Jena (UKJ/km). Geschlechtsverkehr streng nach Kalender, Hormonbehandlungen, künstliche Befruchtung – der Weg zum Wunschkind kann für Paare steinig sein. Vor allem dann, wenn sie spät mit der Familienplanung beginnen. Dass dies in Deutschland immer häufiger der Fall ist, macht sich am Kinderwunsch- und Hormonzentrum am Universitätsklinikum Jena (UKJ) bemerkbar – am einzigen derartigen Zentrum an einem Krankenhaus und Poliklinik in Thüringen.
Das zur Klinik für Frauenheilkunde und Fortpflanzungsmedizin gehörende Zentrum verzeichnet inzwischen mehr als 6.500 Patientenkonsultationen pro Jahr, Tendenz steigend. Anlaufstelle ist es nicht nur für gesunde Frauen, bei denen es mit dem Schwangerwerden nicht klappt. Es betreut auch Patientinnen, die an Endometriose – gutartigen, aber häufig schmerzhaften Wucherungen der Gebärmutterschleimhaut – oder Gebärmuttermyomen leiden. „Beide Erkrankungen sind häufige körperliche Ursachen für ungewollte Kinderlosigkeit“, sagt Dr. Kristin Nicolaus, Oberärztin an der Frauenklinik. Andere Gründe können beispielsweise verschlossene Eileiter oder Störungen bei der Bildung von Eizellen sein. Die hohe Qualität der angebotenen Behandlungen wurde nun erneut ausgezeichnet: in der aktuellen Ausgabe des unabhängigen Verbrauchermagazins „Guter Rat“ zählt Klinikdirektor Prof. Ingo Runnebaum zu den Top-Medizinern Deutschlands. Zum Team des Kinderwunschzentrums gehören neben Frauenärzten, Reproduktionsmedizinern, Hormonexperten und Biologen auch Humangenetiker, Urologen und Psychologen. Auch junge Krebspatientinnen, die sich einer Chemotherapie unterziehen müssen und vorher Eizellen oder Eierstockgewebe für spätere Schwangerschaften entnehmen lassen wollen, werden vom Zentrum gemeinsam mit gynäkologischen und internistischen Praxen betreut.
Qualität der Eizellen sinkt mit dem Alter der Frau deutlich
Dass die wachsende Patientinnenzahl vor allem etwas mit gesellschaftlichen Trends zu tun hat, zeigt sich am Alter der Frauen, die sich mit dem Gedanken einer künstlichen Befruchtung an das UKJ wenden. „Sie sind im Durchschnitt 34 Jahre alt“, so Dr. Ines Hoppe, Biologin und Leiterin des IVF-Labors für künstliche Befruchtungen im Kinderwunschzentrum. In diesem Alter habe die Qualität der weiblichen Eizellen schon abgenommen, es könne zu Zyklusstörungen kommen – keine idealen Voraussetzungen für eine natürliche Befruchtung. Auch die männlichen Samenzellen altern, ihre Zahl sinkt und die Beweglichkeit kann nachlassen. „Die Samenqualität wird auch durch Krankheiten, etwa einen Hodenhochstand im Kindesalter, oder durch Medikamente negativ beeinflusst“, so Dr. Hoppe.