Prognostische und diagnostische Relevanz des Nachweises bakterieller DNA bei Patienten mit Leberzirrhose und Aszites - eine prospektive multizentrische Studie
Allgemeines
Akronym: ACTION
Projektleiter: Dr. med. Tony Bruns
Dr. med. Phillipp Reuken
Forschungsfeld: B Neue diagnostische Technologien und Verfahren
Projektnummer: B3.1
Projektlaufzeit: 01.09.2010 bis 31.08.2012
Modul: Rotationsstelle
Projektbeschreibung
Bei Patienten, die aufgrund einer chronischen Lebererkrankung einen fortgeschrittenen Leberumbau (Leberzirrhose) erlitten haben, liegt häufig Bauchwasser (Aszites) vor. Die Infektion von Aszites (spontan bakterielle Peritonitis) stellt eine schwerwiegende Komplikation der Leberzirrhose dar und geht mit einer hohen Sterblichkeit einher. Der behandelnde Arzt kann eine solche Infektion nur durch die Entnahme und Untersuchung von Aszites ausschließen. Dies sollte insbesondere bei Symptomen oder Laborabweichungen, die auf eine Infektion hinweisen (Bauchschmerz, Spannungsgefühl im Bauch, Fieber, Nierenversagen, Erhöhung der weißen Blutkörperchen [Leukozytose], Übersäuerung des Blutes [Azidose], Störungen des Hirnstoffwechsels mit Verwirrung oder Schläfrigkeit [Hepatische Enzephalopathie] erfolgen. Die kulturelle Anzucht von Bakterien bei Patienten mit entzündlich verändertem Aszites (spontan bakterielle Peritonitis) gelingt jedoch nur bei einem geringen Teil der Patienten. Es besteht jedoch auch die Möglichkeit, mit molekulargenetischen Methoden Bestandteile von Bakterien, z.B. bakterielle Erbinformation (DNA), im Bauchwasser nachzuweisen. Darüber hinaus bestehen Hinweise, dass Patienten, bei denen bakterielle DNA in nicht-entzündetem Bauchwasser nachgewiesen wurde, eine schlechtere Langzeitprognose aufweisen als Patienten mit Leberzirrhose ohne bakterielle DNA im Aszites.
Ziel dieser Studie ist es zu untersuchen, ob der Nachweis bakterieller DNA im Aszites bei Patienten mit Leberzirrhose, die Zeichen der Infektion aufweisen, mit einem verkürzten Überleben einhergeht. Darüber hinaus sollen die Umstände untersucht werden, unter denen Bakterien und bakterielle Bestandteile aus dem Darm in Blut und Bauchwasser übergehen. Weiterhin soll geprüft werden, ob es mit molekulargenetischen Methoden des bakteriellen DNA-Nachweises zuverlässiger möglich ist, den Erreger einer spontan bakteriellen Peritonitis nachzuweisen als mit klassischen Kulturtechniken.
Wissenschaftliche Kurzbeschreibung
Während der Nachweis bakterieller DNA (bactDNA) in Serum und Aszites bei Patienten mit Leberzirrhose in Abwesenheit von Infektionszeichen als Marker der bakteriellen Translokation einen unabhängigen Prädiktor für Mortalität darstellt, wurde die Bedeutung dieses Markers bei Patienten mit systemischem inflammatorischen Response-Syndrom (SIRS), bakteriellen Infektionen und Varianten der spontan-bakteriellen Peritonitis (SBP) bislang nicht ausreichend validiert. Der Nachweis der Äquivalenz verschiedener Methoden des bactDNA-Nachweises im Serum und deren Korrelation mit Markern der bakteriellen Translokation und Endotoxinämie steht bislang ebenfalls aus.
In dieser multizentrischen Kohortenstudie sollen Risikofaktoren für bakterielle Translokation und Endotoxinämie bei Patienten mit Leberzirrhose und Aszites abgeleitet werden. Dazu werden genetische, Wirts- und Umweltfaktoren sowie putative Surrogatmarker analysiert.
Um die diagnostische Relevanz dieser Befunde abzuschätzen, wird als Primärziel untersucht, ob der Nachweis von bakterieller DNA mit einer erhöhten Mortalität bei Patienten mit Leberzirrhose und Aszites, die Zeichen der systemischen Inflammation oder Infektion aufweisen, assoziiert ist.
Ausgewählte projektbezogene Publikationen
Reuken PA, Pletz MW, Baier M, Pfister W, Stallmach A, Bruns T. Emergence of spontaneous bacterial peritonitis due to enterococci - risk factors and outcome in a 12-year retrospective study. Aliment Pharmacol Ther 2012. Im Druck
Bruns T, Reuken P, Fischer J, Berg T, Stallmach A. Further evidence for the relevance of TLR2 gene variants in spontaneous bacterial peritonitis. J Hepatol 2011. Im Druck
Bruns T, Peter J, Reuken PA, Grabe DH, Schuldes SR, Brenmoehl J, Schölmerich J, Wiest R, Stallmach A. NOD2 gene variants are a risk factor for culture-positive spontaneous bacterial peritonitis and monomicrobial bacterascites in cirrhosis. Liver Int 2012;32:223-230.
Bruns T, Peter J, Hagel S, Herrmann A, Stallmach A. The augmented neutrophil respiratory burst in response to Escherichia coli is reduced in liver cirrhosis during infection. Clin Exp Immunol 2011. 164(3):346-356.
Bruns T, Sachse S, Straube E, Assefa S, Herrmann A, Hagel S, Lehmann M, Stallmach A. Identification of bacterial DNA in neutrocytic and non-neutrocytic cirrhotic ascites by means of a multiplex polymerase chain reaction. Liver Int 2009;29:1206-1214.
Kontakt
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Universitätsklinikum Jena
Klinik für Innere Medizin II
Abteilung Gastroenterologie, Hepatologie, Infektiologie
Erlanger Allee 101
07747 Jena
Dr. med. T. Bruns
NIHR Biomedical Research Unit and Centre for Liver Research
School of Immunity and Infection
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University of Birmingham
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