Jena (ukj/tak). Patienten, die an einer lebensgefährlichen Lungenembolie erkrankt sind, werden in der Klinik für Innere Medizin I, Kardiologie im Universitätsklinikum Jena (UKJ) jetzt mit einer neuen Methode behandelt. Mit Hilfe von Ultraschallwellen und der konventionellen blutgerinnungshemmenden Thrombolyse-Therapie werden Patienten, die verstopfte Gefäße in der Lunge haben, nun therapiert. Einer der ersten, der mit der neuen Kombination aus Ultraschallwellen und Arzneimitteln behandelt wurde ist Uwe Sander. Der 62-jährige Rentner und ehemalige Postangestellte hatte zunächst Schmerzen im rechten Bein und wurde von einer niedergelassenen Gefäßmedizinerin in die Klinik für Innere Medizin I am UKJ, die unter der Leitung von Klinikdirektor Professor Dr. Christian Schulze steht, überwiesen.
Hier diagnostizierten die Universitätsmediziner mit Hilfe einer Computertomographie, dass Uwe Sander an einer Lungenembolie, auch Lungenschlag genannt, leidet. „Wir stellten fest, dass in der Lunge wichtige Gefäße verstopft sind. Das Herz pumpt dann gegen eine fast verschlossene Tür an und muss somit erhebliche Mehrarbeit leisten“, beschreibt der behandelnde Mediziner, Oberarzt in der Klinik für Innere Medizin I, PD Dr. Sven Möbius-Winkler. Eine Folge ist, dass das rechte Herz immer größer wird, weil das Blut nicht in die Lunge gepumpt wird. Die Patienten haben eine geringere Leistungsfähigkeit. „Im schlimmsten Fall versagt das Herz ganz, man stirbt“, sagt Dr. Sven Möbius-Winkler.
Um die verstopften Gefäße wieder durchgängig zu machen, haben das Team der Klinik um Oberarzt Dr. Daniel Kretzschmar und Oberarzt Dr. Sven Möbius-Winkler bei dem Patienten im Herzkatheterlabor über eine Leiste einen Katheter gelegt. Durch den Katheter führten sie die Ultraschallsonde und das Medikament zur lokalen Thrombolyse ein. Die anschließende Behandlung dauerte 15 Stunden. So lange wurden Uwe Sander Ultraschallwellen und blutgerinnungshemmende Mittel verabreicht. Von den winzigen Vibrationen hat der Patient nichts mitbekommen.
Die Behandlung mit der Lysetherapie ist bekanntermaßen effektiver als eine alleinige blutverdünnende Therapie, hat aber bisher den Nachteil, dass die Nebenwirkungen, wie hauptsächlich schwere Blutungen, häufiger auftreten. Aus diesem Grunde wurde bisher eine Lysetherapie nur in besonders schweren, lebensbedrohlichen Fällen verabreicht.
„Die neue Behandlung hat durch die reduzierte Dosis des Medikaments, welche an die Stelle gebracht wird, wo es wirken soll, weniger Nebenwirkungen. Durch den Ultraschallkatheter verstärkt sich hier die Wirkung, sodass die Kombination aus niedrig dosiertem Medikament und Ultraschall effektiv wirkt“, sagt Dr. Möbius-Winkler.
Uwe Sander ist bereits der dritte Patient, bei dem das neue Ultraschallverfahren bei Lungenschlag erfolgreich angewendet wurde. Bislang ist die Methode nur in der Angiologie angewendet worden, so Dr. Möbius-Winkler, Facharzt für Kardiologie.
Hintergrund zur Lungenembolie:
Bei einer Lungenembolie verstopft ein Blutgerinnsel lebenswichtige Gefäße. Das Blutgerinnsel entsteht meist in den Venen der Beine oder des Beckens. Das Gerinnsel (Thrombus) wird mit dem Blutstrom fortgeschwemmt und gelangt hoch in die Lunge. In den Lungenarterien bleibt es stecken und verschließt sie. Dies führt dazu, dass nur wenig Blut in die Lunge gepumpt werden kann, um es mit Sauerstoff anzureichern. Der Patient bekommt akute Luftnot. Die Lungenembolie ist gefährlich, wird aber sehr oft übersehen. Nur etwa 30 Prozent aller Embolien werden vor dem Tod diagnostiziert. In Deutschland sterben jedes Jahr schätzungsweise 40.000 bis 100.000 Menschen an einer Lungenembolie.