Jena (UKJ/as). Ein Patient stellt sich mit Fieber vor, ein anderer entwickelt während seines Klinikaufenthalts erhöhte Temperaturen. Bei Patienten, die mit Fieber in die Notaufnahme kommen oder dieses während des Klinikaufenthaltes erst entwickeln, wird Blut abgenommen, um mögliche Krankheitserreger identifizieren zu können. Das Ergebnis der Untersuchung senden die Mitarbeiter der Mikrobiologie am Universitätsklinikum Jena (UKJ) an die Stationsärzte. Im Fall, dass das Bakterium Staphylococcus aureus nachgewiesen wird, erfolgt seit 2014 zusätzlich eine Information an das Team vom Institut für Infektionsmedizin und Krankenhaushygiene am UKJ um Prof. Mathias Pletz. Dies geschieht jedes Jahr etwa 230 Mal.
Eigentlich ist Staphylococcus aureus ein eher harmloser Bewohner von Haut und Schleimhäuten bei vielen Menschen. Gefährlich wird es, wenn diese Erreger ins Körperinnere gelangen, wo sie schwere, lebensbedrohliche Infektionen hervorrufen und sich zum Beispiel in Knochen, künstlichen Gelenken oder Herzklappen festsetzen können. „Wir sehen uns alle Patienten am Krankenbett an. In vielen Fällen kann die bereits eingeleitete Therapie durch einfache Maßnahmen optimiert werden“, sagt PD Dr. Sebastian Weis, der sich mit seinen Kollegen um die Therapie der betroffenen Patienten kümmert. So führt zum Beispiel der Einsatz von speziellen Staphylokokken-Antibiotika zu einem besseren Überleben der Patienten.
Er und seine Kollegen haben analysiert, ob dieser zusätzliche Aufwand auch einen Nutzen hat. Dafür wurden die Verläufe von 300 Patienten mit Staphylococcus aureus in der Blutkultur in den Jahren 2012 bis 2015 untersucht. Dabei zeigte sich, dass Patienten, bei denen eine infektiologische Beratung (auch Konsil genannt) stattgefunden hatte, doppelt so häufig überlebten. Während 23 Prozent der Patienten ohne infektiologisches Konsil verstarben, waren es elf Prozent der Patienten, bei denen ein Konsil stattgefunden hatte. Außerdem wurden Maßnahmen wie zum Beispiel eine notwendige Ultraschall-Untersuchung des Herzens nach einem Konsil doppelt so häufig durchgeführt. „Dieses überzeugende Ergebnis gelingt aber nur durch eine gute interdisziplinäre Zusammenarbeit", so PD Dr. Weis. Neben dem behandelnden Arzt, der die Umsetzung des Konsils veranlasst, beteiligen sich vor allem Kardiologen, Mikrobiologen aber auch Radiologen und Chirurgen an der Versorgung der Patienten – letztere, wenn komplexe Fremdkörper als Infektionsquelle identifiziert und schnell entfernt werden müssen.
Aufgrund der positiven Ergebnisse wurde dieser Ansatz im Rahmen einer Studie über das UKJ hinaus ausgeweitet. „Ein Problem ist“, so Prof. Pletz, „dass es in Deutschland viel zu wenig klinische Infektiologen gibt und vor allem kleinere Krankenhäuser keinen Zugang zum Spezialwissen haben. Die Blutstrominfektion tritt auf allen Stationen auf, so dass nicht erwartet werden kann, dass alle Kollegen die Besonderheiten der Erkrankung kennen.“ An der vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) initiierten Studie nehmen bisher 21 Thüringer Krankenhäuser teil. Wenn bei einem Patienten in den beteiligten Kliniken ebenfalls Staphylococcus aureus im Blut nachgewiesen wird, findet auch hier eine infektiologische Beratung statt. Die Experten am UKJ hoffen, dass diese Ausweitung ihrer Beratungen dazu führen kann, dass die Behandlungsqualität steigt und letztendlich weniger Patienten an einer Blutstrominfektion mit Staphylococcus aureus sterben.
Kontakt:
Institut für Infektionsmedizin und Krankenhaushygiene
PD Dr. Sebastian Weis
Tel.: 03641 - 9-32 4 794
Mail: