Forschung
Das CSCC koordiniert und unterstützt translationale und klinische Forschung auf dem Gebiet lebensbedrohlicher Infektionen, insbesondere der Sepsis und ihrer Folgeerkrankungen. Wesentlich ist dabei die Förderung der Translation von basiswissenschaftlichen Forschungsergebnissen in eine verbesserte Prävention, Diagnose und Therapie. Der fächerübergreifende Austausch und die Zusammenarbeit sind dabei zentrale Elemente.
Die wissenschaftlichen Arbeiten gliedern sich in vier Forschungsfelder, die das wissenschaftliche Profil des Zentrums bilden:
Bugs – schwer behandelbare Infektionen
Infektionsprävention und optimale Behandlung sind Kernthemen der Sepsis-Prävention. Das Spektrum von Mikroben, die invasive Infektionen und Sepsis hervorrufen, hat sich während der letzten Jahrzehnte deutlich geändert. Im Zusammenhang mit dem demographischen Wandel steigt zum Beispiel die Zahl prothetischer Implantate. Dadurch nimmt auch die Anzahl von Protheseninfektionen zu, die aufgrund einer Biofilmbildung nur schwer zu behandeln sind. Multiresistente Bakterien und Pilze, denen mit gebräuchlichen Therapien ebenfalls schwer beizukommen ist, treten vermehrt auf und führen zu erhöhter Sterblichkeit. Die Projekte und Studien in diesem Forschungsgebiet konzentrieren sich auf diese schwer behandelbaren Infektionen mit dem Ziel, Infektionsprozesse besser zu verstehen und Diagnose, Behandlung und klinisches Management zu verbessern. Daneben werden auch mikrobielle Strategien zur Persistenz im Wirt im Forschungsfeld Bugs untersucht. Der Bereich bildet eine der Brücken zu den Exzellenzthemen der Friedrich-Schiller-Universität.
Drugs – neue Strategien für antimikrobielle Therapien
Zahlreiche Studien haben gezeigt, dass eine inadäquate antibiotische Behandlung, basierend auf Antibiotikaresistenzen, Unterdosierung und/oder verspätetem Therapiebeginn, zu einer dramatischen Erhöhung der Sterblichkeit bei Sepsis führt. Das Forschungsfeld Drugs widmet sich dementsprechend unterschiedlichen Ansätzen, die Therapie von Infektionen und Sepsis zu verbessern. Dazu zählen Strategien für einen schnelleren Therapiebeginn, für den optimierten Einsatz von Antibiotika, aber auch die weitere Entwicklung und die Erforschung von pharmakologischen Ansätzen zur gezielten Therapie von Organ- und Gewebeschäden sowie von Sepsis-Folgeschäden. Dadurch fungiert Drugs einerseits als Bindeglied zwischen den Forschungsbereichen des CSCC, andererseits aber auch zwischen universitären Forschungsverbünden und der klinischen Forschung am UKJ.
Damage – gezielte Strategien gegen Organversagen
Sepsis ist die Hauptursache für Multiorganversagen, das wiederum für kritisch kranke Patienten prognosebestimmend ist. Dieses Organversagen wird häufig auf eine unkontrollierte Entzündungsantwort zurückgeführt. Therapien mit dem Ziel, Entzündungsmediatoren zu neutralisieren, haben allerdings in zahlreichen Studien den Krankheitsverlauf nicht wesentlich beeinflussen können. Zunehmend geraten daher zellspezifische Signalwege, die Organdysfunktionen beeinflussen, in den Fokus. Die Projekte im Forschungsfeld Damage beschäftigen sich mit sepsisinduziertem Organversagen mit dem langfristigen Ziel, in die zugrundeliegende Pathophysiologie zell- und gewebespezifisch einzugreifen und medikamentös beeinflussbare Zielstrukturen zu identifizieren. Vielversprechende Ergebnisse sollen zügig in die präklinische Erprobung überführt werden. Die begleitende Entwicklung von diagnostischen und theranostischen Strategien soll die häufig auftretende Diskrepanz zwischen erfolgreichen Tierversuchen und dem späteren Versagen in klinischen Studien reduzieren.
Aufgrund der Entwicklungen in der Mikrobiom-Forschung und der jüngsten Erfolge der Friedrich-Schiller-Universität in der Exzellenzinitiative öffnet sich dieses Feld zunehmend den Wechselwirkungen von kommensalen und pathogenen Mikrobiota mit dem menschlichen Wirt. Neben verstärkter Kooperation mit Institutionen der Friedrich-Schiller-Universität rückt das Forschungsfeld damit auch näher an den Forschungsbereich Bugs, in dem molekulare Interaktionen zwischen Mikrobiom, Immunsystem und Parenchym genauer untersucht werden.
Repair – Rehabilitation und Erforschung lang- und mittelfristiger Folgen der Sepsis
Neben früher Diagnose und schneller Behandlung der Sepsis beeinflusst auch die mittel- und langfristige Versorgung von Sepsisüberlebenden das klinische Gesamtresultat und die Lebensqualität der Betroffenen. Während aktuelle Daten eine Abnahme der sepsisbedingten Sterblichkeit auf Intensivstationen und in Kliniken belegen, fehlen detaillierte epidemiologische Daten über mittel- und langfristige Krankheitsfolgen nach einer überstandenen Sepsis. Trotz der hohen klinischen Relevanz sind die biologischen Mechanismen, die den Folgeerkrankungen zugrunde liegen, kaum verstanden; auch Behandlungsoptionen fehlen. Mit der sinkenden Sterblichkeit steigt jedoch die Belastung durch Sepsisfolgen sowohl für ehemalige Patienten und ihre Angehörigen als auch für das Gesundheitswesen. Derzeitigen Wissenslücken hinsichtlich mittel- und langfristiger Sepsisfolgen widmet sich das Forschungsfeld Repair. Dies geschieht einerseits auf klinischer Ebene, wobei eine enge Verbindung zum Forschungsfeld Damage besteht. Andererseits werden hier auch Möglichkeiten erforscht, soziale und psychische Folgen zu mindern. Darüber hinaus bietet dieses Forschungsfeld Platz für Ansätze der Versorgungs- und Gesundheitssystemforschung.
Basierend auf den Ergebnissen aus der Mitteldeutschen Sepsis Kohorte werden hier neue Fragestellungen abgeleitet. Damit bezieht sich Repair letztlich auch auf Verbesserung von Gesundheitssystemparametern, die helfen können, Sepsis zu vermeiden, Sterblichkeit zu verringern und die Lebensqualität nach überlebter Sepsis zu verbessern und weist damit eine große inhaltliche Bandbreite auf.