Jena (UKJ/as). Zum zweiten Mal haben Mitarbeiter des Universitätsklinikums Jena (UKJ) ihren Arbeitsplatz in Büros, Laboren und Behandlungsräumen für ein paar Stunden gegen die große Wiese im Drackendorfer Park getauscht. Hier haben sie mit langen Unkrautstechern Exemplare des Orientalischen Zackenschötchens entfernt.
Seit der Renaturierung und Umgestaltung des UKJ-Geländes im Jahr 2016 existiert hinter den Klinikgebäuden eine so genannte extensive Mähwiese: Zwei Mal im Jahr wird gemäht, ansonsten gedeiht die Vegetation ohne menschliche Eingriffe. Das Problem: Das äußerst fortpflanzungsfähige Orientalische Zackenschötchen hat sich bereits ausgebreitet und würde – lässt man der Entwicklung freien Lauf – in kurzer Zeit die einheimischen Arten weitgehend verdrängen.
Die Pflanze kann bis zu zwei Meter in die Höhe wachsen und erinnert mit seinen gelben Blüten ein wenig an Raps. Sie wurde vermutlich im 18. Jahrhundert durch verunreinigtes Saatgut eingeschleppt. In Thüringen hat sie sich vor allem in den vergangenen 40 Jahren sprunghaft vermehrt. Ein Grund ist die Vielzahl an Samen, die die Pflanze produziert, die dann durch Erdtransporte, Mähwerkzeuge, Tierfutter oder Tiere auch über größere Entfernungen verteilt werden können.
Die Pflanze blüht nur für einen begrenzten Zeitraum, so Helene Hennig. „Auf einer artenreichen Wiese blühen hingegen zu unterschiedlichen Zeiten verschiedene Pflanzen, so dass Insekten und somit auch Vögel immer ausreichend Nahrung finden – so bleibt das Nahrungsnetz intakt.“ Die Expertin vom Verein Regionale Aktionsgruppe Saale-Holzland e.V. kümmert sich im Projekt „Management invasiver Neophyten in den FFH-Gebieten um Jena“ darum, dass sich eingeschleppte Pflanzen nicht weiter verbreiten und diese nicht in die Naturschutzgebiete rund um Jena eindringen. „Als direkter Nachbar zu einem Naturschutzgebiet müssen wir als Klinikum Rücksicht nehmen auf die dortige Artenvielfalt“, so Dr. Marc Hoffmann von der Stabsstelle Umweltschutz am UKJ. „Glücklicher Weise kann das UKJ bei Aktionen wie dieser auf den Erfahrungsschatz von Helene Hennig zurückgreifen.“ Bereits im Juni dieses Jahres hatte sie mit einigen Freiwilligen – darunter Mitglieder von Sielmanns Natur-Rangern und Anwohner – kurz vor der Mahd große Einzelpflanzen auf dem Gelände hinter den Klinikgebäuden entfernt.
Die markierte Fläche, die die UKJ-Mitarbeiter jetzt bearbeitet haben, wurde im Frühsommer mit einer Drohne überflogen und in vielen Einzelaufnahmen fotografisch erfasst. Nach der jetzigen Aktion soll erneut ein Drohnenflug stattfinden, um den Erfolg der Aktion auszuwerten. Bereits beim ersten Aktionstag im vergangenen Jahr stand fest, dass sich das Orientalische Zackenschötchen nicht durch eine einmalige Aktion beseitigen lässt. In einem Versuchsstreifen, in dem vor einem Jahr 170 Pflanzen gezählt wurden, waren es vor der jetzigen Aktion nur noch 25. „Schon heute zeigt sich, dass sich der Einsatz gelohnt hat“, so Dr. Hoffmann, der weitere Aktionen plant, um die Ausbreitung des Zackenschötchens weiter einzudämmen.
Ansprechpartner am UKJ:
Dr. Marc Hoffmann
Stabsstelle Umweltschutz
Telefon: 03641 / 9-398130