Jena (UKJ/vdG). Auf der Jahrestagung der deutschsprachigen Fachgesellschaften für Hämatologie und Medizinische Onkologie mit über 5000 Teilnehmern in Wien erhielt Lioba Ruppert zudem die Möglichkeit, ihre Arbeit in der Plenarsitzung ‚Best Abstracts‘ vorzustellen. Die Medizinstudentin promoviert in der Arbeitsgruppe von PD Dr. Thomas Ernst, die an der Klinik für Innere Medizin II des Universitätsklinikums Jena die molekulargenetischen Mechanismen von Leukämien, insbesondere der chronischen myeloischen Leukämie, CML, erforscht. Diese Krankheit wird von einer Genmutation verursacht, die zu einer starken Vermehrung der weißen Blutkörperchen führt. Mit modernen Wirkstoffen, die zielgerichtet die Aktivität des krebsauslösenden Gens hemmen, ist die Krankheit sehr gut behandelbar, wenn auch nicht heilbar.
„In Vorarbeiten unserer Arbeitsgruppe konnten wir erstmals zeigen, dass neben der bekannten Genmutation zahlreiche weitere Gene verändert sind, die die Blutbildung regulieren. Wir wissen jedoch kaum etwas darüber, ob und wie sich diese zusätzlichen Mutationen auf den Verlauf der Erkrankung und den Erfolg der Therapie auswirken“, so Thomas Ernst. Er betreut die Doktorarbeit von Lioba Ruppert, die erstmals eine große Patientengruppe systematisch und über längere Zeit auf solche weiteren Mutationen untersuchte. Für einhundert CML-Patienten erfasste die Nachwuchswissenschaftlerin Veränderungen an 54 verdächtigen Genen, direkt nach der Diagnose und regelmäßig bis zu drei Jahre danach, während die Patienten die leitliniengerechte Behandlung erhielten.
Mutationen mit überraschender Dynamik
„Bei etwa einem Drittel der Patienten konnten wir zusätzliche Mutationen nachweisen“, fasst Lioba Ruppert die Ergebnisse zusammen. „Ein Großteil davon betrifft Gene, die an der Regulation von wichtigen Zellfunktionen beteiligt sind. Dabei wiesen die Mutationen eine überraschende Dynamik auf: Über 60% davon waren nach einem Jahr nicht mehr nachzuweisen, andere traten erst dann oder noch später auf. „Die Ergebnisse weisen darauf hin, dass diese genetischen Veränderungen wichtige Faktoren für die Entwicklung und den Verlauf der CML-Erkrankung sind“ so Klinikdirektor Prof. Dr. Andreas Hochhaus, der die Deutsche CML-Studiengruppe leitet und aus den neuen Erkenntnissen wichtige Impulse für zukünftige Therapiestudien erwartet.
Lioba Ruppert ist die mit Abstand jüngste Preisträgerin der Anne Liese Gaebel-Stiftung, die mit ihrem alle zwei Jahre vergebenen Wissenschaftspreis hervorragende Arbeiten insbesondere zur Erforschung der Ursachen von Krebs würdigt. Für die experimentellen Arbeiten unterbrach sie ihr Medizinstudium mit Förderung der Studienstiftung des Deutschen Volkes für zwei Semester. Lernen stand für Lioba Ruppert aber trotzdem auf der Tagesordnung, denn in der nächsten Woche beginnen die Klausuren des zweiten Staatsexamens.
Kontakt:
Lioba Ruppert,
PD Dr. Thomas Ernst,
Klinik für Innere Medizin II, Universitätsklinikum Jena
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