Jena (UKJ/as). Die sich ausbreitende Pandemie durch das Coronavirus hat eine Ausnahmesituation erzeugt, die vielen Menschen in Deutschland nicht vertraut ist. „Wenn es darum geht, Menschen vor der tödlichen Virusinfektion zu retten, erscheinen nicht akut lebensbedrohliche dermatologische Erkrankungen plötzlich nachrangig“, sagt Prof. Peter Elsner, Direktor der Klinik für Hautkrankheiten am Universitätsklinikum Jena (UKJ). Natürlich sei bekannt, dass die Infektion primär nicht die Haut, sondern die Lunge gefährde, so Prof. Elsner weiter. „Dennoch sind unsere dermatologischen Patienten und wir als ihre Behandler in vielerlei Hinsicht von der Katastrophe betroffen.“
Auswirkungen auf die ambulante Versorgung
Um die Übertragung des Virus zwischen Patienten und Klinikmitarbeitern zu minimieren und um bei Bedarf Räume und auch Personal für die Behandlung von Corona-Patienten zur Verfügung stellen zu können, hat die Klinik für Hautkrankheiten verschiedene Maßnahmen umgesetzt. Für Patienten bedeutet dies: Ambulante Termine für nicht dringliche Untersuchungen werden aktuell nicht mehr vergeben. Dringende Behandlungen – dazu gehören dermatologische und allergologische Notfälle, insbesondere Infektionen und die operative Versorgung von bösartigen Hauttumoren – finden jedoch weiterhin mit den entsprechenden Sicherheitsstandards statt.
Die betroffenen Patienten können die dermatologische Poliklinik unter der Telefonnummer 03641 - 932 88 10 oder per E-Mail an kontaktieren. Obwohl sich mehrere Mitarbeiterinnen darum kümmern, alle Anrufe entgegenzunehmen, kann es derzeit zu Wartezeiten kommen. „Wir bitten hierfür um Verständnis. Wir geben unser Bestes, aber angesichts von rund 20.000 Konsultationen pro Jahr kann die Menge an Anfrage vorübergehend sehr hoch sein“, so Prof. Elsner.
Ambulante Patienten, denen zunächst Blut entnommen werden muss, bevor eine Folgeverordnung ausgestellt werden kann, vereinbaren vorab telefonisch oder per E-Mail einen Termin. So soll sichergestellt werden, dass keine Wartezeiten und Patientenansammlungen in den Wartebereichen entstehen.
Noch ein Hinweis: Ambulante Patienten müssen für die Verordnung von Rezepten nicht mehr zwingend einen Überweisungsschein mitbringen, um sich beim Warten in der Hausarztpraxis keinem unnötigen Infektionsrisiko auszusetzen.
Auswirkungen für stationäre Patienten
Auch für die Patienten, die derzeit stationär in der Klinik behandelt werden, gibt es Änderungen. Für sie gilt derzeit ein Besuchsverbot – Ausnahmen sind nur nach Rücksprache mit einem Oberarzt und mit einer genauen Dokumentation (wer hat wann wen besucht?) möglich. Das Besuchsverbot gilt auch außerhalb der Station. So dürfen Patienten die Station zwar verlassen, dürfen sich jedoch auch im Garten der Hautklinik nicht mit Angehörigen treffen oder Gruppen mit anderen Patienten bilden.
Dass kosmetische Prozeduren derzeit verschoben werden, steht außer Frage. Alle anderen geplanten Operationen werden durch die Oberärzte und Operateure derzeit genau geprüft. „Wenn eine Verschiebung medizinisch nicht zu verantworten ist, versuchen wir, wenn möglich, in einem ambulanten Setting zu operieren“, so Prof. Elsner. Operationen, die zwingend unter Narkose stattfinden müssen, werden derzeit nach Möglichkeit verschoben. „Wir führen eine Liste von verschobenen stationären Aufnahmen, so dass Patienten bei freien Kapazitäten wieder einbestellt werden können.“
Hinweise für Patienten mit Allergien
Bei Allergien kommt es zu einer Überreaktion des Immunsystems. Bisher gibt es kaum wissenschaftliche Untersuchungen dazu, ob dadurch das Risiko für eine Infektion mit dem Coronavirus steigt. Andere Virusinfektionen, wie beispielsweise die Influenza, haben jedoch gezeigt, dass Allergiker kein höheres Risiko haben zu erkranken. „Patienten mit Allergien, die regelmäßig Medikamente einnehmen, empfehlen wir in jedem Fall, ihre Therapie wie gewohnt fortzusetzen“, so Prof. Elsner. Auch eine bereits begonnene Hyposensibilisierung mit Allergenen sollte fortgeführt werden – dies betrifft auch Menschen mit Insektengiftallergien. Denn der nahende Sommer wird diese Patienten wieder verstärkt dem Risiko aussetzen, von Insekten gestochen zu werden, auf die sie allergisch reagieren.
Unmittelbar vor der Tür steht die Saison der Birkenpollen. Bei Allergikern lösen diese Pollen Schnupfen, manchmal auch Husten aus. „Patienten sollten in der jetzigen Situation jedoch nicht panisch reagieren“, so Prof. Elsner. Betroffene sollten überlegen, ob es sich hierbei nicht um ihre üblichen Allergiebeschwerden handelt, die sie bereits aus den vergangenen Jahren kennen.
Die Allergieabteilung ist telefonisch unter der Nummer 03641 932 88 40 oder per Mail erreichbar.
Hinweise für Hygienemaßnahmen
Zur Vermeidung einer Übertragung des Coronavirus ist vermehrtes Händewaschen und Desinfizieren angesagt. Dies kann die Haut belasten und besonders bei empfindlichen Menschen und Allergikern zu Handekzemen führen. Daher raten die Jenaer Dermatologen, die Hände besonders intensiv zu pflegen. „Regelmäßiges Eincremen ist jetzt besonders wichtig“, so Prof. Elsner.