Projektziel
Qualität in der Arztpraxis messbar machen – das ist das Ziel von QiSA, dem bundesweit ersten System von Qualitätsindikatoren für die ambulante Versorgung. Zielgruppe von QiSA sind in der Praxis tätige Ärzt:innen. Unter ihnen spricht das Qualitätsindikatorensystem mit seinen 15 Bänden vorrangig die hausärztliche Versorgung an. Einzelne Bände richten sich aber auch an den fachärztlichen Bereich. Interessant ist der Einsatz von QiSA speziell für ärztliche Kooperationen wie Qualitätszirkel, Arztnetze, Medizinische Versorgungszentren oder Hausarztverträge.
Der Band 6 „Depression“ enthält Qualitätsindikatoren zur Diagnostik und Therapie bei Patient:innen mit „unipolarer“ depressiver Störung, d.h. depressive Episoden, rezidivierende depressive Störungen und anhaltende affektive Störungen, in der hausärztlichen Versorgung. Sie können genutzt werden, um die Qualität der Versorgung depressiv erkrankter Menschen zu erfassen und zu verbessern.
Wissenschaftler:innen des Instituts für Allgemeinmedizin in Jena bestimmten in ihrer Rolle als Projektleitung und Mitglieder des Autor:innenteams die Recherche, Auswahl und Deskription der Qualitätsindikatoren zur Versorgung von Menschen mit Depression und die Entstehung des QiSA-Bandes Nr. 6 maßgeblich.
Methoden
Zunächst erfolgte eine systematische Literaturrecherche nach bereits vorhandenen Qualitätsindikatoren zu Depression in einschlägigen Literatur-Datenbanken (Medline), nationalen und internationalen Leitlinien sowie nationalen und internationalen Datenbanken und Portalen für Qualitätsindikatorensysteme (z.B. National Quality Measures ClearinghouseTM). Es wurden insgesamt 80 Indikatoren gefunden, die den oben genannten Suchkriterien entsprachen. Indikatoren, die sich auf den stationären Bereich oder auf Patienten unter 18 Jahren bezogen, wurden ausgeschlossen. Die gefundenen Indikatoren wurden, wenn sie nicht in Deutsch vorlagen, übersetzt und in eine Indikatorenliste integriert. Es entstand eine Liste von 61 Qualitätsindikatoren, die einem Expert:innenpanel vorgelegt werden konnten und von diesem bewertet wurden. Im Rahmen der Diskussion wurde ein weiterer Indikator zur Einbeziehung des Patient:innen in die Behandlung (Shared Decision Making) vorgeschlagen und auch bewertet.
Das Verfahren zur Bewertung und Auswahl der Indikatoren folgte der sogenannten RAND/UCLA Appropriateness Method, die vor etwa 30 Jahren von der RAND Corporation, Kalifornien, in Zusammenarbeit mit der School of Medicine der University of California, Los Angeles (UCLA) entwickelt wurde. Dieses Verfahren ist in nationalen und internationalen Studien erprobt und kombiniert systematisch die Recherche der verfügbaren wissenschaftlichen Evidenz mit einer strukturierten Bewertung durch Expert:innen. Zur Beurteilung der Relevanz der Indikatoren wurden zwei Bewertungsrunden durchgeführt. Die erste Runde besteht aus einer schriftlichen postalischen Bewertung, während die zweite Bewertungsrunde im Anschluss an ein halbtägiges Treffen der Expert:innen (nach der Diskussion der Indikatoren) durchgeführt wurde. In der zweiten Bewertungsrunde wurde außerdem die Praktikabilität (Umsetzbarkeit) der Indikatoren bewertet.
Übersicht über QiSA-Indikatoren zu Depression (Band 6)
Projektteam
- Dr. Sven Schulz
- Dr. rer. pol. Antje Freytag
- Prof. Dr. Jochen Gensichen (ehemals Institut für Allgemeinmedizin Jena)
Publikationen
- Schulz S, Freytag A, Chenot R, Szecsenyi J, Andres E, Gensichen J. Depression: Qualitätsindikatoren für die Versorgung von Patienten mit Depression. In: Szecsenyi J, Broge B, Stock J, editors. QuiSA - Das Qualitätsindikatorensystem für die ambulante Versorgung. Heidelberg, Göttingen: Universitätsklinikum Heidelberg, AQUA - Institut; 2013.