf diese Weise schwanger.
Die Gründe für eine Befruchtung im IVF-Labor sind vielfältig. Neben verklebten Eileitern können eine Hormonstörung, Myome oder eine Endometriose die natürliche Befruchtung unmöglich machen, aber auch Erkrankungen beim Mann. Prof. Runnebaum: „Wir gehören zu den wenigen Universitätsklinika in Deutschland, die die Fortpflanzungsmedizin kontinuierlich und interdisziplinär weiterentwickeln.
Kontakt:
Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde und Fortpflanzungsmedizin
Univ.-Prof. Dr. Ingo B. Runnebaum
Direktor der Klinik
Tel.: 03641 9 329110
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