Jena (UKJ/kbo). Am 4. Mai startet das, wenn auch Corona bedingt verspätete, Sommersemester 2020 an der Uni Jena – natürlich auch für die Studierenden der Medizinischen Fakultät. Wegen der Coronapandemie bedeutete dies einen immensen Aufwand und erforderte von den Dozentinnen und Dozenten des Uniklinikums Jena (UKJ) neben ihrem klinischen Alltag viel Kreativität und Engagement. Eine „AG Digitalisierung und Lehre“ unterstützte die Lehrenden dabei, das bereits weitgehend geplante Semester völlig umzustellen. Und es ist gelungen. Die allermeisten Lehrveranstaltungen stehen den Studierenden zur Verfügung – allerdings vorwiegend in digitaler Form. Schon länger auf digitale Formate in der Lehre setzt PD Dr. Martin Freesmeyer, Chefarzt der Nuklearmedizin am UKJ. Und das auf besonders kreative Weise.
PD Dr. Martin Freesmeyer setzt auf interaktive Lernvideos
Was haben Arztserien wie „Bettys Diagnose“ oder „In aller Freundschaft – Die jungen Ärzte“ mit dem Fachgebiet Nuklearmedizin zu tun? Mehr, als man auf den ersten Blick denken mag. Denn auch in den fiktiven Geschichten der Fernseh-Kliniken nutzen die Ärzte Verfahren der Nuklearmedizin wie den PET-Scan, also die Positronen-Emissions-Tomographie – und das bei gar nicht mal uninteressanten Fällen. Unterhaltungswert inklusive. Diesen Umstand macht sich Freesmeyer zunutze. In seinen Vorlesungen kriegen die Studenten nämlich eben solche Fernseh-Fallbeispiele zu sehen. Lerneffekt inklusive.
„Vorlesungen, in denen sich die Studenten 90 Minuten lang einfach einen Vortrag mit ein paar Folien anhören, finde ich nicht mehr zeitgemäß“, sagt Freesmeyer. „Die Studenten sollen mitmachen und dabei etwas lernen“, findet er. Fälle aus Arztserien hat er schon immer gerne beispielhaft genutzt, weil dort viel richtig, aber – und aus Fehlern kann man lernen – auf einiges falsch gemacht wird. Seit dem letzten Semester setzt Freesmeyer aber noch einen drauf: Er erstellt selbst vorab interaktive Lernvideos für seine Studenten. In den Hauptrollen: er selbst und sein Kollege Christian Kühnel.
In Szene gesetzt
Die beiden legen sich ganz schön ins Zeug, damit die Videos sowohl lehrreich als auch spannend sind und die Zuschauer, also die Studenten, tatsächlich dran bleiben. So filmen sie aus bis zu vier Kameraperspektiven, sind im ständigen Dialog und erklären sich dabei gegenseitig, welche Verfahren der Nuklearmedizin wie funktionieren und wofür sie eingesetzt werden. Sie achten auf verspielte Details im Hintergrund wie eine Weihnachtskrippe oder Räuchermännchen im Winter, arbeiten mit Animationen und interaktiven Elementen.
Der Clou: Auf die selbstgemachten Videos wird in einem fiktiven Serienfall in der eigentlichen Vorlesung Bezug genommen. Zu diesem Fall stellt Freesmeyer den Studenten Fragen wie: Was haben die „Serienärzte“ richtig gemacht? Was war völlig falsch, was nah dran an der Realität? Was würden sie als Arzt an dieser Stelle tun? Das Fallbeispiel können die Studenten aber nur sehen, wenn sie sich zuvor das Lernvideo von Freesmeyer und Kühnel angeschaut haben. Schließlich geht es bei Freesmeyer im Gegensatz zum Fernsehen nicht um Unterhaltung, sondern tatsächlich darum, Wissen zu vermitteln. Und wer gut aufgepasst hat und die Fragen richtig beantwortet, hat sogar die Chance auf eine kleine Belohnung.
Etwa 15 bis 20 Minuten dauern die Lernvideos. Aus den Serien zeigt Freesmeyer den Studenten nur kurze, maximal fünfminütige Sequenzen. „Wir wollen noch kürzer werden“, berichtet Freesmeyer. „Wir sind ja selber in einem Lernprozess, was die Videos angeht. Es ist schon komisch, sich da selbst zu hören und zu sehen. Aber es macht Spaß. Und einen Haufen Arbeit.“
Bei den Studenten kommt’s gut an
Aufwand, der sich lohnt. „Wir sind zwar eine sehr spezielle Fachdisziplin“, erklärt er. In der Nuklearmedizin geht es um den Einsatz von schwach radioaktivem Material zur Diagnostik und Therapie, beispielsweise bildgebende Verfahren wie Szintigrafien oder PET-Scans oder die Radiojodtherapie bei Schilddrüsenerkrankungen. „Aber gute Lehre zahlt sich aus“, ist Freesmeyer überzeugt. Bei seinen Studenten kommen seine Lehrmethoden jedenfalls gut an. Die Evaluationsergebnisse sind immer überdurchschnittlich. Das Urteil eines Studenten: „Nuklearmedizin rockt!“
PD Dr. Martin Freesmeyer ist Chefarzt der Klinik und Dozent mit akademischer Lehrtätigkeit an der Medizinischen Fakultät für die Module „Einführung Nuklearmedizin“, „Klinische Nuklearmedizin“, „Nuklearmedizinische Diagnostik in der Onkologie“, „Einführung in die klinische Medizin“ und „Radiologie und Strahlenschutz“. Außerdem ist er Koordinator des Querschnittsbereichs „Bildgebende Verfahren, Strahlenbehandlung und Strahlenschutz“. Das beinhaltet die Lehre des Institutes für Diagnostische und Interventionelle Radiologie, der Klinik für Strahlentherapie und Radioonkologie und der Klinik für Nuklearmedizin.