Jena (UKJ/vdG) Die Lehr- und Forschungssammlung der Jenaer Anatomie befindet sich in den historisch ältesten Räumen der Universität Jena, dem Refektorium des Collegium Jenense, einem ehemaligen Dominikanerkloster. Seit über 200 Jahren dient sie der Studierendenausbildung in der Medizin und war Jahrzehnte lang fast ausschließlich Fachpublikum zugänglich. Heute ist die Sammlung in Trägerschaft der Friedrich-Schiller-Universität Jena und des Universitätsklinikum Jena und wird vom Institut für Anatomie fachlich betreut. Sie umfasst unter anderem etwa 1500 menschliche Präparate, 500 Modelle und Abgüsse sowie 1500 historische Wandkarten und Fotografien.
Seit zwei Jahren bietet die Sammlung zweimal wöchentlich allgemeine Öffnungszeiten an und konnte in dieser Zeit über 15.000 Besucherinnen und Besucher begrüßen. Um die Dauerausstellung der allgemeinen Öffentlichkeit zu erschließen, überarbeitete das Team der Sammlung grundlegend das Ausstellungskonzept und modernisierte die Präsentation der Exponate wesentlich. Jetzt widmet sich einer der zwei Ausstellungsräume der Erklärung der menschlichen Anatomie nach Organsystemen, die auch zu Unterrichtszwecken geeignet ist. Ein besonderer Bereich gibt Auskunft über verschiedene Präparationstechniken. Im zweiten Ausstellungssaal wird die historische Bedeutung der Anatomischen Sammlung erfahrbar.
Die Auseinandersetzung mit der Geschichte der Sammlung, die Forschung zur Herkunft der Exponate und der ethische Umgang mit Teilen menschlicher Körper sind wesentlicher Bestandteil des neuen Ausstellungskonzeptes. „Wir wollen bewusstmachen, dass wir hier nicht einfach Präparate sehen, sondern Menschen“, betont Dr. Ulrike Lötzsch, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Sammlung, „das ist nicht zuletzt im Sinne unserer Körperspender und derer Familien.“ Deswegen untersucht das Sammlungsteam auch, unter welchen Umständen Körperteile in die Sammlung gelangten und stellt das in den wissenschaftlichen und den moralisch-ethischen Kontext der jeweiligen Zeit. Der emeritierte Anatomieprofessor Christoph Redies, langjähriger Kustos der Sammlung, sagt: „Bei drei Schädeln aus der Kolonialzeit sind wir im Gespräch mit dem Botschafter Namibias über eine Rückführung. Es hat mich sehr beeindruckt, wie der Botschafter die Schädel als seine Vorfahren betrachtete.“