Jena (vdG/UKJ). Bei Belastung auftretendes Engegefühl oder Schmerzen in der Brust – das sind die klassischen Anzeichen für eine koronare Herzerkrankung, die jeden vierten Mann über 75 betrifft. Ursache sind Ablagerungen und Verengungen in den Herzkranzgefäßen. Behandelt wird die Erkrankung mit Medikamenten, durch eine Erweiterung der Engstellen bei einem Herzkathetereingriff oder eine Bypassoperation. Zur Diagnose und eben auch zur Therapie erfolgt eine Untersuchung im Herzkatheterlabor, bei der ein dünner Schlauch über eine große Körperader unter Röntgenkontrolle bis ins Herz vorgeschoben wird. Das ist das tägliche Geschäft von Prof. Dr. Sven Möbius-Winkler, der als leitender Oberarzt und stellvertretender Direktor in der Klinik für Innere Medizin I am Universitätsklinikum Jena arbeitet. Seit Dezember hat der 50-jährige Kardiologe die neu eingerichtete Professur für Invasive Kardiale Funktionsdiagnostik an der Friedrich-Schiller-Universität Jena inne.
„Um beispielsweise zu entscheiden, ob eine Engstelle im Herzkranzgefäß für die Beschwerden verantwortlich ist, können wir im Herzkatheter die Gefäßfunktion vor Ort untersuchen“, schildert Sven Möbius-Winkler die Möglichkeiten der modernen Kardiologie. Dazu zählen bildgebende Verfahren wie die Untersuchung der Gefäße mittels winziger Ultraschallsonden von innen oder die optische Kohärenz-Tomografie, mit der sich der Umfang und die Beschaffenheit von Ablagerungen im Gefäß beurteilen lassen. Sonden können die Blutdruckverhältnisse erfassen, und Temperaturmessungen im Gefäß geben Auskunft über Entzündungsprozesse. Die Funktion kleinerer Gefäße wird über indirekte Parameter erfasst, zum Beispiel in der Reaktion auf eine durch Medikamente simulierte Belastungssituation. „Wir arbeiten an der Weiterentwicklung dieser diagnostischen Methoden, um die jeweils optimale Behandlung zu realisieren.“
Diese erfolgt oftmals auch im Katheterlabor – durch das Aufdehnen von Engstellen mittels Ballon oder das Einsetzen von Gefäßstützen, die die weitere Verengung verhindert sollen. Auch wenn Strukturen im Herz wie z.B. Herzklappen so verändert sind, dass ihre Funktion massiv eingeschränkt ist, kann die Behandlung oft minimalinvasiv mit einem Kathetereingriff durchgeführt werden. Diese Therapien sind ein weiterer Arbeitsschwerpunkt von Sven Möbius-Winkler. Im Rahmen dessen leitet er die multizentrische Clearance-Studie für Patienten mit Vorhofflimmern. Diese müssen zur Schlaganfall-Prävention Gerinnungshemmer nehmen, was jedoch die Gefahr für Blutungen erhöht. Prof. Möbius-Winkler: „Wir testen, ob solchen Patienten, die schon eine Hirnblutung erlitten haben, nicht durch eine Art Siebverschluss im Vorhofohr – dort entstehen oft die Gerinnsel, die dann einen Schlaganfall verursachen können – besser geholfen werden kann und die Gefahr der erneuten Blutung damit reduziert werden kann.“ In einer weiteren klinischen Studie in Kooperation mit der UKJ-Radiologie vergleicht der Kardiologe die Aussagekraft der invasiven Herzfunktionsdiagnostik bei Patienten mit koronarer Herzerkrankung mit nichtinvasiven Verfahren.
Nach dem Medizinstudium in Leipzig absolvierte Sven Möbius-Winkler am Herzzentrum Leipzig die Facharztausbildung in der Inneren Medizin und zum Kardiologen. In seiner Dissertation verglich er bei Patienten mit stabiler koronarer Herzerkrankung die Wirkung von körperlichem Ausdauertraining und Stentimplantation. 2012 übernahm er als Chefarzt die Kardiologie am Klinikum in Weißenfels und habilitierte sich im Jahr darauf an der Universität Leipzig mit dem Thema "Körperliche Aktivität als
Grundpfeiler kardiovaskulärer Gesundheit." Seit 2016 arbeitet er am Universitätsklinikum Jena und konnte hier schon umfassende Erfahrungen als Lehrender im Jenaer neigungsorientierten Medizinstudium sammeln. Neben Vorlesungen im Kardioblock und in der Notfallmedizin bietet er Falldemonstrationen in der Linie Klinik-Orientierte Medizin an - im Katheterlabor.
Kontakt:
Prof. Dr. Sven Möbius-Winkler
Klinik für Innere Medizin I, Universitätsklinikum Jena
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