Evaluierung der SAPV-Richtlinie: Outcomes, Interaktionen, Regionale Unterschiede
Förderzeitraum: 07/2017 - 06/2019
Förderung: Innovationsfonds des Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA)
Förderzeitraum: 07/2017 - 06/2019
Förderung: Innovationsfonds des Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA)
Wie gut funktioniert die ambulante palliative Versorgung in Deutschland? Diese Frage versucht SAVOIR zu beantworten. Das Projekt SAVOIR - Evaluierung der SAPV-Richtlinie: Outcomes, Interaktionen, Regionale Unterschiede - untersucht die Vielfalt der Modelle sowie der damit einhergehenden regionalen Versorgungsstrukturen. Wir wollen herausarbeiten, welche Faktoren für die Versorgungsqualität wichtig sind und daher in einer zukünftigen Richtlinie des G-BA berücksichtigt werden sollten.
Die spezialisierte ambulante Palliativversorgung (SAPV) ist in Deutschland als Regelleistung in die Versorgungslandschaft integriert. Auf Grund differierender Vertrags-, Versorgungs- und Finanzierungsmodelle ist die konkrete Versorgungspraxis sehr unterschiedlich. Wir finden eine große Varianz hinsichtlich Ein- und Ausschlusskriterien von Patient:innen, Behandlungsintensität und dauer, sowie Strukturmerkmalen des Versorgungsangebotes. Auch die Vernetzungen und Kooperationen mit Hausärzt:innen, Pflegenden, Hospizen, Kliniken können sehr unterschiedlich sein.
SAVOIR wird in fünf Teilprojekten (TP) Struktur- und Patient:innendaten erheben, Patient:innen und Angehörige, Mitarbeiter:innen von SAPV-Teams und weitere Leistungserbringer befragen sowie Routinedaten auswerten. Entscheidend dabei ist, dass Qualität nicht einfach anhand von abstrakten Faktoren beurteilt, sondern vor allem aus der Perspektive von Patient:innen und Angehörigen sowie der SAPV-Teams und anderer Leistungserbringer erfasst wird. Die Ergebnisse sollen dazu beitragen, hemmende und förderliche Faktoren für eine qualitativ hochwertige SAPV-Arbeit zu identifizieren und entsprechend die Rahmenbedingungen zu verbessern.
Die TP4 und 5 werden am Institut für Allgemeinmedizin, Universitätsklinikum Jena durchgeführt.
Die Studie soll zeigen, ob die SAPV und die SAPV-Richtlinie noch weiter verbessert werden können, und wo dazu angesetzt werden muss.
TP1: Strukturmerkmale der SAPV und ihr Einfluss auf Versorgungsparameter
(Universitätsmedizin Göttingen, Klinik für Palliativmedizin)
TP2: Qualitätssicherung in der Ambulanten PalliativverSorgung (QUAPS) eine quantitative Erhebung zur Versorgung aus Patienten- und Angehörigenperspektive
(Universitätsklinikum Jena, Abt. für Palliativmedizin/KIM II)
TP3: Was ist gute Versorgungspraxis? Versorgungsqualität aus Sicht von SAPV-Teams und weiterer Leistungserbringer in der SAPV
(Universität Augsburg, Zentrum für Interdisziplinäre Gesundheitsforschung)
TP4: Hausärztliche Betreuung von Palliativpatienten innerhalb und außerhalb von SAPV
(Universitätsklinikum Jena, Institut für Allgemeinmedizin)
Das Ziel des Teilprojektes 4 ist die Erhebung und Darstellung der hausärztlichen Aufgaben und Funktionen in der Versorgung von Palliativpatient:innen innerhalb der SAPV und der AAPV. Obwohl die präexponierte Stellung der Hausärzt:innen in der Versorgung von Palliativpatient:innen vielfach herausgearbeitet wurde, steht eine systematische und bundesweite Evaluierung der hausärztlichen Rolle an dieser Nahtstelle bisher aus.
Mithilfe eines standardisierten, quantitativen Forschungsdesigns erfolgt eine einmalige postalische Befragung einer repräsentativen Stichprobe von 3500 Hausärzt:innen. Die Auswahl der anzuschreibenden Hausärzt:innen erfolgt für eine Anzahl insbesondere in Bezug auf SAPV-Rahmenbedingungen heterogener KV-Regionen. Der Fragebogen wird so konzipiert, dass eine Analyse der (neben dem palliativmedizinischen Versorgungsbedarf der/des Patient:in wirkenden) praxis- und kontextbezogenen Einflussgrößen auf die hausärztliche Entscheidung zu Art und Umfang von verordneten SAPV-Leistungen sowie hausärztlich geleisteter palliativmedizinischer Betreuung erfolgen kann. Es werden kontextbezogene Einflussgrößen berücksichtigt, die in der Literatur als relevant gelten und in qualitativen Interviews (s.a. TP3) als relevant benannt wurden. Eine Rolle spielen hierbei u.a. die Themenkomplexe: hausärztliche Erfahrung und Qualifikation, Verfügbarkeit palliativmedizinischer Strukturen und Ressourcen sowie Vergütungsaspekte.
Der Fragebogen wird anhand von (mindestens n=6) Interviews pilotiert und daraufhin adaptiert. Aus der Befragung sollen sich Hinweise für die Weiterentwicklung der SAPV-Richtlinie bzw. die Zukunft der ambulanten palliativmedizinischen Versorgung entnehmen lassen.
In einer abschließenden Synthese aus den Ergebnissen der qualitativen Analyse (TP3), der schriftlichen Befragung (TP4) und der GKV-Routinedatenanalyse (TP5) werden auch Kriterien zur systematischen Beschreibung der hausärztlichen Beteiligung an SAPV und AAPV abgeleitet.
Das positive Votum der lokalen Ethikkommission am Universitätsklinikum Jena für die Durchführung der Befragung liegt vor (5316-10/17).
Eine Zusammenfassung der Ergebnisse aus TP4 können Sie diesem Factsheet entnehmen.
TP5: Darstellung der SAPV im Vergleich mit anderen palliativmedizinischen Versorgungsformen anhand von GKV-
Routinedaten: Versorgungsinhalte, Patientenprofile und allgemeine medizinische Inanspruchnahme aus
Kostenträgerperspektive
(Universitätsklinikum Jena, Institut für Allgemeinmedizin)
Ziel des Teilprojekts 5 ist es, eine Beschreibung von Art, Umfang und Qualität der (insbesondere ambulanten, und dabei insbesondere der spezialisierten ambulanten) palliativmedizinischen Versorgung in Deutschland auf der Basis von GKV-Routinedaten zu liefern.
Anhand einer retrospektiven Kohortenstudie mit Querschnittsvergleichen und Subgruppenanalysen auf der Basis von pseudonymisierten Routinedaten der Barmer wird zunächst festgestellt, ob ein:e Patient:in innerhalb der letzten (bis zu sechs) Monate vor seinem/ihrem Tod palliativmedizinisch behandelt wurde und wenn ja, im Rahmen welcher/n palliativmedizinischen Versorgungsform/en. Welche Patient:innen erhielten welche palliativmedizinische Versorgung? Zur Beantwortung dieser Frage werden Merkmale der Patient:innen ausgewertet, die in GKV-Routinedaten abbildbar sind: Alter, Geschlecht, Pflegestufe, Grunderkrankungen und Komorbidität etc. Des Weiteren wird dargestellt, in welchem Umfang spezifische Leistungen im Rahmen der palliativmedizinischen Versorgung erbracht wurden. Von Interesse sind neben spezifisch palliativmedizinischen Leistungen auch die weiteren medizinischen Leistungen, die in den letzten Monaten vor dem Tod in Anspruch genommen werden: ärztliche Konsultationen, Krankenhausbehandlung, bildgebende Diagnostik, Labor, ambulant verordnete Arzneimittel, Heil- und Hilfsmittel, häusliche Krankenpflege (HKP), Pflegeleistungen etc. Nach Möglichkeit erfolgt eine Bewertung palliativmedizinischer Versorgungsformen im Hinblick auf die Qualität der erreichten Patient:innenversorgung. Die Ergebnisse der Routinedaten-Analyse werden auch anhand der Begriffe Über-, Unter- und Fehlversorgung interpretiert. In Verbindung mit der Patient:innen-Charakterisierung soll hierdurch eine zielgenauere Weiterentwicklung der palliativmedizinischen Versorgungsformen unterstützt werden.
Das positive Votum der lokalen Ethikkommission am Universitätsklinikum Jena für die Durchführung der Routinedatenanalyse liegt vor (5317-10/17).
Ditscheid B, Krause M, Lehmann T, Stichling K, Jansky M, Nauck F, Wedding U, Schneider W, Marschall U, Meißner W, Freytag A. Palliativversorgung am Lebensende in Deutschland. Analyse der Inanspruchnahme und regionalen Verteilung mittels GKV-Routinedaten. Bundesgesundheitsbl., erschienen 12/2020.