Jena (UKJ/as). Erwachsenen mit Behinderungen so gut wie möglich zu helfen. Das ist das Anliegen von Dr. Torben de la Motte und seinem Team. Der Facharzt für Neurologie leitet das Medizinische Zentrum für Erwachsene mit Behinderungen (kurz: MZEB), das zum Jahresbeginn seinen Betrieb aufgenommen hat. Aufgrund der Pandemie war die offizielle Eröffnung verschoben worden und findet jetzt am Montag, 5. September, statt. Das MZEB ist Teil des Universitätsklinikums Jena (UKJ) und das einzige Zentrum dieser Art im Freistaat, das an die universitäre Medizin angebunden ist.
Für Kinder und Jugendliche, deren körperliche, geistige oder seelische Entwicklung beeinträchtigt ist, existieren seit den 1990er-Jahren in Deutschland spezialisierte Einrichtungen. In diesen so genannten Sozialpädiatrischen Zentren (SPZ) kümmern sich Experten unterschiedlicher Fachgebiete gemeinsam um die besonderen Bedürfnisse der jungen Patientinnen und Patienten und ihrer Familien. Für Erwachsene, deren geistige und/oder körperliche Entwicklung seit der Kindheit gestört ist, gab es lange Zeit keine vergleichbaren Strukturen in der medizinischen Versorgung. Diese Patientengruppe in einer regulären Facharztpraxis zu betreuen, sei nicht überall problemlos möglich, so Dr. de la Motte. Manchmal fehlten barrierefreie Zugänge zu den Praxisräumen, eine spezielle Zusatz-Ausbildung für die medizinische Versorgung von Menschen mit Behinderungen oder schlicht Zeit für ausführliche Untersuchungen.
Erst im Jahr 2015 hat der Gesetzgeber mit einer Änderung im Sozialgesetzbuch die Voraussetzungen für die MZEBs geschaffen. Von der ersten Idee bis zum fertigen Konzept und schließlich zur Beantragung der Zulassung sei einige Zeit verstrichen, so Dr. de la Motte. Vor allem aber die Suche nach geeigneten Räumen habe sich als langwierig herausgestellt. Durch einen Trägerwechsel fand sich dann aber im vergangenen Jahr im Zentrum für ambulante Rehabilitation in unmittelbarer Nähe des Klinikums in Jena-Lobeda ein geeignetes Domizil. Nach dem Umbau und der Wandgestaltung durch den Künstler und Professor für Malerei und Textile Künste Ulrich Reimkasten konnte der Betrieb zum Anfang dieses Jahres starten.
„Der Bedarf ist in jedem Fall da“, sagt Dr. de la Motte, der bereits zuvor im Rahmen seiner langjährigen Tätigkeit in der Epilepsieambulanz am UKJ Patientinnen und Patienten mit Behinderungen behandelt hat. Diese kommen aus ganz Thüringen und den angrenzenden Bundesländern in das MZEB. Die neuen Räumlichkeiten mit großem Wartebereich und drei Behandlungszimmern bieten dem Neurologen und seinem interdisziplinären Team nun ausgezeichnete Behandlungsmöglichkeiten.
„Beim ersten Termin nehmen wir uns sehr viel Zeit für eine umfassende Untersuchung, um die oft komplexen und manchmal auch unklaren Erkrankungen und Verhaltensstörungen abzuklären“, so Dr. de la Motte. Zunächst gehe es darum, sich einen Überblick zu verschaffen, was in der aktuellen Situation für den Menschen wichtig ist. Dank der unmittelbaren Nähe zum UKJ können für die weitere Abklärung nahezu alle Fachrichtungen unkompliziert mit einbezogen werden.
Für jede Patientin und jeden Patienten erstellen die Experten dann einen individuellen Therapieplan, der je nach Bedarf medizinische, sozialmedizinische, ergotherapeutische, physiotherapeutische oder logopädische Aspekte abdeckt. „Unser Anliegen ist es, dass die Menschen, die zu uns kommen, die Hilfe erhalten, die sie benötigen, um ein möglichst selbstbestimmtes und selbstständiges Leben zu führen“, so der Neurologe.
Das Team vom MZEB bietet unter anderem eine psychosoziale und sozialmedizinische Beratung an, koordiniert die Versorgung mit Hilfsmitteln und hat sich zum Ziel gesetzt, die Fähigkeiten zur gesundheitlichen Selbstvorsorge der Patientinnen und Patienten langfristig zu stärken.
Voraussetzungen für eine Behandlung im MZEB sind neben einer Überweisung durch einen Hausarzt oder niedergelassenen Neurologen, dass die volljährigen Patienten gesetzlich versichert sind, ein Grad der Behinderung ab 70 und mindestens ein Merkzeichen wie G, aG, H, BI, GI vorliegt und sie eine komplexe Versorgung benötigen.
Anmeldung und Terminvergabe
Telefon: 03641/9323500
E-Mail:
MZEB im
Zentrum für ambulante Rehabilitation (ZAR)
(2. Obergeschoss)
Ebereschenstraße 1+3
07747 Jena
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