Die Alternative der Jenaer Forscher ist schnell, kostengünstig und universell einsetzbar: ein Chip, der ein Labor ersetzt. Wenige Tropfen einer Patientenprobe genügen, damit Ärzte Krankheitserreger und Antibiotika-Resistenzen einfach ablesen können.
„Eine potentiell lebensrettende Entwicklung. Mit Potential sowohl für den einzelnen Patienten als auch für das Gesundheitssystem“, urteilt Prof. Michael Bauer, der am Uniklinikum Jena die Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin leitet: „Sie könnte helfen, uns aus der Resistenz-Misere zu befreien.“
Das Forscherteam am Leibniz-IPHT arbeitet bereits an einem tragbaren System. „Unser Ansporn ist es, nun die nächsten Schritte zu gehen und Ärzten ein Mittel an die Hand zu geben, das sie dort einsetzen können, wo es am meisten gebraucht wird: in der patientennahen Diagnostik“, sagt Prof. Jürgen Popp, wissenschaftlicher Direktor des Leibniz-IPHT und des Instituts für Physikalische Chemie der Friedrich-Schiller-Universität Jena. So könnte der Schnelltest Ärzten auf dem Land, wo keine Klinik in der Nähe ist, zu einer präzisen Diagnose und ihren Patienten zu einer passenden Behandlung verhelfen. Und bei lebensbedrohlich erkrankten Patienten in der Klinik, für die jede Minute zählt, erspart es den zeitaufwändigen Probentransport ins Labor.
„Es freut uns zu sehen, dass wir mit spektroskopischen Techniken eine Lösung für einen dringenden medizinischen Bedarf bereitstellen können“, ergänzt Prof. Ute Neugebauer vom Leibniz-IPHT, die am Integrierten Forschungs- und Behandlungszentrum Sepsis und Sepsisfolgen des Uniklinikums Jena forscht.
Für den Chip, der Leben retten kann, wurde das Jenaer Forscherteam 2018 mit dem 3. Preis des Berthold-Leibinger-Innovationspreises ausgezeichnet. Er hat zudem bereits zur Gründung der Firma Biophotonics Diagnostics geführt. Das Potential ist groß. Patientinnen und Patienten wird schnell geholfen. Die weitere Ausbreitung von Resistenzen wird durch passgenaue Therapien eingedämmt und in den Gesundheitssystemen werden erhebliche Kosten eingespart.
Hintergrund:
Den Preis für angewandte Forschung teilt sich das RAMANBIOASSAY-Team mit einer Wissenschaftlergruppe des Fraunhofer-Instituts für Keramische Technologien und Systeme in Hermsdorf, die für die Entwicklung einer Batterie aus Spezialkeramik zur Stromspeicherung geehrt wurde. Den preis in der Kategorie Grundlagenforschung ging an den Ökologie-Forscher Ulrich Brose von der Universität Jena. Mit dem Thüringer Forschungspreis ehrt das Land Thüringen seit 1995 einmal im Jahr Spitzenleistungen in der Forschung an Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen des Landes. Ausgezeichnet werden Arbeiten der Grundlagen- und der angewandten Forschung mit einem Preisgeld von insgesamt 50.000 Euro. Über die Vergabe entscheidet eine Jury aus erfahrenen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus ganz Deutschland.