Jena (UKJ/kbo). „Schwangerschaft ist keine Krankheit, sondern eine Zeit der Erwartung, der Vorfreude und vieler körperlicher Veränderungen“, sagt Professor Ekkehard Schleußner, Leiter der Klinik für Geburtsmedizin am Universitätsklinikum Jena (UKJ). Eine zunehmende Anzahl an Frauen jedoch geht mit einer vorbestehenden Erkrankung wie Diabetes oder Rheuma in die Schwangerschaft. „Diese Frauen brauchen bei der Planung und Begleitung der Schwangerschaft unsere besondere Aufmerksamkeit“, weiß der erfahrene Geburtsmediziner. In der Abendvorlesung am Mittwoch, 27. März, beleuchtet er Risikofaktoren und erklärt, wie Mutter und Kind trotz vorbestehender Erkrankungen gut durch die Schwangerschaft kommen. Die kostenlose Veranstaltung beginnt um 19 Uhr im Hörsaal 1 im UKJ in Lobeda. Fachpublikum und Medizininteressierte sind herzlich eingeladen. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.
Nicht jedes propere Baby ist ein gesundes Baby
Die häufigste Stoffwechselerkrankung in unserer Bevölkerung ist Diabetes – auch bei jungen Frauen. Sie haben während der Schwangerschaft ein besonders hohes Risiko für eine Entgleisung ihrer Stoffwechselsituation, aber auch ein höheres Risiko für Komplikationen beim Wachstum und bei der Entwicklung des Kindes. „Schon vor Beginn der Schwangerschaft müssen sich diese Frauen mit ihrem Frauenarzt und Diabetologen abstimmen“, weiß Schleußner. Sie brauchen möglichst gut eingestellte Blutzuckerwerte und ein eng geführtes Blutzuckermanagement. Das gilt auch für Frauen, die während der Schwangerschaft einen Diabetes entwickeln. „Blutzuckerentgleisungen können für das Ungeborene zum Problem werden.“ Denn hohe Blutzuckerwerte der Mutter gehen auf das Kind über und verstärken die kindliche Entwicklung erheblich. Die Kinder werden sehr groß und schwer. „Deshalb ist auch nicht jedes propere Baby ein gesundes Baby.“ Babys von diabetischen Müttern haben oft Probleme mit der eigenen Blutzuckereinstellung. Sie haben häufiger Unterzuckerungen, was für Neugeborene sehr gefährlich sein kann.
Andere Immunabwehr während der Schwangerschaft
Vor andere Herausforderungen stellt eine Schwangerschaft Frauen mit Autoimmunerkrankungen wie rheumatoide Arthritis oder Lupus erythematodes. Bei rheumatischen Erkrankungen bessern sich bei vielen Frauen während der Schwangerschaft die Beschwerden. „Das liegt daran, dass sich die Immunabwehr während der Schwangerschaft erheblich verändert, weg von Entzündungsmechanismen hin zu regulatorischen Mechanismen“, erklärt Schleußner. „Deshalb ist es in enger Abstimmung mit dem betreuenden Rheumatologen oft möglich, die Medikation zu verändern und zu verringern, was letztlich gut fürs Kind ist.“ Allerdings: Nach der Schwangerschaft kehren die Beschwerden wieder zurück, oft stärker als zuvor. „Die immunologischen Veränderungen, die während der Schwangerschaft noch ein Schutz waren, gehen im Wochenbett und nach der Schwangerschaft wieder verloren.“
Für Frauen, die mit vorbestehenden Erkrankungen in die Schwangerschaft gehen, hat Schleußner drei Ratschläge: Eine gute Planung – mit dem Frauenarzt und dem behandelnden Facharzt – ist essentiell. Medikamente sollten nicht einfach abgesetzt werden. Und eine gemeinschaftliche Betreuung der unterschiedlichen Fachdisziplinen ist der Schlüssel zum Erfolg.